Die Politik drängt Schweinehalter ins Abseits – Ein Kommentar

Die Politik drängt Schweinehalter ins Abseits – Ein Kommentar
Quo vadis Landwirtschaft: Steuert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Republik in neu Abhängigkeiten? (Bild: picture alliance / Geisler-Fotopress | Frederic Kern/Geisler-Fotopress)

Vom Lebensmittelhandel wird derzeit mit großem Aufwand für die Eröffnung der Grillsaison geworben. Vor dem geistigen Auge vieler Mitmenschen tauchen jetzt die Bilder von leckeren Gerichten auf. Sie riechen förmlich den Duft von gegrillten Würstchen, Steaks, Fisch, Käse und Gemüse. Dazu leckere Salate, passende Getränke und Menschen, mit denen man sich gerne umgibt und schon fühlen sich alle pudelwohl.

Doch seitens der Politik droht Ungemach, dass dieses Freizeitvergnügen mindestens erschwert. Die Verantwortlichen in der Agrarpolitik haben die Landwirte aufs Korn genommen. Mit immer weitergehenden Vorschriften wollen sie das Tierwohl verbessern. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen, wenn aber Übertreibungen passieren und die betroffenen Landwirte die anfallenden Kosten in Millionenhöhe nicht mehr betriebswirtschaftlich kalkulieren können, ist der Punkt erreicht, an dem die Betriebsinhaber resignieren, hinwerfen, oder die geplante Betriebsnachfolge scheitert. 

Hätten die Politiker Schneid, würden Sie den Landwirten deutlich sagen, ob ihre Betriebe in Deutschland noch gewollt sind oder nicht. Dies aber unterlassen sie bewusst! Lieber schrauben sie die Anforderungen für die noch verbliebenen Schweinemäster so hoch, dass immer mehr von ihnen innerlich die weiße Flagge schwenken. Seit dem Jahr 2000, also in nur 23 Jahren, hat die Zahl der Schweinhalter von 20.000 auf 1800 abgenommen. Eine erschreckende Zahl, die jedermann zu denken geben sollte. Wo kommen in Zukunft die Schweine her, die verarbeitet auf den Tischen der Verbraucher landen? Aus dem Ländle sicher nicht mehr. Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch, also regional erzeugt, liegt derzeit nur noch bei rund 40 Prozent. Mit der jetzigen Agrar-Politik wird sich diese Zahl dramatisch nach unten bewegen. Dann werden Schweine über tausende von Kilometern nach Deutschland gekarrt, egal ob lebend oder bereits zerlegt. Welche Tierwohlstandards im Herkunftsland gelten und zur Anwendung kommen, kümmert die Politikverantwortlichen eher nicht, sonst wären sie ernsthaft zu einem fairen Interessenausgleich zwischen Tierwohl und Landwirtschaft interessiert. Stattdessen schaffen sie neue Abhängigkeiten, deren Tragweite sie nicht begreifen oder wahrhaben wollen.

Die Folgen des Ukraine-Krieges haben gezeigt, wie verwundbar wir durch Abhängigkeiten geworden sind. Fehlende Arzneimittel sind nur die Spitze des Eisbergs einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Bei der Versorgung mit Fleisch sind ähnliche Szenarien nicht nur denkbar, sie sind schon Wirklichkeit. 60 Prozent des angebotenen Schweinefleisches sind nicht regional erzeugt, der ökologische Fußabdruck dafür verheerend. Es braucht keine Brille, um zu erkennen, dass sich die Politik auf dem Weg zu einem weiteren und folgenreichen Irrtum befindet.  

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