Konstanz – Konstanz soll bis zum Jahr 2035 weitgehend klimaneutral werden. Dies beschloss der Gemeinderat – laut städtischer Mitteilung – mit großer Mehrheit in der Sitzung am 11. März. Mit 35 Ja-Stimmen und vier Enthaltungen stimmte der Rat dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zu und folgte damit der Empfehlung des ifeu-Instituts.
Das renommierte Institut für Energie und Umweltforschung aus Heidelberg hatte als Zielvorgabe das „Klima-Plus-Szenario“ erarbeitet. Dieses sieht – so die Stadt weiter – eine überaus schnelle Absenkung der nach „Bilanzierungssystematik für Kommunen“ (BISKO) zu bemessenden Treibhausgasemissionen bis 2035 vor.
Darüber hinaus enthalte es zusätzliche notwendige Maßnahmen, um den Konstanzer Beitrag zum Ziel des Pariser Klimaabkommens (Steigerung der globalen Durchschnittstemperatur um deutlich unter 2°C) noch einhalten zu können. Im Vergleich zum Absenkpfad, der von der Bundesregierung bislang mit einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent bis 2050 verfolgt wird, sieht das Klima-Plus-Szenario eine deutlich schnellere Treibhausgasminderung vor.
Angestrebt werde eine bis 2035 sehr steil verlaufende Reduktion der Treibhausgasemissionen, die anschließend – aufgrund der höheren Schwierigkeiten bei der Erreichung der letzten Prozente – flacher auslaufe. Bezüglich des CO2-Budgets entspricht dies einer Kompatibilität mit den Pariser Klimazielen.
Ein Hauptgrund für das „Vorziehen“ der Klimaschutzziele liege darin, dass in der Vergangenheit weltweit und auch in Deutschland noch so hohe Treibhausgasemissionen verursacht wurden, dass das „Restbudget“ bis zum Überschreiten der 2-Grad-Marke viel schneller, als in den bisherigen Klima-Zielsetzungen vorgesehen, dezimiert wurde.
„Das Klima-Plus-Szenario ist für Konstanz extrem anspruchsvoll, vor allem da hier – im Vergleich zu einigen anderen Städten – keine Kompensationsmaßnahmen einkalkuliert werden“, sagte Hans Hertle vom ifeu. Städte und Einrichtungen mit linearer Absenkung auf Null bis 2030 oder 2035 rechnen sich durch Maßnahmen wie Ökostromzukauf von außen grün – also durch Maßnahmen, die nicht direkt vor Ort stattfinden. Im Klima-Plus-Szenario sei Derartiges nicht zulässig.
Die lokalen Maßnahmen von Konstanz sind aber laut dem Experten auf dem maximalen Ambitionsniveau. „Eventuell kann das Konstanzer Modell sogar als vorbildhaft wirken, wenn es um die Einigung auf eine bundesweit einheitliche Definition von ‚Klimaneutralität‘ geht“, erklärte Hertle. Mit einem Appell an die Stadtgesellschaft unterstreiche der Beschluss, dass für das Erreichen des Ziels die Mitwirkung aller notwendig ist.
„Der Gemeinderat braucht die tatkräftige Beteiligung der Konstanzer Stadtgesellschaft, um das Gesamtziel einer weitgehend klimaneutralen Stadt zu erreichen und setzt auf umfassende Mitwirkung an dem gemeinsamen Projekt. Die Stadt Konstanz, der Gemeinderat und der Oberbürgermeister fordern eine Vervielfachung der Anstrengungen auf allen Ebenen – insbesondere auch beim Setzen von Rahmenbedingungen auf Bundesebene – damit die Ziele erreicht werden können.“
Auf dieser Grundlage des Beschlusses zum Zielszenario würden nun im nächsten Schritt die konkreten Maßnahmen in den einzelnen klimaschutzrelevanten Handlungsfeldern erarbeitet. Diese seien Bestandteil der neuen Klimaschutzstrategie, die bis Ende des Sommers vorliegen soll.