WiR tritt zur Kommunalwahl nicht mehr an – Ein Kommentar

WiR tritt zur Kommunalwahl nicht mehr an – Ein Kommentar
Die Gruppierung WiR (Wir in Riedlingen) zieht sich aus der Kommunalpolitik zurück. (Bild: MK)

Eine zu große Überraschung ist es nicht, dass die Gruppierung Wir in Riedlingen (WiR) bei der Kommunalwahl im Juni nicht mehr antritt. Allein Auseinandersetzungen mit der Bürgerliste bei den Haushaltsreden ließen erkennen, dass es im Rat fundamentale Unterschiede bei den jeweiligen Standpunkten gibt.

Diese Situation zieht sich bei Listenführerin Dorothea Kraus-Kieferle wie ein roter Faden durch ihre fast 30jährige Zugehörigkeit zum Gremium. Gestartet war sie in diesem Ehrenamt bei der UBR (Unabhängige Bürger Riedlingen). Zusammen mit Listenführer Ottmar Haberbosch und dem Handels- und Gewerbeverein Riedlingen (HGR), war sie Triebfeder für die Durchführung des ersten Stadtmarketings (1997). Zur nächsten Wahlperiode holte sie Werner Blank zu den Freien Wählern. Ihr Widerstand gegen die Planungen einer Kernstadtentlastungsstraße, sorgten schnell dafür, dass sie bei den Freien Wählern nicht mehr „hoffähig“ war. Mit der dann von ihr initiierten Liste WiR zog sie 2004 in den Gemeinderat ein.

Bequem war diese Gemeinderatsfraktion nie, mit ihren Vorstellungen war sie öfters Ausgangspunkt für Auseinandersetzungen mit der Stadtverwaltung und den anderen Fraktionen. Waren auch nicht alle Aktionen glücklich und geschickt, WiR kämpfte um wichtige Eckpunkte in der Kommunalpolitik, die für jede Gemeinde von Bedeutung sind. So zählten unter anderem die städtische Entwicklung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und ab 2010 auch der Kampf um den Erhalt des Riedlinger Krankenhauses zu den Schwerpunkten von WiR.

Bei den Bemühungen um eine gute Gesundheitsversorgung in der Raumschaft brachte sich Kraus-Kieferle für ihre Gruppierung schon zu einer Zeit persönlich ein, als andere Fraktionen beim so wichtigen Thema sprachlos und die Gründung der Bürgerinitiative zum Erhalt des Riedlinger Krankenhauses noch in weiter Ferne lag. Nach dem Schließungsbeschluss für das Krankenhaus engagierte sie sich mit ihrer Fraktion mit großer Überzeugung für eine gute medizinische Nachfolgestruktur. Nicht zuletzt diesem unermüdlichen Kampf für eine gute Versorgung der Patienten in der Raumschaft, ist es zu verdanken, dass das Ärztehaus auf der Klinge im letzten Jahr erfolgreich etabliert werden konnte.

Nun scheint auch das Projekt AMD (Ambulant Medizinisches Dienstleistungszentrum) auf der Zielgeraden zu sein. Einen besseren Schlusspunkt für die Beendigung ihrer kommunalpolitischen Zeit, hätte sich WiR kaum wünschen können.  

Weniger glücklich fällt das Fazit von WiR bei der Entwicklung von Arbeitsplätzen aus. Trotz mehrerer Stadtmarketings und Bemühungen von Hochschulen (Biberach, Albstadt-Sigmaringen, Bachelor-Arbeit einer Studentin zum Leerstandmanagement in Riedlingen) wurden dabei keinerlei Fortschritte erzielt. Im Gegensatz zu benachbarten Städten wächst Riedlingen einseitig bei der Bevölkerungszahl, während die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den letzten 25 Jahre gesunken ist. Ein trauriges Alleinstellungsmerkmal weitum. Bei der Benennung dieser unerfreulichen Entwicklung eckte WiR im Rat mehrfach ordentlich an.

Die diesjährige Haushaltsrede der WiR schärfte den Blick auf die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Offensichtlich versorgt die Verwaltung den Rat nur noch in „homöopathischen Dosen“. So zumindest lassen sich die Reden der CDU und WiR interpretieren. Dass diese Mühsal und die Auseinandersetzungen im Rat der WiR nun den Stecker zogen, kann nachvollzogen werden.

Leider verlassen nicht nur die WiR-Mitglieder Hans-Peter Selg und Axel Henle das Gremium, auch der Abgang der Ratsmitglieder Michael Keller und Michael Bochtler von der Gruppierung Mut tut gut! (Mtg!) tut weh. Selbstständige sind im neu zu wählenden Rat vermutlich eine echte Mangelware.

Die Wähler dürfen gespannt sein, mit welchen Personen die Bürgerliste, CDU, Mtg! und SPD bei der Kommunalwahl auf Stimmenfang gehen werden.  

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