Viele Patienten rufen fälschlicherweise die 116 117 an

Kai Sonntag (Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung BW) räumt mit Missverständnissen bei der 116 117 aus.
Kai Sonntag (Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung BW) räumt mit Missverständnissen bei der 116 117 aus. (Bild: KVBW)

Um Patienten helfen zu können, die krank sind und außerhalb der Sprechstunden Hilfe benötigen, wurde die Service-Nummer 116 117 eingeführt. Patienten, denen nicht klar ist, ob Sie mit Ihren Beschwerden eine Bereitschaftspraxis aufsuchen sollen, erhalten telefonisch unter der 116 117 Hilfe.

Für diese Fälle stehen extra geschulte Mitarbeiter zur Verfügung. Die Anrufer können ihre gesundheitlichen Probleme und Symptome schildern und erhalten dann eine fundierte Auskunft, was getan werden soll.

Von Patienten und Pflegeeinrichtungen nehmen die Klagen zu, dass die 116 117 nur schwer erreichbar ist. Das Wochenblatt nahm deshalb Kontakt mit Kai Sonntag (Leiter der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg) auf und fragte nach den Gründen für die Probleme bei der Kontaktaufnahme mit der Service-Nummer. 

116 117 war eigentlich für nicht gehfähige Patienten gedacht

Sonntag räumt ein, dass für die Erreichbarkeit bei der 116 117 in Spitzenzeiten durchaus Geduld gefragt sei. Als Grund nennt er die stark gestiegene Frequenz der Anrufe seit der Pandemie. Dafür seien die Kapazitäten nie ausgelegt gewesen. Dies betreffe alle Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Sonntag konkretisiert: „Unser Problem ist, dass eine Vielzahl von Anrufern bei der 116 117 gar nicht richtig sind und daher die Leitungen blockieren. Eigentlich ist die 116 117 vornehmlich dazu gedacht, die medizinisch erforderlichen Hausbesuche bei Patienten, die nicht gehfähig sind, aufzunehmen und zu koordinieren. Das betrifft aber nur einen kleinen Teil der Anrufe. Die 116 117 und der Bereitschaftsdienst sind keine erweiterte Sprechstunde und auch keine allgemeine medizinische Ratgebereinrichtung.“

Mit einem Ratschlag wendet sich Sonntag an die Patienten, die am Wochenende oder an den Feiertagen ärztliche Unterstützung benötigen: „Gehen sie direkt und ohne Anmeldung in die Notfallpraxen!“

Prozessoptimierung vorgenommen

Die KV (Kassenärztliche Vereinigung) habe, so Sonntag, die Prozesse in Bezug auf die Koordination mit den Pflegeeinrichtungen und den Rettungsleitstellen verbessert. Ebenso sei die Erreichbarkeit deutlich gesteigert worden. Die weitere Entwicklung fordert wohl weitere Maßnahmen: „Insgesamt werden wir auch über Patientensteuerung außerhalb der Sprechstundenzeiten nachdenken müssen. Darin eingebettet müsste dann das Thema ‚Notfalldienstgebühr‘ betrachtet werden“, merkt Sonntag an.

Er reagiert damit auf eine jüngst erhobene Forderung vom Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen. Dieser hatte sich für eine Gebühr für Patientinnen und Patienten ausgesprochen, die künftig ohne vorherige telefonische Ersteinschätzung in eine Notaufnahme kommen.