Lebensgefahr bei Autokindersitz: Sitz und Dummy flogen durchs Auto

Lebensgefahr bei Autokindersitz: Sitz und Dummy flogen durchs Auto
Mangelhaft. Der Stützfuß der Isofix-Basis Twist brach im Crashtest ab. Darauf­hin löste sich der Sitz von der Basis. (Bild: ADAC / Ralph Wagner)

Kinder müssen im Auto richtig gesichert werden und brauchen einen geeigneten Sitz. Bei einem aktuellen Test ist der Sitz des Herstellers Peg Perego durchgefallen. Die Stiftung Warentest rät dringend von einem Kauf ab.

In Deutschland gilt bereits ab der Geburt eine Kindersitzpflicht. Für die ganz Kleinen gibt es die Babyschale, später den Kindersitz. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) regelt, bis zu welcher Größe und welchem Alter der Kindersitz vorgeschrieben ist. Kinder dürfen ab dem 12. Geburtstag oder wenn sie größer als 1,50 Meter sind, ohne Kindersitz im Fahrzeug mitfahren – natürlich mit entsprechendem Sicherheitsgurt. Das gilt auch auf kurzen Fahrten, heißt es vom ADAC. Verantwortlich für die korrekte Sicherung von Kindern im Fahrzeug ist immer die Person am Steuer, entsprechend haftet sie auch bei Unfällen

Auslieferung wurde bereits gestoppt

Im laufenden gemeinsamen Test von Autokindersitzen stellten der ADAC und die Stiftung Warentest gravierende Sicherheitsmängel bei einem Kindersitz des Herstellers Peg Perego fest. Beim Frontalcrashtest löste sich die Sitzschale des Modells Viaggio Twist und der Sitz mitsamt Dummy flogen durchs Auto. Stiftung Warentest rät dringend vom Kauf des Kindersitzes mit zugehöriger Isofix-Basis Twist ab. Der Hersteller hat die Auslieferung bereits gestoppt.

Sitz löste sich bei Crash von der Basis

Im Crashtest des Kindersitzes Viaggio Twist von Peg Perego brach beim Frontalaufprall zunächst der Stützfuß von der Isofix-Basis ab, heißt es in einer Mitteilung. Durch die dabei auftretenden Kräfte löste sich der Sitz von der Basis. Der Viaggio Twist lässt sich sowohl in Fahrtrichtung als auch entgegen der Fahrtrichtung einbauen. In der rückwärts gerichteten Position löste sich nach dem Brechen des Stützfußes der Sitz komplett und flog samt Test-Dummy unkontrolliert nach vorn. Das bedeutet nicht nur für das Kind Lebensgefahr, sondern für alle Insassen des Autos. In Fahrtrichtung löste sich der Sitz teilweise von der Basis und der Dummy wurde weit nach oben und vorn geschleudert. Für das Kind ein hohes Verletzungsrisiko!

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Sitzkombi nicht weiterverwenden

Die Crashtests im Rahmen der regelmäßigen Prüfungen von Autokindersitzen zusammen mit dem ADAC und internationalen Partnern sind von der Unfallschwere an den Fahrzeugcrashtest von Euro NCAP angelehnt. Die Sitze müssen einen frontalen Crash mit 64 Kilometern pro Stunde überstehen. Damit sind die Tests strenger als die Zulassungsprüfungen, die auch der Sitz und die Basis von Peg Perego erfüllen. „Unsere Prüfungen bilden ein realistisches Unfallgeschehen ab und werden von den meisten Kindersitzherstellern bei der Entwicklung ihrer Produkte berücksichtigt. Aufgrund unserer Testergebnisse raten wir davon ab, die Sitzkombination weiter zu verwenden“, betont Experte Dennis Stieler von der Stiftung Warentest.

Ist das Alter bei der Wahl des richtigen Kindersitzes entscheidend?

Nein, die Normen der Kindersitze richten sich üblicherweise nach dem Gewicht des Kindes. Dabei wird zwischen fünf Gewichtsklassen unterschieden (bussgeldkatalog.org):

  • Gruppe 0: bis zu 10 kg
  • Gruppe 0 plus: bis zu 13 kg
  • Gruppe 1: 9 bis 18 kg
  • Gruppe 2: 15 bis 25 kg
  • Gruppe 3: 22 bis 36 kg

Für Eltern gibt es einen Kundendienst

Der italienische Hersteller Peg Perego wurde bereits über die Testergebnisse informiert und stoppte daraufhin die Auslieferung des Viaggio Twist vorerst. Er will nun weitere Tests durchführen lassen und dann über die nächsten Schritte entscheiden. Eltern können sich mit Fragen derweil an den Kundendienst von Peg Perego wenden. Der Viaggio Twist ist seit Oktober 2023 auf dem Markt. Laut Peg Perego wurden bislang außerhalb Italiens nur wenige Einheiten verkauft.

Veröffentlicht ist die Vorabinformation unter www.test.de/peg-perego. Der komplette Test von Autokindersitzen mit 24 untersuchten Modellen erscheint in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift test und ab 21. Mai 2024 auf www.test.de/autokindersitze.

(Quelle: Stiftung Warentest/ADAC/bussgeldkatalog.org)