Ist die medizinische Wirkung von Cannabis wirklich nachgewiesen?

Ist die medizinische Wirkung von Cannabis wirklich nachgewiesen?
Leiden Patienten etwa unter schweren und andauernden Schmerzen, kann ein Arzt Cannabis unter gewissen Voraussetzungen auf Rezept verordnen. (Bild: Jupiterimages// The Image Bank)

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In Deutschland wird die Cannabis-Legalisierung diskutiert. In anderen Ländern, wie etwa den USA ist es schon so weit. Befürworter heben vor allem die medizinischen Positiveffekte des Konsums hervor. Stimmt das wirklich? Hier gibt es die Antworten auf diese und andere Fragen.

Pharmakologische Wirkung von Cannabis

Bislang gibt es noch keine eindeutigen Untersuchungen, die eine medizinische Wirkung bestätigen. Jedoch konnten Wissenschaftler nachweisen, dass Cannabis mit den körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren in unserem Gehirn und Körper reagiert.

Beim Konsum fallen die Wirkungen äußerst unterschiedlich aus. Abhängig von der Qualität einer Cannabispflanze und den eigenen körperlichen Umständen erleben einige Menschen ein euphorisches Gefühl, andere werden gelassener oder haben enorme Freude.

Auch die Steigerung der Kreativität ist bei einigen Konsumenten zu beobachten, wenngleich diese Hochphase meistens nur kurz anhält. Durch die Stimulation der Cannabis-Inhaltsstoffe unseres Gehirns nehmen wir Geräusche und Farben anders war, meistens deutlich verlangsamt.

Cannabis in der Schmerzbehandlung

Mittlerweile gibt es weitere Untersuchungen, Cannabis auch zur Schmerzbehandlung einzusetzen. Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden zeigt etwa, dass inhaliertes Cannabis zu einer kurzfristigen Reduktion von neuropathischen Schmerzen führen kann. Dafür wurde eine Untersuchung bei Multiple-Sklerose-Patienten durchgeführt, welche unter chronischen Schmerzen leiden. Ähnliche Erfolge erzielen auch Behandlungen mit Patienten in Krebstherapien oder der Palliativmedizin.

Schon heute wird Cannabis auf Rezept für medizinische Zwecke verordnet. Diese Regelung gilt in Deutschland seit März 2017. Leiden Patienten etwa unter schweren und andauernden Schmerzen, kann es ein Arzt unter gewissen Voraussetzungen auf Rezept verordnen, was sogar von der Krankenkasse übernommen wird. So müssen etwa alle Standardtherapien ausgeschöpft sein und keine weiteren Linderungsmöglichkeiten bestehen. Patienten müssen einen Antrag bei ihrer Krankenkasse stellen, indem der Behandlungsverlauf ausführlich dargelegt und durch einen Arzt bestätigt wird. Erst dann entscheidet die Krankenkasse über die Freigabe der Zahlung.

Das medizinische Cannabis wird jedoch nur von streng kontrollierten Apotheken abgegeben und darf nur von lizenzierten Farmern/Unternehmen hergestellt werden. Nach wie vor gilt in Deutschland, dass Cannabis dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt.

Was wirkt in Cannabis wie?

Es gibt deutliche Unterschiede, wie Cannabis konsumiert bzw. verabreicht wird. Mittlerweile sind Hanf-Präparate in Form von Tropfen, Sprays, zum Rauchen oder vielen anderen Präparaten und Darreichungsformen erhältlich. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, kommt es auf den Gehalt von CBD bzw. THC an.

THC ist für die veränderte Wahrnehmung und Aufteilung der Stimmung verantwortlich. Auch hier haben Wissenschaftler herausgefunden, dass der Wirkstoff leichte Schmerzen lindern kann. CBD ist ebenfalls in Cannabispflanzen enthalten und ist auch unter dem Begriff Cannabidiol bekannt. Es wird zur Linderung von Krämpfen, Schmerzen und Angstzuständen eingesetzt. Zugleich kann es auch Entzündungen reduzieren. CBD kann helfen, Ängste zu reduzieren, die Entspannung zu fördern und die Schlafqualität zu verbessern

Hat Cannabis auch Nebenwirkungen?

Der Konsum hat nicht nur positive Effekte. Entscheidend für die Art der Wirkung ist auch die Dosierung. Wird es etwa zu hoch dosiert verabreicht (etwa in Cannabis-Spray) könnte dadurch das Kurzzeitgedächtnis eingeschränkt werden. Auch Beeinträchtigungen der Geschmacksnerven sind denkbar.

Andere unerwünschte Nebenwirkungen im Cannabiskonsum sind etwa Müdigkeit, Übelkeit oder Schwindel. Auch das Risiko von psychischen Störungen, etwa Depressivität, Suizidgedanken, Angststörung oder bipolare Störungen können auftreten. Daher stehen Cannabis-Kritiker einer Legalisierung skeptisch gegenüber. Sie wünschen sich mehr Kontrolle bei der Abgabe und Verabreichung, vor allem durch Ärzte.