Pilze sammeln – zwischen Hochgenuss und tödlicher Gefahr

Pilze sammeln – zwischen Hochgenuss und tödlicher Gefahr
Stockschwämmchen: Als Suppenpilz (Hütchen) verwendbar. (Bild: NABU Niedersachsen (Chris Engelhardt/www.naturgucker.de)

Dank eines Mix aus Regen und Sonne sprießen die Schwammerl. Ob Steinpilz, Maronen-Röhrlinge oder Pfifferling – rein in den Korb und ab in die Küche. Aber Vorsicht: Einige Speisepilze haben giftige Doppelgänger und nicht jede Pilz-App hält, was sie verspricht. Lieber einmal zu viel die Pilzberatung aufsuchen.

Pilze sammeln ist schon lange nicht mehr nur ein beliebtes Hobby älterer Menschen. Immer mehr junge Familien machen sich auf in die Wälder, Hilfe gibt’s ja durch die Pilz-App. Experten warnen aber davor, dass man einem Pilz nicht allein an Form oder der Farbe ansehen kann, ob er giftig ist.

Fast wie russisches Roulette

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt: „Pilzapps können beim Erkennen zwar helfen, Pilzsucher sollten sich jedoch keinesfalls allein auf die Identifizierung per App verlassen“. So sieht es auch der Pilzexperte Dieter Heinzler aus Ravensburg. Er ist Vorsitzender der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Friedrichshafen und kann über 600 Pilze bestimmen. 

„Die Benutzung von Pilz-Apps zur Bestimmung von Pilzen für Speisezwecke ist wie russisches Roulette. Die wichtigen Merkmale wie Geruch, Konsistenz… werden von den Apps nur unzureichend berücksichtigt“.

Schon geringe Mengen wirken tödlich

Einer der tödlichsten Pilze in unseren Wäldern ist der Grüne Knollenblätterpilz. Das darin enthaltende Gift Amanitin kann schon in geringen Mengen tödlich sein. Nach Schätzungen des BfR sind Knollenblätterpilze für mindestens 80 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen in Deutschland verantwortlich. Er wird gerne mit dem Wiesenchampignon verwechselt.

Giftig in unseren Wäldern sind auch der Spitzgebuckelter Raukopf, Gift-Häubling, kleine Schirmlinge, Fliegenpilz und Pantherpilz. Beim NABU gibt es ein anschauliches kleines 1 x 1 des Pilzesammelns (Pdf) mit vielen Infos und Farbbildern zu giftigen und essbaren Pilzen.

Grüner Knollenblätterpilz (Sehr giftig!): Erste Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Durchfall und starke Bauchschmerzen.
Grüner Knollenblätterpilz (Sehr giftig!): Erste Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Durchfall und starke Bauchschmerzen. (Bild: NABU Niedersachsen (Wolfgang Patczowsky / www.naturgucker.de)

Pilzberatung in Ravensburg

Am Montag, 11. September, startete im Rathaus (Freiwilligenagentur) in Ravensburg, Marienplatz 26, die kostenlose Pilzberatung. Dieter Heinzler begutachtet immer montags, von 16.30 bis 17.30 Uhr, die mitgebrachten Schätze der Sammler, informiert und beantwortet spezielle Fragen rund um das Pilze sammeln. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Interessierte sollten vormittags jedoch kurz anrufen und unter 0751 82-102 nachfragen, ob die Pilzberatung am Nachmittag stattfindet. 

Tipps vom Fachmann

Nur Pilzarten sammeln, die man genau kennt. Es empfiehlt sich, Pilze vorsichtig dem Boden zu entnehmen, da sich an der Stielbasis oft wichtige Merkmale befinden, die sonst im Wald verbleiben. Vor dem Hineinlegen in den Korb sollten man die Pilze grob putzen, bei manchen Arten ist die schleimige Huthaut abzuziehen.

Vorsicht: Pilzvergiftung

Klinikum Vest: „Die Symptome einer Pilzvergiftung können von Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfall bis hin zu Schwindel und Herz-Kreislauf-Problemen reichen. Manchmal treten sie innerhalb von wenigen Stunden auf, mitunter aber auch erst Tage nach der verhängnisvollen Pilzmahlzeit.

Ob tatsächlich eine Vergiftung vorliegt, ist für den Laien nicht zu erkennen. Manchmal handelt es sich auch um eine Unverträglichkeit oder Allergie. Roh als Salat genossen, zu kurz gegart, verdorben sowie häufig aufgewärmt, können Pilze auch ohne enthaltenes Pilzgift zu einer sogenannten „unechten“ Pilzvergiftung führen“.

Gifthäubling (Verzehr kann tödlich enden): Er kann schnell mit dem essbaren Stockschwämmchen verwechselt werden.
Gifthäubling (Verzehr kann tödlich enden): Er kann schnell mit dem essbaren Stockschwämmchen verwechselt werden. (Bild: NABU Niedersachsen (Dieter Schwend / www.naturgucker.de)

Ab in die Notaufnahme

Beim Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte man sich so schnell wie möglich in die Notaufnahme eines Krankenhauses begeben. Zur Untersuchung am besten Reste der verzehrten Pilze mitbringen und wichtig: Alle an der Mahlzeit beteiligten Personen informieren.

Wichtige Infos: Die Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg ist ein 24h Notfall- und Informations-Service für jeden, der Informationen im Zusammenhang mit Vergiftungen benötigt: Telefon: 0761 / 19240. Mehr dazu: www.giftberatung.de.

Rezept für eine einfache Pilzsuppe

Zutaten:

  • 300 g gemischte Pilze
  • 2 kleine Kartoffeln
  • 1 Zwiebel, ½ Knoblauchzehe, etwas Petersilie
  • 3 EL Öl
  • 300 ml Gemüsebrühe
  • 200 ml Sahne
  • 50 ml Weißwein
  • 1/2 TL Salz, frisch gemahlener Pfeffer

Zubereitung

Pilze putzen, abtupfen und klein schneiden. Kartoffel, Zwiebel und Knoblauch ebenfalls in Stücke schneiden und alles in einem Topf mit heißem Öl erhitzen. Anbraten und mit Gemüsebrühe ablöschen. Jetzt zerhackte Petersilie dazu. Alles 20 Minuten köcheln lassen, pürieren, Sahne und Weißwein hinzufügen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und noch zugedeckt 2 Minuten stehenlassen. Guten Appetit!

Eine leckere Pilzsuppe für die bevorstehenden kalten Tage.
Eine leckere Pilzsuppe für die bevorstehenden kalten Tage. (Bild: Elena Katkova/ iStock / Getty Images Plus)

(Quelle: Pilzexperte, NABU, Klinikum Vest, BfR)