Gesund beginnt im Mund – Mahlzeit!

Dr. Dr. med. dent. Thea Lingohr MSc., Zahnärztin und Oralchirurgin aus Köln und Inhaberin der Zahnarztpraxis Dr. Dr. Lingohr & Kollegen
Dr. Dr. med. dent. Thea Lingohr MSc., Zahnärztin und Oralchirurgin aus Köln und Inhaberin der Zahnarztpraxis Dr. Dr. Lingohr & Kollegen (Bild: Praxis Dr. Dr. Lingohr & Kollegen / Fotograf Ralf Baumgarten)

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Wie sich die Ernährung auf die Zahngesundheit auswirkt

Köln im August 2020. „Du bist, was du isst“ besagt ein bekanntes Sprichwort. Dass sich die Ernährung auf Körper und Geist auswirkt, ist den meisten Menschen auch bewusst. Doch, dass die alltägliche Nahrungsaufnahme unsere Zahngesundheit beeinflusst, vergessen viele. „Was wir essen und trinken, wirkt sich unmittelbar auf die Mundgesundheit aus. Zuckerhaltige Lebensmittel schädigen die Zähne, Genussmittel wie Kaffee und Tee können sie verfärben. Doch es gibt auch Lebensmittel, die unsere Zähne und den Kiefer stärken“, weiß Dr. Dr. med. dent. Thea Lingohr MSc., Zahnärztin und Oralchirurgin aus Köln und Inhaberin der Zahnarztpraxis Dr. Dr. Lingohr & Kollegen. Sie erklärt, wie sich verschiedene Nahrungsmittel und Getränke auf die Zahngesundheit auswirken, und gibt Tipps für die Mundhygiene nach dem Essen:

Zuckerhaltige Lebensmittel

„Cola, Limonade oder Schokolade schädigen die Zähne durch einen hohen Zuckergehalt. Sie bilden einen idealen Nährboden für Kariesbakterien, die den Zucker in Säure umwandeln, welche wiederum den Zahnschmelz angreift. Doch auch Lebensmittel, die nicht vordergründig süß schmecken, wie Ketchup und Fruchtjoghurt oder als gesund geltende Fruchtsmoothies, enthalten viel Zucker. Fruchtzucker, Milchzucker und Traubenzucker schaden dem Zahnschmelz nämlich im selben Maße wie Haushaltszucker oder Süßigkeiten. Lebensmittel, die Zucker enthalten und zudem kleben, haben sogar noch negativere Auswirkungen auf die Zahngesundheit. Sie haften an den Zähnen und greifen diese so über einen längeren Zeitraum hinweg an.“

Besser alles auf einmal, statt ständig naschen

„Manche Menschen lieben Süßigkeiten und haben Schwierigkeiten, auf diese zu verzichten. Um die Zähne zu schützen, empfiehlt es sich, die Tagesration auf einmal zu naschen und nicht mehrmals zwischendurch. Nehmen Menschen über den Tag verteilt immer wieder solche Genussmittel zu sich, sind ihre Zähne dauerhaft dem Angriff von Zucker ausgesetzt. Rückstände können sich zwischen den Zähnen ablagern und auch die Zahnzwischenräume schädigen. Dies gilt auch für säurehaltige Lebensmittel wie Äpfel oder Limonade, da die enthaltene Säure den Zahnschmelz angreift.“

Färbende Genussmittel wie Rotwein, Kaffee und Tee

„Für viele gehört ein Kaffee am Morgen zum Start in den Tag dazu. Sowohl Kaffee als auch schwarzer Tee enthalten jedoch Farbstoffe, die sich auf die Zähne legen und diese durch das Eindringen in den Zahnschmelz gelblich färben. Auch der Genuss von Wein verursacht Zahnverfärbungen. Zudem zerstört Alkohol in größeren Mengen die gesunde Mundflora und erhöht somit das Risiko einer Zahnfleischentzündung. Darüber hinaus verändern Kaffee und Alkohol den pH-Wert im Mund, sodass sich Mineralien aus dem Zahnschmelz herauslösen. Das hat zur Folge, dass die schützende Zahnschmelzschicht mit der Zeit dünner wird und die Zähne im Laufe der Zeit schmerzempfindlicher reagieren. Für Kaffee- und Teeliebhaber gilt es also, besonderen Wert auf die tägliche Mundhygiene zu legen.“

