Margit Singer und Sylvia Vögele-Kopp hatten Landfrauen zu einem Vortrag in Zell-Bechingen (Ortsteil Riedlingen) über Wege in eine neue Welt geladen. Die rund 40 Landfrauen wurden mit vielen interessanten, sinnstiftenden Informationen für ein gesünderes Leben versorgt.
Die Referentinnen nahmen Bezug auf die Erfahrungen der bekannten Ordensfrau Hildegard von Bingen. Mit der Beschreibung der Heilwirkung von verschiedenen Kräutern und Wurzeln und deren Anwendung zogen Singer und Vögele-Kopp ihre Zuhörerinnen in den Bann.
Schon die ersten Worte des Referats von Singer sorgten für große Aufmerksamkeit: „Die Hildegardmedizin ist die ganzheitlichste Medizin, die ich kenne. Sie umfasst als Einheit den Körper, den Geist und die Seele.“ Als Apothekerin kann Singer diese These durchaus einschätzen und bewerten. Sie selbst fand durch ihre schwere Erkrankung, die sie in dem mit Vögele- Kopp gemeinsam verfassten Buch „Morgens um Sieben“ verarbeitete, zu Hildegard von Bingen. „Meine Motivation war klar, wenn ich die Krankheit überstehen sollte, setze ich mich aktiv dafür ein, dass die Erkenntnisse der Hildegardmedizin bekannter werden.“ Nach der Genesung tat sich für Singer ein neuer Weg auf, den auch Hildegard (geboren im Jahre 1098) in ihrem Leben ging.
Die Ordensfrau gilt bis heute als Universalgelehrte. Selbst kränklich, verschaffte sie sich u. a. ein großes Wissen in der Kräuter- und Naturheilkunde. „Wir müssen lernen auf uns selbst zu hören und bereit sein, neue Wege zu gehen,“ empfahl Singer ihren Zuhörerinnen. Vögele-Kopp ergänzte: „Die Corona-Zeit gab jedem die Zeit, sich selbst zu finden.“
Selbstwahrnehmung und Selbstdisziplin wichtig
„Jeder muss erkennen, was sein Körper will,“ sagt Singer und stieg damit in ein Thema ein, das in der modernen und hektischen Welt von Bedeutung sei. Jeder müsse für sich allein Verantwortung tragen, betonte sie, und appellierte an die Zuhörerinnen ihre Immun- und Selbstheilungskräfte zu stärken. Hier gelte der Grundsatz, immer das richtige Maß einzuhalten als Richtschnur. „Wer seine Lebensumstände ändern möchte, sollte dies mit überzeugter Konsequenz tun,“ fügte Singer an.
Mit einem Schaubild verdeutlichten die Referentinnen die Goldenen Lebensregeln:
Lebensmittel sind Heilmittel
Vögele-Kopp leitete zum Thema gesunde Ernährung über: „Der Mensch ist was er isst“, war ihre scheinbar provokative These. Der Einstieg in gesunde und heilsame Lebensmittel, Gewürze und Kräuter erfolgte durch Singer mit dem Dinkel. Der fördere u. a. die Durchblutung, sei gut verdaulich und bekömmlich, wirke basisch und enthalte körpereigenes Antibiotikum. Vögele-Kopp hatte gleich noch einen Tipp parat: „Kochen sie eine Handvoll Dinkelkörner, gießen sie die Brühe ab und süßen sie mit Honig. Das schmeckt ausgezeichnet und hilft gegen Erkältungen!“ Singer empfahl ausreichend Obst und Gemüse in den Speisenplan aufzunehmen. „Dabei sollten man aber wegen des Fruchtzuckers weniger Obst, dafür mehr Gemüse zu sich nehmen,“ war ihr Ratschlag.
Verblüfft waren die Besucherinnen, wie vielfältig bestimmte Gewürze Krankheiten heilen oder Beschwerden lindern können. Galgant sei u. a. hilfreich bei Thrombosen, Herz- und Kreislaufproblemen. Singer erklärte neben Bertram, auch die Wirkung des Pelargonienmischpulvers, Ingwer, Zimt, Kurkuma, Quendel und Fenchelmischpulver. Vögele-Kopp lieferte den nachfragenden Frauen auch gleich leicht umsetzbare Tipps für die Verwendung der Gewürze bei der Essenzubereitung.
Heilmittel aus der Natur
Als Anti-Aging-Mittel bezeichnete Singer den Maitrunk. Dieser mobilisiere u. a. die Abwehrkräfte und baue das Immunsystem auf. Interessant ihre Ausführungen zu den Bitterkrafttropfen: „Bitterstoffe lösen im Körper, ähnlich Giften, Alarm aus. Alle Organe werden aktiviert, um den ‚Feind‘ zu bekämpfen.“ Die Bitterstoffe seien, so Singer, u. a. auch hilfreich bei der Entsäuerung und Entschlackung des Körpers. Mit Hinweisen zur Wirkung von Wasserlinsenelixier und Bärwurzgewürz-Mischung schloss sie diesen Teil des Vortrages.
Gute Ratschläge
Singer ermunterte die Teilnehmerinnen auf ein Gleichgewicht zwischen Schlaf und Bewegung zu achten. Auch für den Stress hatte sie Ratschläge parat: „Dazu ist es wichtig zu unterscheiden, was einem gut tut, zudem müssen wir lernen unsere Grenzen zu erkennen und diese dann auch konsequent setzen.“
Zum Schluss wiesen Vögele-Kopp und Singer die Zuhörerinnen noch darauf hin, wie wichtig die Entgiftung des Körpers und die Reinigung der Seele sei. Zum Begriff Indianerinnen sorgte Vögele-Kopp mit ihrer Beschreibung für ein Lachen bei ihren Zuhörerinnen: „Indianer kennen keinen Schmerz. Sie brauchen keine Federn, es reichen Pfeil und Bogen!“ Dem Applaus nach zu urteilen, haben Vögele-Kopp und Singer wohl mitten in die Herzen ihrer Zuhörerinnen getroffen.
Veranstaltet wurde dieser Abend von den Landfrauen. Elisa Fisel hatte dankenswerterweise die Organisation dafür übernommen. Sie beschrieb die Landfrauen als ein soziales Netzwerk und starke Gemeinschaft.