Erst Starkregen, dann Schnee – die Polarluft schlägt voll zu: „Schneebombe“ in den Hochlagen!

Erst Starkregen, dann Schnee – die Polarluft schlägt voll zu: „Schneebombe“ in den Hochlagen!
Jetzt geht es bald los: Der Spätwinter schlägt mit Schneeregen und Schnee nochmal voll zu! (Bild: Pixabay)

Nasse Stunden und Tage kündigen sich an: Mit der einziehenden Polarluft sorgt Tiefdruck für starke Stauniederschläge am Freitag. In höheren Lagen gehen die Niederschläge zunehmend in Schnee über. Spätestens am Samstag und Sonntag sind auch am Bodensee Schneeregen- und Schneefälle bis ganz runter möglich. In den Alpen gibt’s zum Saison-Endspurt noch eine richtige Schneebombe!

Ein Blick auf die aktuelle Wetterlage für Freitagmittag, den 1. April 2022 zeigt uns das Geopotential in rund 5,5 Kilometer Höhe. Von Nordeuropa bis an die Küste Nordafrikas haben wir es mit niedrigem Geopotential zu tun. Dafür stehen die grünen und blauen Farben, die Höhenkälte und Tiefdruckeinfluss bedeuten. Über Westeuropa strömt der hohe Luftdruck fast bis nach Grönland, auch östlich von uns herrscht Hochdruck. 

Hochreichende Kaltluft bricht von Norden weit nach Süden aus.
Hochreichende Kaltluft bricht von Norden weit nach Süden aus. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Wir befinden uns in einem „kalten Trog“ mit hochreichender Kaltluft und Tiefdruck, also Niederschlägen. 

In 1.500 m Höhe oder 850 hPa liegen die Luftmassentemperaturen zwischen -10 Grad an den Küsten von Nord- und Ostsee und knapp 0 Grad am Alpenrand. In der Nacht auf Samstag positioniert sich die -5-Grad-Isotherme dann über den Alpen. 

Im Norden ist’s extrem kalt, im Südosten Europas schon heiß: Wir liegen mit vielen Niederschlägen dazwischen.
Im Norden ist’s extrem kalt, im Südosten Europas schon heiß: Wir liegen mit vielen Niederschlägen dazwischen. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Während die extreme Kälte von unter -20 Grad in 1.500 m Höhe noch im Norden herumwirbelt, löst sich von Südosteuropa die erste größere Hitzewelle des Jahres. 

Es herrscht also ein „Gedrängel“ zwischen der Restkälte und der Hitze, wir liegen dazwischen. Solch eine Wetterlage birgt jede Menge Niederschläge.

Wettervorhersage: Schneefallgrenze sinkt Wochenende bis ganz runter

Am Freitag regnet und schneit es über Süddeutschland teils anhaltend und ergiebig. Besonders an den Alpen sind sogenannte Stauniederschläge zu erwarten: Das bedeutet, dass die nördliche Anströmung (Wind) die Niederschlagsgebiete an die Berge drückt. An der Barriere, den Alpen, stauen sich die ganzen Regen- und Schneefälle.

Am Freitag regnet und schneit es verbreitet anhaltend und kräftig.
Am Freitag regnet und schneit es verbreitet anhaltend und kräftig. (Bild: Pixabay)

Rund um den Bodensee fällt überwiegend noch Regen, während oberhalb von 500 bis 700 m zunehmend Schneeregen und Schnee fällt. Dort verschwinden die Landschaften teilweise schon unter einer (dünnen bis mäßigen) Schneedecke. 

Auch am Bodensee können sich – bevorzugt ab der zweiten Tageshälfte – immer mehr Schneeflocken und Graupel unter den Regen mischen. 

In den Niederungen des Bodensees erreichen die Temperaturen im Niederschlag 2 bis 5, in höheren Lagen des Allgäus, des Schwarzwaldes und der Alb nur noch -1 bis +2 Grad. 

