„Wir sind der Bevölkerung für ihre Unterstützung dankbar“ 

„Wir sind der Bevölkerung für ihre Unterstützung dankbar“ 
Karl Endriß (Vorsitzender Kreisbauernverband Biberach-Sigmaringen) lehnt eine Radikalisierung bei den Protesten ab, um den Rückhalt der Bevölkerung nicht zu verlieren. (Bild: picture alliance / Eibner-Pressefoto | Fleig / Eibner-Pressefoto // privat)

Bis zum 8. Januar haben die Landwirte ihre Proteste gegen die Entscheidungen der Bundesregierung zum Agrardiesel und dem Wegfall der Kfz-Steuerbefreiung weitestgehend eingestellt.

Mit Ortsschildern die umgedreht oder teilweise mit Gummistiefeln behängt wurden, machen die Landwirte auch über die Feiertage auf ihre Lage aufmerksam. Wir sprachen mit Karl Endriß (Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Biberach-Sigmaringen), wie er die aktuelle Lage einschätzt.      

Herr Endriß, wie bereitet sich der Kreisbauernverband auf die möglichen Proteste im Januar vor?

Neben sehr vielen telefonischen Kontakten, kommen wir am Freitag zu einer Vorstandssitzung zusammen. Hierzu haben wir aber auch Kollegen vom LSV (Land schafft Verbindung) und nicht organisierte Kollegen mit eingeladen. Hier wollen wir das Vorgehen in beiden Kreisen abstimmen. Auch sind wir im Austausch mit den Nachbarlandkreisen bis hin zum BLHV (Badische Landwirtschaftliche Hauptverband e. V.). Ziel ist es, die Bevölkerung mit regionalen Aktionen über unsere Situation zu informieren.

Wie ist die Stimmung, kampfbereit oder resignativ?

Die Stimmung ist eindeutig kampfbereit. Es ist mir kaum jemanden bekannt, der nicht mitmachen will, sofern er kann.

Was verlangen Sie von der Regierung und der Opposition?

Das Ziel ist die Rücknahme der Pläne der Bundesregierung zur Streichung des Agrardiesels und die Kfz-Steuerbefreiung von landwirtschaftlichen Fahrzeugen. Ersatzlose Streichung, keine Kompromisslösungen.

Ist Özdemir aus Sicht der Bauern der große Verlierer beim Zoff mit der Regierung?  

Die Bauern haben erwartet, dass sich der zuständige Minister vor seine Klientel stellt. Herr Özdemir sicherte dieses zu! Vielen Fragen sich nun, wen er eigentlich vertritt? Ob er der große Verlierer ist, wird sich in ein paar Wochen zeigen.

Ist er aus Sicht der Landwirte noch ministrabel, oder als Kretschmann-Nachfolger geeignet?

Inzwischen bin ich der Meinung, das brauchen wir zum Glück als Landwirte gar nicht mehr abwägen. Mit jeder weiteren Entscheidung der aktuellen Bundesregierung wird diese von einer breiten Gesellschaft immer mehr in Frage gestellt.

Werden die Bauern-Proteste von der Bevölkerung unterstützt?

Der Bevölkerung gilt uns Dank und Anerkennung. Die gewährte Unterstützung und Solidarität haben uns Bauern überaus positiv überrascht. So viel Rückhalt gibt uns auch den Mut, jetzt nicht nachzulassen und für eine gute Sache weiterzumachen.

Empfinden Sie die Berichterstattung in den Medien als fair?

Die mediale Begleitung war weitestgehend angemessen. Wichtig dabei ist, dass zwischen Landwirtschaft und Pressevertretern das Gespräch gesucht wird und ein Meinungsaustausch stattfindet.