Tipps vom NABU Warum fliegen so viele Vögel in unsere Scheiben?

Warum fliegen so viele Vögel in unsere Scheiben?
Unglücksort für Vögel: Verspiegelte Scheiben. (Bild: John Kevin // iStock / Getty Images Plus)

Mehr als 100 Millionen Vögel in Deutschland knallen jedes Jahr in Glasscheiben. Für die Tiere ist Glas ein unsichtbares Hindernis, durch das sie glauben, hindurch fliegen zu können. Der NABU gibt Tipps.

Betroffen sind insbesondere Amsel, Grünfink und Haussperling, die nah bei uns Menschen leben. Oft sind die Piepmätze nur geschockt und verfallen in Schockstarre. Oft bedeutet der Crash aber ihren sicheren Tod. Ob eine Fensterscheibe für Vögel gefährlich ist oder nicht, liegt an ihrem Standort, der Sonneneinstrahlung, der Höhe und der Umgebung.

Zugvögel sind besonders gefährdet

Streifenfrei und blitzeblank – so mögen wir unsere Fenster. Alles soll sich wunderbar spiegeln. Vögel sind oft die Leidtragenden. „Wenn sich die Landschaft in Scheiben spiegelt oder Fenster den Durchblick auf dahinterliegendes Grün oder freie Flächen ermöglichen, nehmen Vögel das Glas als Barriere nicht wahr“, warnt Stefan Bosch vom NABU.

Im Frühjahr und Herbst sind Zugvögel besonders gefährdet: „Auf dem Rückweg zu ihren Brutgebieten haben es viele Heimkehrer eilig. Am Tag wandernde Arten prallen gegen Scheiben, die sich spiegeln. Viele Arten, die nachts ziehen, werden von beleuchteten Glasflächen magisch angezogen. Betroffen sind nahezu alle Zugvögel von Rotkehlchen und Sommergoldhähnchen bis zu Schwalben und Mauerseglern“, erklärt der NABU-Ornithologe.

Vogelschlag am Glas mit einfachen Mitteln verhindern

Das Vogelschlagproblem nimmt aktuell zu, da sich Glasflächen immer größerer Beliebtheit erfreuen. Ein häufiger Unglücksort von Vogelschlag sind spiegelnde Fensterscheiben, verglaste Ecken und große Glasflächen an Wohn-, Büro-, Geschäftshäusern sowie Sport- und Veranstaltungshallen. Aber auch eine übliche Terrassentür, gläserne Windfänge, Wintergärten und Lärmschutzwände können zur Falle für Vögel werden: „Landauf, landab müssen noch viele Glasscheiben vogelsicher gemacht werden“, fordert Bosch.

Ungebremst in die Scheibe

Besonders gefährlich sind Buswartehäuschen, Raucherpavillons, Fahrradabstellanlagen und Einkaufswagenunterstände: „Für das Vogelauge sind diese gläsernen Unterstände, vor allem auf freier Fläche, praktisch unsichtbar. Ungebremst prallen sie teilweise mit bis zu 20 Kilometern pro Stunde auf die Scheiben auf. Dann kommt für sie meist jede Hilfe zu spät.“

Mattes und strukturiertes Glas kann helfen

Dafür gibt es zum Glück einfache und kostengünstige Lösungen, die Todesfallen entschärfen. Ein flächiges Muster mit Punkten, Streifen oder andere kreative Ideen helfen den Vögeln, das Hindernis früh zu erkennen. Wichtig dabei ist: „Die Abstände zwischen den Elementen sollten nicht größer als eine Handbreit sein. Damit die Vögel nicht versuchen, durch die vermeintliche Lücke hindurchzufliegen“, rät Bosch. Wer sich neue Fenster anschafft, sollte den Vogelschutz direkt mitbedenken und mattes oder strukturiertes Glas einsetzen.

Völlig nutzlos sind laut dem Vogelexperten Greifvogelumrisse zum Aufkleben. „Hausbesitzer greifen zum Schutz der Vögel besser zu Vorhängen, Jalousien, Schnüren oder Fenstermalerei.“ Ob dreckige Scheiben einen geeigneten Schutz darstellen, da ist sich Bosch nicht sicher. Putzmuffel können den Vogelschutz daher leider nicht als Ausrede nutzen.

Erste Hilfe leisten, wenn es an der Scheibe knallt

Manche Vögel sind nach einem Aufprall benommen und berappeln sich wieder. Damit sie kein leichtes Opfer für Katzen werden, können ornithologische Ersthelfer aktiv werden: „Den Vogel setzen Sie am besten in einen Karton mit Luftlöchern. Lassen Sie das Tier ein bis zwei Stunden zu Kräften kommen. Wenn der Vogel sich erholt hat, kann er freigelassen werden. Denken Sie daran, zum Eigenschutz Handschuhe anzuziehen“, empfiehlt der Vogelexperte.

Tipps für vogelsicheres Glas in NABU-Broschüre „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht“: www.NABU.de

(Quelle: NABU)