DIHK-Studie: IHK-Abschluss der Höheren Berufsbildung zahlt sich immer mehr aus

Techniker, Meister und Fachwirte werden von Betrieben besonders stark gefragt – 60 Prozent der Absolventen verdienen teilweise deutlich mehr Geld.
Techniker, Meister und Fachwirte werden von Betrieben besonders stark gefragt – 60 Prozent der Absolventen verdienen teilweise deutlich mehr Geld. (Bild: Drazen Zigic // iStock / Getty Images Plus)

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Die praxisnahe und berufsbegleitende Weiterbildung mit einem Abschluss der Höheren Berufsbildung zahlt sich für die Beschäftigten und Betriebe immer mehr aus. Nach einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter 20.000 Absolventen verdienen rund 60 Prozent von ihnen spätestens fünf Jahre nach ihrer Fortbildungsprüfung mehr Geld als vorher.

Auch für die Betriebe bringe dieser Qualifizierungspfad viele Vorteile, sagt Jürgen Schatz, Geschäftsbereichsleiter Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) mit Verweis auf die Ergebnisse der Anfang Juni veröffentlichten bundesweiten IHK-Studie zum Thema.

„Sie können aus der eigenen Belegschaft auf Top-Niveau weitergebildete Fach- und Führungskräfte entwickeln, die mehr Verantwortung übernehmen können und wollen.“ Die Höhere Berufsbildung sei deshalb „eine Art Geheimtipp“ sowohl für karrierebewusste Mitarbeiter als auch für unternehmerische Strategien gegen den Fachkräftemangel.

Inzwischen verfügen mehr als 2,5 Millionen Erwerbstätige in Deutschland über einen Abschluss der Höheren Berufsbildung. Allein in der IHK-Region Bodensee-Oberschwaben werden jährlich rund 2.800 Einzelprüfungen abgenommen, so Schatz.

„Es können gerne noch mal mehr werden. Ob Industriemeister Metall, Bachelor Professional in Bilanzbuchhaltung oder Betriebswirt – diese Absolventen der Höheren Berufsbildung werden von den Unternehmen händeringend gesucht. Ihre Abschlüsse liegen auf dem Niveau sechs und sieben des Deutschen Qualifikationsrahmens DQR und sind somit gleichrangig zum Bachelor oder sogar Master einer Hochschule. Mit einer Arbeitslosenquote von nur 1,2 Prozent – und damit sogar noch niedriger als bei Akademikern – ist der Arbeitsmarkt in dieser Gruppe komplett leergefegt.“

83 Prozent der Befragten würden sich wieder für den gleichen Fortbildungsabschluss entscheiden

Die Zufriedenheit mit einem Abschluss der Höheren Berufsbildung ist der DIHK-Studie zufolge sehr hoch: Rund 83 Prozent der Absolventen würden sich erneut für den gleichen Fortbildungsabschluss entscheiden. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) plant weitere Qualifizierungen. Hier steht ein zusätzlicher Abschluss der Höheren Berufsbildung am höchsten im Kurs.

„Die Höhere Berufsbildung ist ein sinnstiftender und zukunftsrelevanter Qualifizierungsweg, der den Unternehmen topqualifizierte und praxisorientierte Fachkräfte liefert“, so Schatz. „Das muss in der öffentlichen Wahrnehmung noch stärker zur Geltung kommen. Wichtig ist, die Höhere Berufsbildung – auch als gleichwertige Alternative zum Hochschulstudium – noch bekannter zu machen. Die neuen Abschlussbezeichnungen Bachelor und Master Professional sollten daher zügig weiter ausgerollt werden. Hier sind vor allem die Sozialpartner in der Verantwortung.

Schon in der Berufsorientierung, die wir flächendeckend auch an Gymnasien brauchen, müssen Schüler informiert werden, dass sie über eine duale Ausbildung und eine entsprechende Weiterbildung praxisnah eine ebenso erfolgreiche Erwerbsbiografie erfahren können wie Akademiker.“

Die Berufliche Weiterbildung wird auch von den Absolventen selbst sehr positiv beurteilt – so das Ergebnis der bundesweiten IHK-Befragung unter Menschen, die in den vergangenen fünf Jahren erfolgreich bei ihrer IHK an einer entsprechenden Fortbildungsprüfung teilgenommen haben. Danach berichten 76 Prozent der Absolventen von positiven Auswirkungen auf ihre berufliche Entwicklung.

