Wetterrückblick Wetterstatistik der Wetterwarte Süd für das Jahr 2024

Wetterstatistik der Wetterwarte Süd für das Jahr 2024
Abgesehen von zeitweilig recht beständigen Hochdruckwetterlagen im Herbst und Frühwinter prägten Tiefdruckgebiete die Witterung. Entsprechend groß die Regenmengen // Symbolbild. (Bild: Pixabay)

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2024 war auf die Gesamtfläche Deutschlands bezogen – und global gesehen ohnehin – das wärmste Jahr seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen 1881. Hierzulande reiht es sich jedoch zwei Zehntel Grad hinter dem Vorjahr und hauchdünn vor 2022 auf Platz zwei ein.

Damit liegen die Temperaturen zum dritten Mal in Folge beinahe zwei Grad über der 30-jährigen Norm der bereits vom Klimawandel beeinflussten Jahre 1991 bis 2020. Und sogar knapp drei Grad über dem Zeitraum 1961 bis 1990, der relevanten Referenzperiode zur längerfristigen Betrachtung und Einordnung der Klimaveränderungen. Der Trend ist eindeutig und die Fakten glasklar.

Sämtliche Monate weisen zu hohe Temperaturen auf, allen voran März, August, Oktober und Februar, der mit Abstand wärmste seit Messbeginn. Der letzte zu kalte Monat bleibt damit der April 2023. An 71 Tagen kletterte das Quecksilber über die Sommermarke von 25 Grad (30-jähriges Mittel: 52,0 Tage) und an 24 Tagen über 30 Grad (12,5 Tage). Nur 2003 (30), 2023 (29) und 2015 (27) wurden noch mehr Hitzetage verbucht. Dabei ging es öfters nahe an die 35-Grad-Marke, in der Spitze um die 36 Grad am 31. Juli. Die Anzahl der Frosttage (61) und Eistage, also Tage mit Dauerfrost (14) liegt dagegen, wie seit Jahren gewohnt, weit unter dem statistischen Soll (101,1 Tage bzw. 26,1 Tage).

Tiefste Temperatur am 21.01.: – 11,0°C (- 11,8°C)
Höchste Temperatur am 31.07.: + 34,2 °C (+ 35,2°C)
Durchschnittliche Jahrestemperatur: + 10,7°C (+ 10,8°C)
Jahressumme des Niederschlags: 1033,6 mm (955,8 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 1647,6 Stunden (1915,4 Stunden)
 
(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried,
die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)

Abgesehen von zeitweilig recht beständigen Hochdruckwetterlagen im Herbst und Frühwinter prägten Tiefdruckgebiete die Witterung. Entsprechend groß die Regenmengen. An den meisten der 300 Wetter- und Niederschlagsstationen im Netz der Wetterwarte Süd waren es 15 bis 20 Prozent mehr als im langjährigen Mittel. Es gab allerdings auch schon wesentlich feuchtere Jahre. Messbarer Niederschlag fiel an 221 Tagen (Mittelwert: 206 Tage). Im Gegensatz zu den letzten Jahren stellte sich keine ausgeprägte Trockenperiode ein. Ein Segen vor allem für die Wälder und die Grundwasserschätze. Auffallend nass war es im März, Mai und September.

Kaum verwunderlich, dass die Sonnenscheindauer bei der regen Tiefdrucktätigkeit und der Nebelhäufigkeit besonders über den Niederungen bescheiden ausfiel. An der Wetterzentrale in Bad Schussenried wurden 1647,6 Stunden Sonnenschein registriert, rund 180 Stunden weniger als in einem durchschnittlichen Jahr und gar 600 Stunden (!) weniger als beim Sonnenfestival 2022, umgerechnet eineinhalb Stunden/Tag. Es war das sonnenscheinärmste Jahr seit 2016, den Januar und den glänzenden August mal ausgenommen.

Wetterkundliche Schlaglichter

Eiseskälte und laue Mallorcaluft

Zum Start ins neue Jahr wird dem Kreislauf einiges abverlangt. Im Wochentakt folgen auf Eiseskälte milde Wetterabschnitte, die insgesamt gesehen überwiegen und dafür sorgen, dass dieser Januar von den Meteorologen wieder einmal als zu warm, aber auch sonnenscheinreich eingestuft wird.

Die Toskana lässt grüßen

Im Februar erreichen die Temperaturen Werte, wie man sie um diese Zeit in der Toskana erwarten darf. Es ist der mit Abstand wärmste Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das erste Viertel des Jahres bricht sämtliche Wärmerekorde, denn auch der März liegt deutlich über der Norm.

Vom frühen Sommer in den späten Winter

Der April wird seinem Ruf als launischer Monat mal wieder mehr als gerecht. Von strahlendem Sonnenschein und Sommerwärme, Saharastaub, Föhn und lauen Nächten, über Regen, Blitz und Donner, starken bis stürmischen Windböen bis hin zu Schnee, Graupel, Frost und Glätte ist alles geboten.

Der Himmel öffnet seine Schleusen

Sind es anfangs heftige Schauer und Gewittergüsse, die im Mai reichlich Nass bringen, kommt Ende des Monats der große Landregen mit massiven Überflutungen. Betroffen vor allem das Allgäu und das südöstliche Oberschwaben und hier ganz besonders Oberteuringen und Meckenbeuren, wo an der Schussen ein historischer Höchststand gemessen wird. Nach Abzug der Unwetter folgt ein facettenreicher, energiegeladener Juni mit Schafskälte und Mückenplage, Turbo-Wachstum und Hitze.

Der Sommer kommt auf Touren

Nach dem Stotterstart im Juni nimmt der Sommer mächtig Fahrt auf. Mit den Hundstagen und damit pünktlich zur Haupturlaubs- und Ferienzeit stellt sich Mittelmeer-Feeling ein. Letztendlich ist es ein Sommer, der sich wirklich sehen lassen kann. Jedenfalls weit über der Norm und unsere Region in der wärmsten Ecke Mitteleuropas.

Unten grau, oben blau

Zum meteorologischen Herbstbeginn dürfen wir noch tagelang Spätsommerwetter vom Feinsten mit Spitzenwerten nahe 32 Grad genießen, doch dann übernehmen Regenwolken das Regiment. Bald darauf abgelöst von kräftigen Hochdruckgebieten. Und mit ihnen kommt die Zeit enormer Wettergegensätze zwischen Berg und Tal. Während oben häufig strahlender, lauer Sonnenschein herrscht, versinken die Niederungen im feucht-kalten Dauergrau. Hier gibt es Sonnenstrahlen nur in homöopathischen Dosen. Selbst auf der Zugspitze ist es zeitweise wärmer als in den klassischen Nebelregionen hierzulande.

Viel Herbst mit einer Brise Winter

An dieser Wetterverteilung ändert sich im Dezember nichts Grundlegendes. An Weihnachten mal Gegensätze der anderen Art. Auf den Höhen von Alb, Allgäu und Höchsten ein weißes Fest, wenn auch wenig Schnee, unten aber erneut, wie stets seit 2010, grüne Feiertage. Dass man im Winterhalbjahr in den feucht-kalten Nebelgebieten gleichviel Steuern zahlen muss wie die vom Sonnenschein verwöhnten Menschen auf den Berghöhen ist eine der Ungerechtigkeiten dieser (Wetter-)Welt.

                                                                                                                                                     WWS-roro