Neuer Wärme Rekord Wetterstatistik der Wetterwarte Süd – das Jahr 2023 im Rückblick

Wetterstatistik der Wetterwarte Süd – das Jahr 2023 im Rückblick
Bei überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer etwas zu nass und markant zu warm. (Bild: Pixabay)

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Mit den Temperaturen geht es weiter bergauf. Der erst 2022 erreichte Höchstwert wurde vergangenes Jahr nochmals überboten. Damit spiegelt unsere Region den globalen Trend wider. Denn auch weltweit betrachtet war es so warm wie noch nie seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen vor rund 150 Jahren.

Mit 10,8 Grad Celsius stieg die Durchschnittstemperatur an der Wetterzentrale in Bad Schussenried um 1,8 Grad über die 30-jährige Norm der Jahre 1991 bis 2020. Nimmt man die zur längerfristigen Betrachtung und Einordnung des Klimawandels relevante Referenzperiode von 1961 bis 1990 sind es sogar gut zweieinhalb Grad. Abgesehen vom April übertrafen sämtliche Monate teilweise ganz erheblich ihre Mittelwerte, allen voran der Juni und September. Sommer- und Hitzetage gab es reichlich.

An 84 Tage kletterte das Quecksilber über die Sommermarke von 25 Grad (30-jähriges Mittel: 52,0 Tage) und an 29 Tagen über 30 Grad (12,5 Tage). Damit wurde der Spitzenwert (30 Hitzetage) aus dem Jahrhundertsommer 2023 nur knapp verfehlt. Vier Mal ging es sogar über die 35 Grad. Ganz außergewöhnlich der September mit vier heißen Tagen, davor lediglich zwei in 50 Jahren! Die Anzahl der Frosttage (76) und Eistage, also Tage mit Dauerfrost (12) liegt dagegen weit unter dem statistischen Soll (101,1 Tage bzw. 26,1 Tage).

Neben von drei ausgeprägten feucht-kühlen Witterungsabschnitten war das Jahr hochdruckbestimmt und zeitweise knochentrocken, signifikant vom 17. Mai bis zum 18. Juni, als vielerorts kein messbarer Niederschlag fiel. Zum Start in die Haupturlaubs- und Ferienzeit ging der Sommer vorübergehend auf Tauchstation. Dafür glänzte der späte Sommer noch bis in den frühen Herbst hinein mit hohen Temperaturen und ordentlich Sonnenschein. Hätte sich dieselbe Großwetterlage während der Hundstage eingestellt, nicht auszudenken, locker an die 40 Grad! Mitte Oktober fehlten 30 bis 40 Prozent des Niederschlagsolls. Dies sollte sich danach aber durchgreifend ändern.

Eine seit vielen Jahren nicht mehr erlebte Regenzeit, mit dem regenreichsten November der letzten 100 Jahre ließ die Wasserpegel kräftig ansteigen. Das Nass war allerdings dringend nötig, für die Natur, vor allem die Wälder und für die Grundwasseranreicherung. Völlig aus dem Rahmen fällt die schier unglaublich geringe Zahl der Nebeltage, besonders in unserer ansonsten sehr nebelanfälligen Region. Denn an gerade mal 37 Tagen wurde Nebelgrau verbucht, halb so viel wie in einem „normalen Jahr“. Unterm Strich war es recht sonnig, allerdings weit entfernt vom „Sonnenscheinfestival“ des Vorjahres.

Wetterkundliche Schlaglichter

Frühlingshafter Jahresbeginn

Auf die mit Abstand wärmste, jemals verzeichnete erste Januarhälfte mit bis zu 19,2°C in Friedrichshafen an Neujahr folgt kaltes Wetter. So richtige Winterstimmung will jedoch nicht aufkommen. Es mangelt an Schnee. Selbst auf den Alb- und Allgäuhöhen sind die Schneeverhältnisse äußerst bescheiden.

Schneearmer „Schmalspurwinter“

Auch im Februar kommt der Winter nicht in die Spur. Sonnenhoch „Elisabeth“ beschert den Narren pünktlich zum Höhepunkt der Fasnetskampagne schönes und vorfrühlingshaft laues Wetter.

Wetterachterbahn

Unserem Kreislauf wird im Frühling einiges abverlangt. Auf warme Phasen folgen immer wieder empfindliche Kälterückfälle. Das stete Auf und Ab der Temperaturen und die Wechselhaftigkeit des Wettergeschehens sind Programm. Mitte Mai übernehmen Hochdruckgebiete das Regiment und leiten in Verbindung mit dem permanent wehenden Ostwind und der intensiven Sonneneinstrahlung eine lang anhaltende Trockenperiode ein.

Juni verwöhnt mit Sonnenschein

In der ersten Junihälfte setzt sich die Alleinherrschaft der Hochdruckgebiete fort. Abgesehen von vereinzelten Gewitterregen ist es staubtrocken. Trotz der darauffolgenden wechselhaften Witterung glänzt dieser Juni mit einem neuen Sonnenscheinrekord.

Sommerliche Berg- und Talfahrt

Zwischen zwei Hitzewellen geht dem Sommer ausgerechnet zum Auftakt der Hundstage für zweieinhalb Wochen die Puste aus und auf der Zielgeraden Ende August bricht er für ein paar Tage vollkommen ein. Insgesamt ist er aber der viertwärmste seit Messbeginn der Wetterwarte Süd im Jahre 1968.

„Jahrhundert-September“

Der September stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Er geht als mit Abstand wärmster, sonnenscheinreichster und einer Rekordzahl an Sommer- und Hitzetagen in die Statistiken der Meteorologen ein. Wetter wie im Hochsommer.

Klatschnasser Herbst

Ungewöhnlich warme, spätsommerlich anmutende erste Oktoberhälfte. Doch dann zieht ein Tief nach dem anderen übers Land. Wochenlang vergeht kaum ein Tag ohne Regen. Der November ist gar so nass wie seit mindestens 1906 nicht mehr.

Wintervergnügen nur von kurzer Dauer

Nach dem schneereichsten Dezemberbeginn seit Jahrzehnten und dem kältesten seit 2010 lässt milde Atlantikluft die weiße Pracht im Sauseschritt dahinschmelzen. Damit wieder einmal grüne Weihnachten und auch kein Schnee zum Jahreswechsel.

                                                                                                                                                     WWS-roro