Bis zur letzten Dekade war dieser September deutlich zu warm, um den 20. herum kurzeitig richtig heiß, bevor ein empfindlicher Wetter- und Temperatursturz das hochsommerliche Intermezzo beendete. Häufig geprägt von Tiefdruckgebieten war er insgesamt gesehen auffallend sonnenscheinarm und zu nass.
Bei meist überdurchschnittlich hohen Temperaturen verging bis zur Monatsmitte kaum ein Tag ohne Regen, mitunter schauerartig verstärkt und begleitet von Blitz und Donner. Danach machte sich ein Schwall subtropischer Luft von Nordafrika über die Alpen auf den Weg nach Süddeutschland. Zwischen dem 18. und 21. lag die Warmluftblase genau über unserer Region und das Quecksilber kletterte an diesen vier Tagen nochmals über die 25-Grad-Sommermarke. Am 21. (Samstag) wurde an 68 der 153 Wetterstationen im Messnetz der Wetterwarte Süd sogar ein Hitzetag mit 30 Grad und mehr registriert, so spät wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1968. In der Spitze waren es um die 32 Grad, vor allem in den besonders wärmebegünstigten, föhnangehauchten Gebieten südlich der Donau.
| Tiefste Temperatur am 06.: + 6,9°C (+ 3,2°C) Höchste Temperatur am 20.: + 31,4°C (+ 30,2°C) Durchschnittliche Monatstemperatur: + 14,1°C (+ 14,0°C) Monatssumme des Niederschlags: 126,2 mm (128,0 mm) Gesamtsonnenscheindauer: 129,1 Stunden (147,1 Stunden) (Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!) |
Doch dann wurde diesem grandiosen Sommerfinale der Stecker gezogen. Über Nacht, punktgenau zum kalendarischen Herbstanfang ein völlig anderes Bild. Wolkenverhangen, langanhaltender Regen und empfindlich frische „Höchstwerte“ zwischen 7 und 12 Grad. Dazu ein kalter, böiger Wind um Nordost. Verantwortlich für diesen krassen Wetterwechsel war Höhentief „Calvin“, welches bis zum Monatsende in der einfließenden Polarluft immer wieder Regengüsse und einzelne Gewitter brachte. Solche abgeschlossenen Kaltlufttropfen in großer Höhe, welche wie die Fettaugen auf einer Suppe unberechenbar hin- und her geistern erschweren die Vorhersagen und machen sie öfters mal zum reinen Lotteriespiel. Diese Wettererscheinungen gab es zwar auch schon früher, durch das zeitweilige Erlahmen des Jetstreams kommen sie heutzutage aber weitaus häufiger vor, auffällig seit dem „Ahrtal-Sommer“ mit den verheerenden Überschwemmungen.
Trotz des Kaltlufteinbruchs liegt dieser September unterm Strich noch ein paar Zehntel Grad über dem Mittelwert der 30-jährigen Referenzperiode 1991 bis 2020. Angesichts der Dominanz der Tiefdruckgebiete weist er unabhängig von der Höhenlage allerdings ein ganz beachtliches Sonnenscheindefizit von rund 30 Stunden auf.
Dass es bei diesem Witterungsverlauf an beinahe allen der knapp 300 Wetter- und Niederschlagsstationen zu nass war, dürfte niemanden wundern. Eher die Regionen, in denen prozentual gesehen am meisten Wasser vom Himmel kam. Ausnahmsweise nicht im Allgäu, im Stau der Alpen oder an den Luv-Seiten der Berghöhen sondern im mittleren und oberen Schussenbecken, generell im nördlichen Oberschwaben, am Unterlauf der Iller und an der Donau. Die höchste Regensumme verzeichnete Gloria Krause in Baienfurt mit 165,5 Liter/m² und damit das Doppelte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge eines Septembers.
Nachdem der sprichwörtliche „Altweibersommer“, einst einmal ein recht zuverlässiger Witterungsregelfall dieses Jahr ausgefallen ist, ruhen nun die Hoffnungen auf einem goldenen Oktober.
WWS-roro