Fluoridhaltige Lebensmittel und Milchprodukte

„Fluorid härtet den Zahnschmelz und macht ihn für Säuren weniger angreifbar. Zum Beispiel Fisch, fluoridiertes Speisesalz und einige Mineralwässer enthalten den Mineralstoff. Doch auch durch manche Mundspüllösungen, Fluoridgel und fluoridhaltige Zahnpasta lässt sich Karies vorbeugen. Ebenfalls empfehlen lassen sich Milchprodukte, denn sie enthalten viel Kalzium und stärken die Zähne.“

Rohes Gemüse, Vollkornbrot und Nüsse

„Vollkornprodukte, rohes Gemüse oder Nüsse enthalten keinen einfachen, also für Kariesbakterien leicht verwertbaren Zucker. Ihre raue Oberfläche reibt außerdem bereits beim Kauen schädlichen Belag von den Zähnen. Zusätzlich bekommen Zähne und Kiefer kräftig etwas zu tun, da diese Lebensmittel gründlich gekaut werden müssen. Dies stärkt die Muskulatur und regt die Speichelproduktion an. Speichel verdünnt schädliche Säuren, macht sie dadurch weniger aggressiv und weniger zahnschädigend.“

Auswirkung von Lebensmitteln auf den pH-Wert

Normalerweise herrscht im Mundraum ein neutraler pH-Wert von etwa 7. Durch äußere Einflüsse, wie beispielsweise säurehaltige Lebensmittel, gerät dieser aus dem Gleichgewicht und begünstigt den Prozess der Demineralisierung. Besonders Fruchtsäfte und Softdrinks sind auf Dauer schädlich für den Zahnschmelz. Ihr pH-Wert liegt bei ungefähr 3, also klar im sauren Bereich. Obstsorten wie Zitrusfrüchte, Äpfel oder Kiwis bringen das neutrale Milieu im Mund ebenfalls aus der Balance. Indirekt wirkt sich auch Zucker oder andere kurzkettige Kohlenhydrate auf den pH-Wert des Mundes aus, weil Bakterien sie in Säure umwandeln.“

Mundhygiene nach dem Essen

„Nach dem Essen, insbesondere nach dem Verzehr von zucker- oder säurehaltigen Lebensmitteln, empfiehlt es sich, die Zähne zu putzen. Allerdings sollte mindestens 30 bis 60 Minuten gewartet werden. In dieser Zeit sorgt der Speichel durch die in ihm enthaltenen Enzyme für die Remineralisierung. Kommt die Zahnbürste zu früh zum Einsatz, trägt sie den Schmelz ab. Experten sprechen hier von Abrasion. Bakterien können dann durch Lücken im Zahnschmelz das empfindliche Zahnbein, das sogenannte Dentin, ungehindert angreifen. Ist der Zahnschmelz einmal abgebaut, kann er sich nicht wieder neu bilden. Das Zahnbein, in dem sich die Nervenkanäle befinden, liegt frei, schmerzempfindliche Zähne sind die Folge. Wer nach dem Essen nicht so lange warten kann, auf der Arbeit oder unterwegs ist, greift am besten zu einer fluoridhaltigen Mundspüllösung oder einem zuckerfreien Kaugummi. Das sind gute Helfer, um die Remineralisierung anzuregen, und helfen zudem bei der Stabilisierung des pH-Wertes der Mundhöhle.“

Weitere Informationen unter www.dr-lingohr.de