Eindrucksvolle Baustelle im Hinteren Ebnet Revitalisierung der Oberen Argen geht voran: Derzeit läuft der Bau der Rauen Rampe

Revitalisierung der Oberen Argen geht voran: Derzeit läuft der Bau der Rauen Rampe
Mitten im Fluss ist die Spundwand zu sehen. Nachzuahmen ist diese Kletterpartie auf keinen Fall. (Bild: Stadt Wangen / sum)

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Kurz bevor er seinen Ruhestand antritt, besuchte mit Lothar Heissel ein Referatsleiter des Regierungspräsidiums Tübingen Wangen, dem die Stadt viel Unterstützung verdankt. Er half mit, dass der Hochwasserschutz an der Argen nach dem historischen Pfingsthochwasser 1999 gebaut wurde. Und er setzte sich für die Revitalisierung der Argen ein.

Sie bietet der Natur viele neue Entwicklungsmöglichkeiten. Mit Oberbürgermeister Michael Lang und Landesgartenschau-Geschäftsführer Karl-Eugen-Ebertshäuser tauschte er sich über das Projekt der Argen-Revitalisierung aus und ließ sich den Stand der Baustelle zeigen.

Derzeit liegt der Schwerpunkt bei den Arbeiten am und im Fluss im Hinteren Ebnet. Es ist der letzte Bereich, der noch fehlt, um die Argen im Stadtgebiet von Wangen durchlässig für Fische und andere Organismen zu machen. Die Baustelle ist eindrucksvoll. Mitten im Flussbett wurde mit Hilfe eines Spezialbohrers eine Spundwand eingebaut. Dieser Bohrer war notwendig, weil das Mergelgestein anders nicht zu überwinden war, wie der zuständige Planer des Regierungspräsidiums vor Ort, Kai Ruedel, bei der Besichtigung erläuterte.

Der Spundwand vorgelagert ist ein Damm, der nur bei Hochwasser überflossen wird. Betonsteine, die wie Stecksteine aufeinander gebaut sind, verbinden Damm sind Spundwand. So wird auf einer Seite das Wasser rechts vorbeigeleitet. Im Trockenen kann nun also die Raue Rampe auf der linken Seite eingebaut werden. Ist diese Seite fertiggestellt, wird der Damm auf die rechte Seite verlagert, so dass dort weitergebaut werden kann.

Der Aufbau der Rampe wird mit grobem Schotter gemacht, weil dieser so beschaffen ist, dass sich die Steine ineinander verkeilen und dadurch die notwendige Festigkeit erreichen. Sind die Arbeiten abgeschlossen, werden die Spundwände wieder aus dem Flussbett gezogen. Dann können Fische und andere Organismen Richtung Argen-Ursprung aufsteigen.

Weil die Böschung auf der rechten Seite befestigt werden musste, gab es auch Eingriffe dort. So mussten entlang der Rampe Bäume entnommen werden. Auch zwei Weiden mussten fallen, weil der Biber bereits dran gearbeitet hatte. Die beiden neuen Schächte neben dem Fluss waren notwendig geworden, weil sich zeigte, dass die verbauten Wasserrohre durch die Erschütterung auf der Baustelle hätten brechen könnten. So wurden die Leitungen ersetzt.

Im Sanierungsareal im Hinteren Ebnet soll sich die Natur künftig entfalten können. Das heißt auch: Im Falle von Hochwasser kann sich das Wasser auf der großen Wiese ausbreiten. Jedoch nur bis zu den „schlafenden Sicherungen“, die so verbaut sind, dass man sie normalerweise nicht wahrnimmt.

Eine Stadt, die eine Landesgartenschau hat, sei gut beraten, ein Gewässer in den Mittelpunkt zu bringen, sagte Heissel. Die Argen begleite als blaues Rückgrat die Landesgartenschau-Besucher von der Altstadt bis zur ERBA – und später alle Spaziergänger.  Insgesamt, so der Experte, dient die Revitalisierung der Argen jedoch dazu, das Flussbett für künftige, trockenere Phasen fitzumachen.

Durch die Einbauten von Buhnen und anderen Hindernissen im Flussbett entstehen Kältepools, in denen sich Fische auch dann noch lange aufhalten können, wenn sich das Wasser aufheizt. Durch die versetzt gebauten Punkte am und im Fluss entsteht nach Worten der Fachleute eine Strömung, die im Flussbett eine Rinne bildet, sagte er.

„Wir hatten das Glück, dass wir den privaten Naturschutz für diese Maßnahmen von Beginn an gewinnen konnten“, sagte OB Lang. Auch die Bevölkerung stehe hinter dem Projekt.

Im Gartenschaujahr wird das Gelände eingezäunt und es wird Sonderführungen dort geben, kündigte Ebertshäuser an. Für eine Wegeführung, die eine Verbindung außerhalb des Zauns zur Realschule und Richtung Stadt ermöglicht, wird gesorgt.

Im Bild: Auf den Betonsteinen stehen Kai Ruedel, Projektverantwortlicher vor Ort beim Regierungspräsidium Tübingen, Karl-Eugen Ebertshäuser, Geschäftsführer Landesgartenschau GmbH, Katharina Bernt, Projektleitung Landesgartenschau, Lothar Heissel, scheidender Referatsleiter Gewässerschutz im Regierungspräsidium, Oberbürgermeister Michael Lang (von links).

(Pressemitteilung: Stadtverwaltung Wangen im Allgäu)