Ein Theaterstück mit Tiefgang und Humor

Ein Theaterstück mit Tiefgang und Humor
Die Auswanderwilligen nehmen Abschied von Riedlingen. (Bild: MK)

Riedlingen – Zu einem fulminanten Erlebnis geriet die Premiere des Riedlinger Sommertheaters. Unter der Regie von Carola Schwelien und Peter Höfermayer (beide Theater Lindenhof) nahmen die Laiendarsteller das Publikum auf eine Zeitreise mit, in der anschaulich der Wunsch der Menschen nach Freiheit ohne Hunger und Not dargestellt wurde.

Als Bilderbogen führte die Aufführung die Zuschauer von der Auswanderung nach Ungarn und bis hin zum Land der (scheinbar) unbegrenzten Möglichkeiten (Amerika).

Selten gelingt es, dass ein Stück auf der Theaterbühne geschichtsträchtigen Tiefgang und einer kräftigen Prise Humor, sich bestens vereint präsentieren. Dank der Regie und den wandelbaren Darstellern ist dies wunderbar gelungen. Die Treiber der Auswanderung waren Unterdrückung, Hoffnungslosigkeit, Schulden und absolute Perspektivlosigkeit.

Diese bedrückenden Lebensumstände wurden mit einem Feuerwerk an Szenen dargestellt. Eine Szene zeigte zugespitzt die Not und das Elend der verschiedenen Epochen mit einem fast grausamen Kampf um ein paar Kartoffeln.

Die Auswanderung der Donau entlang, wurde mit der Fahrt der Ulmer Schachteln donauabwärts bildhaft dargestellt. Jeder Illusion beraubt wurden die Zuschauer und Zuschauerinnen mit der Szene einer Schiffspassage nach Amerika, in der die Schrecknisse des Transfers für die Auswanderer gruselige Züge annahmen.

Musikalische Begleitung überzeugt

Beeindruckend war der Aufwand für die Bühne. So überzeugten die Licht-Projektionen auf das Segel des „Schiffes“, sie unterstrichen das Schauspiel thematisch überaus treffend. Neben dem technischen Aufwand glänzte die Stadtmusik mit ihrer musikalischen Begleitung der Aufführung. Den jeweiligen Szenen angepasst, wurde deren Dramaturgie oder Leichtigkeit durch die Musik verstärkt.

Revolution und Amerika

Teil des Spiels war die Revolution 1848, die auch in Riedlingen den Drang nach Freiheit und Demokratie auslöste. Rädelsführer wurden mit Haft bestraft und/oder „ausgewandert“. Die Schrecknisse des Nazi-Regimes, die Vertreibung der Riedlinger Juden und deren Schicksale wurden durch Darsteller und Darstellerinnen nicht nur erzählt, sie stellten auch für jedes Einzelschicksal eine Kerze auf.

Das ganze Ensemble sprühte vor Spielfreude und doch gab es Figuren und Rollen, die eine besondere Aufmerksamkeit auf sich zogen. Gerhard Otto mit sechs Rollen und Rosita Pfeifer mit deren fünf, zeigten eine erstaunliche Wandelbarkeit. Ungekrönte Könige waren Anton Köberle in seiner Doppelrolle Jacob und Frieder, sowie Sabrina Sauter als Margret.

Der Liebesreigen mit Folgen, sorgte mit Wortwitz und schauspielerisch hinreißend gespielt, für großes Amüsement bei den Besuchern der Aufführung. Hingucker bei einer Showeinlage zum Thema Amerika waren die Cheerleader, die Freiheitsstatue und die Cowboys. Hier gab Ulrich Widmann, in seinem Outfit als Cowboy, eine echte Hausnummer ab.

Große Leistung

Die Laiendarsteller, unterstützt von den Lindenhof-Profis, der Technik und Stadtmusik, haben direkt an der Donau ein sehenswertes Stück auf die Bühne gebracht. Man darf dieser Truppe einen großen Respekt zollen, sie hatten Spaß am Spiel, der auch auf das Publikum übersprang. Bewegend ihr gemeinsames Abschieds-Lied „Mensch“ (Rio Reiser, www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=text+mensch+rio+reiser)  das eine überaus wichtige Botschaft in unserer schnelllebigen und schwierigen Zeit „zauberte“.

Wer sich das mitreißende Stück nicht entgehen lassen möchte, sollte sich sputen. Gespielt wird nochmals am 3. Juli (So), 7. Juli (Do), 8. Juli (Fr) und 9. Juli (Sa). Karten dafür sind noch vorhanden. Als Regenersatztermine sind Mittwoch, 6. Juli, und Sonntag, 10 Juli, vorgesehen.

Mehr Infos gibt es unter: www.riedlingen.de oder www.theater-lindenhof.de