Aus einer Liste mit Mehrfachnennungen rangieren finanzielle Verbesserungen (57 Prozent) sowie der Aufstieg in eine höhere Position oder einen größeren Aufgaben- und Verantwortungsbereich (59 Prozent) ganz oben. Rund 64 Prozent derjenigen mit einem Gehaltsplus beziffern die monatlichen Zuwächse auf mehr als 500 Euro. Knapp ein Viertel verdient sogar mindestens 1.000 Euro mehr im Monat als vor der Weiterbildung.

„Nach einer Weiterbildung müssen die neuen Fähigkeiten angewendet und sichtbar unter Beweis gestellt werden. Gehaltszuwächse zeigen sich daher drei Jahre nach der erfolgreichen Prüfung wesentlich stärker als kurz nach dem Abschluss“, so Schatz.

„Viele positive Effekte ergeben sich aber auch sofort: 96 Prozent der Absolventen sagen, dass sich die Weiterbildung positiv auf ihre persönliche Entwicklung ausgewirkt hat – sei es, dass sie ihren Blickwinkel erweitert oder mehr Souveränität gewonnen oder ihre Kommunikations- und Selbstreflexionskompetenzen gestärkt haben. Diese persönlichen Benefits nach einer solchen Weiterbildung fallen noch stärker aus als die rein beruflichen Auswirkungen und werden sich im weiteren Berufsleben der Absolvierenden in jeder Hinsicht positiv bemerkbar machen.“

Beinahe zwei Drittel der Fortbildungsabsolventen hat in der Lernphase nach eigenen Angaben Aufstiegs-BAföG erhalten. „Das erweist sich damit einmal mehr als das zentrale Förderinstrument für die Höhere Berufsbildung“, sagt IHK-Geschäftsbereichsleiter Schatz. „Die Politik sollte die im Koalitionsvertrag angekündigten Verbesserungen beim Aufstiegs-BAföG deshalb zügig auf den Weg bringen. So können im Interesse der Unternehmen noch mehr angehende Fachkräfte für einen Weg in der Höheren Berufsbildung gewonnen werden.“

Als eine Stärke der Höheren Berufsbildung bezeichnete Schatz die enge Anbindung an die betriebliche Praxis. „Das bedeutet, dass sie sich auch an aktuelle Herausforderungen wie Digitalisierung und Klimaschutz anpasst. Es ist unser gemeinsames Ziel, sukzessive immer mehr Abschlüsse in den bewährten Verfahren zur Modernisierung von Fortbildungsordnungen neu auszurichten“, so Schatz. „Richtig ist aber auch: Die Transformation Richtung Klimaneutralität gelingt

nicht allein mit einer Handvoll besonders ‚grüner‘ Ausbildungsberufe oder Abschlüsse. Entlang der Wertschöpfungskette – etwa von Entwicklung, Beschaffung und Bau bis hin zur Errichtung einer Windkraftanlage – sind die Aus- und Fortbildungsabschlüsse der Beruflichen Bildung über ihre gesamte Bandbreite gefragt. Und natürlich die entsprechenden Fachkräfte, die sich über eine Weiterbildung auf dem Laufenden halten müssen.“

Auswirkungen der Lockdowns in der Corona-Pandemie auf die Weiterbildung

Die während der Corona-Pandemie verordneten Lockdowns und Einschränkungen hatten für knapp zwei Drittel der Absolventen keinerlei negativen Effekt auf ihre berufliche Entwicklung. Gut jeder Vierte spricht von einem leicht negativen Einfluss. Nur rund acht Prozent melden deutlich negative Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung.

„Die enormen Herausforderungen, die die Corona-Pandemie für Unternehmen und deren Beschäftigte mit sich brachte, konnten in der Höheren Berufsbildung of- fensichtlich aufgefangen werden. Das ist ein großes Verdienst aller Beteiligten“, lobt Schatz. „Es zeigt die hohe Flexibilität der Absolventen, ihrer Betriebe, aber auch der Bildungsanbieter. Sie haben ihre Vorbereitungslehrgänge während der Pandemiezeit zum großen Teil zügig auf Online-Formate umgestellt und so die Prüfungsvorbereitung weiterhin ermöglicht.“

(Pressemitteilung: IHK Bodensee-Oberschwaben)