Soziale Ader oder doch Traumberuf? Soziale Berufe können nicht nur hoffnungslosen Idealisten den perfekten Arbeitsplatz bieten

Soziale Berufe können nicht nur hoffnungslosen Idealisten den perfekten Arbeitsplatz bieten
Pflegefachleute pflegen und betreuen Menschen aller Altersstufen in den Bereichen Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege. (Bild: David Gyung/ iStock / Getty Images Plus)

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist nochmals ganz deutlich geworden, wie schwer der Fachkräftemangel im sozialen Sektor wiegt. Gerade Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen waren fast täglich wegen der akuten Unterbesetzung und den hohen Belastungen für die Mitarbeiter in den Schlagzeilen. Dabei bietet der soziale Bereich so viel mehr als anstrengende Schichtarbeit und scheinbar schlechte Bezahlung.

Alleskönner am Patienten

Pflegefachleute pflegen und betreuen Menschen aller Altersstufen in den Bereichen Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege. Eine Ausbildung – viele Einsatzmöglichkeiten.

In der Grundpflege betten sie hilfsbedürftige Menschen und unterstützen sie bei der Nahrungsaufnahme und Körperpflege. Im Bereich der ambulanten Pflege arbeiten Pflegefachleute auch eng mit Angehörigen zusammen und unterweisen diese in Pflegetechniken und dem fachgerechten Umgang mit der pflegebedürftigen Person. Zudem versorgen sie Wunden und führen Infusionen, Blutentnahmen und Punktionen durch. Außerdem assistieren sie bei Untersuchungen, verabreichen den Patienten ärztlich verordnete Medikamente und bereiten sie auf operative Maßnahmen vor. Darüber hinaus übernehmen sie auch noch Organisations- und Verwaltungsaufgaben wie die Ermittlung des Pflegebedarfs und die Planung, Koordination und Dokumentation von Pflegemaßnahmen.

Während der 3-jährigen Ausbildung verbringen die Auszubildenden ihre Zeit abwechselnd in der Pflegefachschule und in Krankenhäusern sowie in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen. Für die Ausbildung zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau wird ein mittlerer Bildungsabschluss vorausgesetzt. Neben den schulischen Voraussetzungen sollten Pflegefachleute auch noch eine große Portion Einfühlungsvermögen, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein und eine gute psychische Stabilität mitbringen – denn der Berufsalltag kann teilweise den fachgerechten Umgang mit schweren Schicksalsschlägen erfordern.

Ausgelernte Pflegefachleute arbeiten vorwiegend in Krankenhäusern oder Facharztpraxen und Gesundheitszentren, in Altenwohn- und -pflegeheimen, bei ambulanten Pflegediensten, in Hospizen oder in Wohnheimen für Menschen mit Behinderungen.

Während der Ausbildung verdienen Pflegefachleute in der Regel zwischen 1.200 € im ersten und 1.400 € im dritten Lehrjahr. Eine Ausbildung zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau wird auch gerne von angehenden Medizinstudenten mit einem etwas „schlechterem“ Abitur gewählt, um ihre Chancen auf einen anschließenden Studienplatz zu erhöhen. Zudem hilft das dort erlernte Fachwissen später bei der Ausübung der Arzttätigkeit ungemein.

Große Verantwortung für junge Menschen und kreative Entfaltungsmöglichkeiten

Erzieher für Jugend- und Heimerziehung sind in erster Linie für die umfassende Versorgung und pädagogische Förderung von Kindern und Jugendlichen in Kinder- und Jugendeinrichtungen verantwortlich. Da sie für die Kinder und Jugendlichen wichtige Bezugspersonen darstellen und soweit wie möglich auch die Elternrolle übernehmen, achten sie auf die schulische oder berufliche Entwicklung sowie die persönliche Entfaltung der Kinder und Jugendlichen. Außerdem sorgen sie für Körperpflege, Essen und Bekleidung, regen zu Freizeitbeschäftigungen an und organisieren Ferienaufenthalte.

Die Erzieher sind für die umfassende Versorgung und pädagogische Förderung der Kinder verantwortlich.
Die Erzieher sind für die umfassende Versorgung und pädagogische Förderung der Kinder verantwortlich. (Bild: Lordn/iStock / Getty Images Plus)
Gemeinsam lachen, essen, spielen: Die pädagogischen Fachkräfte werden bei den Kindern oft zu einer sehr wichtigen Bezugsperson.
Gemeinsam lachen, essen, spielen: Die pädagogischen Fachkräfte werden bei den Kindern oft zu einer sehr wichtigen Bezugsperson. (Bild: omgimages/ iStock / Getty Images Plus)

Als Grundlage für ihre erzieherische und förderpädagogische Arbeit beobachten und analysieren sie das Verhalten der Kinder und Jugendlichen genau. Des Weiteren arbeiten sie Erziehungs- und Hilfepläne aus, führen Einzel- und Gruppengespräche und helfen bei der Konfliktbewältigung im Alltag und während dem Schulbesuch oder der Ausbildung.

Wie viele Ausbildungen im sozialen Bereich, findet die Ausbildung zum Erzieher für Jugend- und Heimerziehung zu großen Teilen an einer Berufsfachschule statt. Somit verbringen angehende Jugend- und Heimerzieher die meiste Zeit ihrer Ausbildung mit dem Erlernen von theoretischen Inhalten. Lediglich die Praktikumsphasen finden dann in einem geeigneten Betrieb statt. Hier, und auch nach einer erfolgreichen Ausbildung, sind Erzieher für Jugend- und Heimerziehung hauptsächlich in Kinder-, Jugend- und Erziehungsheimen, Jugend- und Familienberatungsstellen und Tagesstätten für Menschen mit Behinderung beschäftigt. Voraussetzung für die Ausbildung ist ein mittlerer Schulabschluss und der einjährige Besuch einer sozialpädagogischen Berufsfachschule oder ein zuvor geleistetes Freiwilliges Soziales Jahr.

Erzieher mit dem Schwerpunkt Jugend- und Heimerziehung sollten neben einer Affinität in den Schulfächern Deutsch, Kunst, Musik und Hauswirtschaftslehre vor allem über ein gesteigertes Verantwortungsbewusstsein, jede Menge Einfühlungsvermögen, Kommunikationsfähigkeit und Beobachtungsgenauigkeit verfügen – schließlich sind sie für das Wohl und die Entwicklung von besonders pflege- und betreuungsintensiven jungen Menschen verantwortlich.

Da es sich bei der dreijährigen Ausbildung zum Erzieher für Jugend- und Heimerziehung um eine schulische Ausbildung handelt, gibt es keine Vergütung. An einigen Schulen fallen sogar noch ein Schulgeld oder Prüfungsgebühren an. Lediglich die Praktikumsphasen werden vergütet. In kommunalen Einrichtungen beträgt die Vergütung, für das für die staatliche Anerkennung erforderliche Betriebspraktikum, 1.652 €.

Auch wenn die Ausbildung zum Erzieher mit dem Schwerpunkt Jugend- und Heimerziehung nicht mit monetären Anreizen locken kann, so geben einem die Arbeit und das Zusammensein mit den Heranwachsenden sowie die Verantwortung für deren Wohl und Entwicklung täglich viel mehr zurück, als dies mit Geld möglich wäre.

Was heute nicht mehr aus der süddeutschen Bildungslandschaft wegzudenken ist, war vor 50 Jahren bahnbrechend: Das Institut für Soziale Berufe (IfSB) in Ravensburg, das im Schuljahr 1972/73 mit dem Schulbetrieb für Erzieherinnen, Jugend- und Heimerzieher und Heilerzieher an den Start ging.