Klimaziele in Gefahr: Bei energetischen Sanierungen fehlt das Tempo

Klimaziele in Gefahr: Bei energetischen Sanierungen fehlt das Tempo
Das Tempo bei Wohnungs- und Haussanierungen ist zu langsam, obwohl die Mitarbeiter der Handwerksbetriebe ihr Bestes geben. (Bild: Maximilian Kohler)

Um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen, müssten jährlich rund eine Million Häuser und Wohnungen energieeffizient saniert werden. In der Realität sind es aber gerade mal die Hälfte.

Zusätzliche Probleme bereiten aktuell die gestiegenen Zinsen und Materialkosten, sowie der Mangel an verfügbaren Fachkräften. Damit entfernt sich die Republik immer weiter vom Ziel, dass der Gebäudebestand (rund 42,5 Millionen Wohnungen) bis 2045 klimaneutral werden soll. Wir fragten bei der Handwerkskammer Ulm und der Kreissparkasse Biberach nach den Gründen für das schleppende Tempo bei energetischen Sanierungen.      

Verunsicherung bei den Haus- und Wohnungsbesitzer

Bei der Handwerkskammer Ulm verfolgt man die Entwicklung ganz genau, kennt also die Schwachstellen der bisherigen (Fehl-) Entwicklung. Kammerpräsident Joachim Krimmer nennt dazu Zahlen: „Um die Häuser in Deutschland klimaneutral zu machen, müssten wir laut einer Studie etwa 2.500 Gebäude am Tag sanieren. Das ist kaum zu leisten. Wir brauchen nicht nur genügend qualifizierten Fachkräften, sondern auch die passenden Rahmenbedingungen. Dazu gehört zum Beispiel ein verlässlicher Kurs der Politik. Vorgaben dürfen sich nicht ständig ändern, wie es wiederholt bei den Förderrichtlinien passiert. Das verunsichert die Kunden und erschwert ihnen die Finanzierung. Und auch unsere Handwerksbetriebe brauchen realistische Vorgaben seitens der Politik. Wir Handwerker wollen bei der Energiewende mitschaffen, doch wir haben keine Zauberkräfte.“

Joachim Krimmer ist Präsident der Handwerkskammer Ulm.
Joachim Krimmer ist Präsident der Handwerkskammer Ulm. (Bild: Handwerkskammer Ulm)

Wichtig sei, so Krimmer, auch der Blick auf die Kundinnen und Kunden, denn eine energetische Sanierung koste Geld. Für viele Verbraucher sei das — aufgrund der steigenden Materialpreise, Inflation und hohem Zinsniveau — finanziell aktuell kaum mehr zu stemmen. Krimmer richtet einen Appell an die Politik: „Wir sehen hier die Politik in der Pflicht und erwarten, dass sie entsprechende Fördermöglichkeiten für Bauherren bietet. Energetische Sanierungen müssen gezielt gefördert werden, ansonsten wird es für viele Bauherren unbezahlbar bleiben und das Ziel der Bundesregierung scheitert.“ Zudem merkt Krimmer an, dass Sanierungskonzepte außerdem nicht zu ambitioniert sein sollten, oder für Bauherren und Handwerksbetriebe mit einem zu hohen bürokratischen Aufwand verbunden sein sollten.

Mehr staatliche Unterstützung notwendig

Als einer der wichtigen Finanzierungpartner vor Ort, gelten die Sparkassen. Martin Bücher (Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Biberach) bringt das Problem in wenigen Sätzen auf den Punkt: „Die energetische Sanierung älterer Gebäude stellt die Eigentümer insgesamt vor große Herausforderungen. Zum einen sind derartige Sanierungen in der Regel sehr teuer, zum anderen sind viele Eigentümer auch in einem fortgeschrittenen Alter, wo sie sich möglicherweise derartige zusätzlich finanzielle Belastungen kaum leisten können oder möchten. Es braucht also eine klare staatliche Unterstützung in Form von Zuschüssen beziehungsweise Förderprogrammen. Hier ist aktuell leider nur wenig gezieltes staatliches Handeln erkennbar.“

Martin Büchner ist Vorstandsvorsitzender bei der Kreissparkasse Biberach.
Martin Büchner ist Vorstandsvorsitzender bei der Kreissparkasse Biberach. (Bild: Kreissparkasse Biberach)