Der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ist verlockend wie selten. Offene Stellen gibt es wie Sand am Meer. Da will doch keiner ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Halt! Nicht jedem Schulabgänger ist von vorneherein klar, was ihm liegt und was er tun soll. Hier kann das FSJ eine Bereicherung sein.
Manch eine Ausbildung wird nur begonnen, weil die Eltern darauf gedrängt haben oder der Arbeitsplatz praktisch vor der Tür liegt. Wer unzufrieden ist oder auf der Suche nach dem Wunschberuf einen Stopp einlegen will, für den gibt es lohnende Alternativen.
FSJ – Ein sinnvolles Jahr und genügend Zeit für eine gute Entscheidung
Ein FSJ ist eine prima Alternative zur (Not-)Ausbildung oder einem weiteren Schulbesuch sein. Denn wenn du nicht weißt, welcher Beruf der richtige für dich ist oder du tatsächlich weiter zur Schule gehen möchtest, kann ein Jahr – weit weg von der öden Schulroutine – helfen, dir über deine Zukunftspläne klarer zu werden. Denn neben der Erprobung einer sozialen Tätigkeit und dem Heranführen an das Arbeitsleben, bringt dir ein FSJ auch noch ein weiteres Lebensjahr an Erfahrung.
Diese Erfahrung kann dir helfen, mehr über dich selbst und deine beruflichen Stärken und Fähigkeiten zu lernen – möglicherweise folgt an das FSJ ja auch eine Ausbildung im sozialen Bereich. Durch dieses eine Jahr „arbeiten“ kannst du zudem herausfinden, ob du schon bereit für eine Ausbildung bist oder doch lieber noch weiter zur Schule gehen möchtest.
Wo kann ich überall eine Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren?
Ein FSJ wird in den meisten Fällen, wie es der Name auch schon vermuten lässt, im sozialen Bereich angeboten. Du kannst ein FSJ also in einem Krankenhaus, einem Kindergarten, einem Altenheim, einer Einrichtung für behinderte Menschen, in der Flüchtlingshilfe, im Bereich der Jugend- und Sozialarbeit, der Kirchengemeinde, im Bereich Schule und Kultur oder rund um Tiere und Natur absolvieren.
Einige dieser sozialen Einrichtungen bieten aber auch ein FSJ im Bereich Technik und Hauswirtschaft an. Hier kannst du dann beim Einkaufen und Kochen helfen oder bist Teil der Haustechnik und erledigst kleinere Reparaturen oder Wartungsarbeiten. Auch Gartenarbeit kann Teil eines FSJ im Bereich der Hauswirtschaft und Technik sein. Ein FSJ bietet dir also ungemein viele abwechslungsreiche Möglichkeiten, dich ein ganzes Jahr lang auszuprobieren.
Gelebter Natur- und Umweltschutz
Eine nette Alternative zum klassischen FSJ ist das Freiwillige Ökologische Jahr. Hier dreht sich dein Freiwilligendienst hauptsächliche um Umwelt- und Naturthemen. Bei uns in der Region bietet das Naturschutzzentrum Wurzacher Ried seit Jahrzehnten Stellen für ein FÖJ an. Wer hier seinen Freiwilligendienst absolvieren möchte, wird sehr viel Zeit in der Natur verbringen und aktiv dabei helfen, dass regionale Moor zu schützen. Regelmäßige Riedpflegemaßnahmen im Herbst und Winter, Schutz seltener Amphibien im Frühjahr – im Moor des Wurzacher Rieds gibt es immer etwas Sinnvolles zu tun. Man ist an der frischen Luft und taucht in die Gezeiten ein.
Aber die Freiwilligen werden auch dazu eingesetzt, natur- und erlebnisorientierten Unterricht im „Klassenzimmer im Ried“ vorzubereiten und Schulklassen bei ihrem „Tag im Moor“ zu begleiten und die NAZ-Pädagogen zu unterstützen – denn naturpädagogische Angebote werden von Schulen inzwischen sehr gerne genutzt, um den Schülern ein Verständnis vom wechselwirksamen Zusammenleben Mensch und Natur zu vermitteln.
Zudem sind die Freiwilligen für das kreative Projekt „Kinder-Naturschutz-Treff“ zuständig. Bei den wöchentlichen Treffen entdecken die jungen Naturfreunde spielerisch die wundervolle Natur im Ried. Wer möchte, darf auch eigene Führungen durchs Ried leiten und als kompetenter Ansprechpartner an der Infothek des Naturschutzzentrums die Fragen der Besucher beantworten. Ein FÖJ im Wurzacher Ried ist also nicht nur abwechslungsreich und spannend, es hilft dir auch dabei eigenständiger und selbstbewusster zu werden.
Hier gibt’s die passenden Stellen für den Freiwilliges Soziales Jahr
Die Bewerbung für ein FSJ läuft im Grunde genauso ab, wie für ein Praktikum oder einen Nebenjob: Du suchst dir einen passenden Betrieb und bewirbst dich dort dann mit deinem Lebenslauf und einem kurzen Anschreiben in dem du erläuterst, weshalb du deine freie Zeit gerne mit einem Freiwilligendienst nutzen möchtest und warum du denkst, dass du der Richtige für die Stelle bist.
Ein FSJ startet in der Regel im August oder September und dauert normalerweise 12 Monate – es kann aber auch nur 6 oder maximal 18 Monate lang sein.
Bewerbungen sind teilweise auch noch wenige Wochen vor dem Start des Freiwilligen Sozialen Jahres möglich, da viele soziale Einrichtungen ihren Personalhaushalt, aufgrund von unvorhergesehenen Mitarbeiterausfällen und starken Arbeitsbelastungen, teilweise kurzfristig ändern oder neu planen müssen.
Ganz wichtig: Wenn du nach dem FSJ eine Ausbildung beginnen möchtest, solltest du dich ab dem Start des FSJ nach den Sommerferien bereits auf die Suche nach einer passenden Ausbildung begeben. Denn die meisten großen Betrieb suchen bereits ein Jahr vor Ausbildungsbeginn nach ihren neuen Auszubildenen fürs kommende Jahr.
Taschengeld und Kindergeld
Während deines FSJ werden die Kosten für Fahrten, Übernachtung, Verpflegung und, falls nötig, auch Arbeitskleidung in der Regel übernommen und Du erhältst eine Mini-Vergütung in Form von Taschengeld. Deine wöchentliche Arbeitszeit liegt, je nach Einsatzort, bei 35 bis 39 Stunden. 40 Stunden pro Woche dürfen nicht überschritten werden. Dein Urlaubsanspruch liegt laut den gesetzlichen Bestimmungen bei mindestens 24 Tagen im Jahr.
Ein großer Vorteil des FSJ ist es, dass Du keine Zusatzbeiträge zur Krankenkasse zahlen musst. Während des sozialen Jahrs bist Du gesetzlich pflichtversichert, da Deine Einsatzstelle die Beiträge hierfür übernimmt. Zusätzlich kannst Du Dich mit einem Antrag von den anfallenden Rundfunk- und Fernsehgebühren befreien lassen. Ein weiteres Plus: Solange du Deinen 25. Geburtstag noch nicht erreicht hast, besteht Dein Anspruch auf Kindergeld weiter.
Am Ende des FSJ erhältst Du ein Zeugnis. Bei späteren Bewerbungen stellt das Zeugnis einen großen Pluspunkt für Dich dar, da es aufzeigt, dass Du Dich freiwillig sozial engagiert hast und außerdem schon jede Menge Praxiserfahrung gesammelt hast. Ein herausragendes Merkmal für deine Vita!