Am Samstag macht sich der Spätwinter bis an den Bodensee runter bemerkbar und regional auch sichtbar: In den Nacht- und Morgenstunden fällt am Samstag im ganzen Vorhersagegebiet Schnee. Insbesondere an und in den Alpen schneit es über viele Stunden hinweg kräftig.

Am frühen Samstagmorgen schneit es im Vorhersagegebiet häufig.
Am frühen Samstagmorgen schneit es im Vorhersagegebiet häufig. (Grafik: Wxcharts.com)

Bis an den Bodensee herab kann sich stellenweise eine kleinere Schneedecke ausbilden.  

Tagsüber lassen die anhaltenden Niederschläge allmählich nach und gehen in einige Schauer über. Die Höchstwerte klettern am Bodensee nur noch auf 0 bis 4 Grad. Oberhalb von 600 bis 800 m ist im Dauerschneefall sogar leichter Dauerfrost möglich. 

Ohne Winterausrüstung funktioniert am Wochenende in höheren Lagen nicht mehr allzu viel. 

Schneehöhe am Samstag und Sonntag

Am Samstagvormittag, 10:00 Uhr hätten wir nach dem amerikanischen GFS-Modell in Deutschland folgende Schneehöhen: Von Nordrhein-Westfalen über die Mitte des Landes bis nach Süddeutschland würden wir verbreitet 1 bis 10 cm Neuschnee messen. Entlang des Bodensees wären wir mit 3 bis 5 cm ebenfalls gut dabei. Im Bereich der Mittelgebirge, im Schwarzwald sowie in den Alpen hätten wir eine dicke Schneedecke. 

Von NRW bis in den Süden breitet sich vielfach eine Schneedecke aus.
Von NRW bis in den Süden breitet sich vielfach eine Schneedecke aus. (Grafik: Wxcharts.com)

Kaum anders sähe es am Sonntagvormittag aus. Besonders über dem Südwesten und am Alpenrand würden wir demnach eine geschlossene Schneedecke von ein einigen Zentimetern. Auf Höhe des Bodensees würde sich an der Schneelage zunächst wenig ändern. 

Bis Sonntagvormittag ändert sich an der Schneelage in Deutschland wenig.
Bis Sonntagvormittag ändert sich an der Schneelage in Deutschland wenig. (Grafik: Wxcharts.com)

Das europäische ECMWF-Modell berechnet im Westen weniger, im Norden, in der Mitte und im Süden dagegen etwas höhere Schneemengen. Da das Wettermodell in den vergangenen Monaten diesbezüglich oft übertrieb, rechnen wir mal eher mit den Angaben des GFS-Modells. 

Sagt der Winter mit Schnee im Anschluss „Ade“?

Darauf liefert uns die Ensemble-Prognose für Lindau (Bodensee) eine ungefähre Antwort. 

Zunächst erkennen wir die Schneefälle ab Freitag und übers Wochenende. Im Mittel aller über 30 Einzelberechnungen sind über 5 cm möglich. Zwischen dem 4. und 7. April lassen die Schneesignale nach, bevor diese um den 8. April nochmal nach oben zeigen. Da deutet sich womöglich ein neuer Polarluftvorstoß an, so zumindest lassen es die Ensembles erahnen. 

Immer wieder sind Schneesignale zu sehen, die meisten am kommenden Wochenende.
Immer wieder sind Schneesignale zu sehen, die meisten am kommenden Wochenende. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Im Endeffekt heißt es: Winterreifen sollten noch (mindestens) bis Ostern drauf bleiben. Wer die Reifen bereits gewechselt hat, sollte das Auto am Wochenende verantwortungsbewusst stehen lassen. Besonders in mittleren und höheren Lagen geht ohne entsprechende Winterausrüstung zum Teil nichts mehr. Die Alpen werden regelrecht mit Schneemassen zugeschüttet. 

Die Natur wird in den nächsten Tagen und Wochen förmlich explodieren und ergrünen.

Nach dem Wochenende sieht es zwar weiterhin nass aus. Der Schnee zieht sich – zumindest im Flachland – allerdings rasch zurück.