Nach dem „Jahrhundert-September“, dem wärmsten seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen, ging es in der ersten Oktoberhälfte mit den für die bereits fortgeschrittene Jahreszeit außergewöhnlich hohen Temperaturen nahtlos weiter. Danach übernahmen Tiefdruckgebiete das Regiment. Mit ihnen kam der Regen und spürbar kühlere Luft.
Bis zur Monatsmitte kletterte das Quecksilber an fünf, örtlich sechs Tagen über die Sommermarke von 25 Grad, ein absolutes Novum. Am 13. (Freitag) wurde an 80 der 141 Wetterstationen im Messnetz der Wetterwarte Süd ein Sommertag verzeichnet, wobei es in Reichenbach an der Fils und in Bad Krozingen sogar nochmals knapp über die 30-Grad-Hitzemarke ging. Dass der späte Sommer kein Ende nehmen wollte, hatte gleich mehrere Gründe.
Zum einen natürlich die südwestliche Höhenströmung mit der Mallorcaluft über die Alpen gelangte, zum anderen aber auch die für diese Jahreszeit auffallend hohen Wassertemperaturen im Mittelmeerraum, die vier bis fünf Grad über dem langjährigen Mittel lagen. Und nicht zuletzt die Dominanz der Hochdruckgebiete „Tora“, „Ulrike“ und „Verena“, welche für reichlich Sonnenschein sorgten.
Mit Tief „Wolfgang“ kam dann der Umschwung. Der Jetstream, Motor und Antriebskraft unseres Wetters nahm nun Fahrt auf. Angetrieben von einem kräftigen, zeitweilig stark böigen Wind, vorwiegend um Südwest, zog ein Regengebiet nach dem anderen übers Land. Sie brachten nach der langen Durststrecke endlich wieder einmal ordentlich und vor allem auch flächendeckend Nass, für die davor extremes Niedrigwasser führenden Gewässer eine willkommene Revitalisierung.
Auf den überall viel zu trockenen September folgte ein statistisch gesehen vielerorts zu nasser Monat. Nur entlang der Donau und auf der Schwäbischen Alb gab es Stationen, an denen das Soll nicht erreicht wurde. Am meisten Regen verbuchte Alfons Ohlinger in der Staulage der Bergerhöhe bei Wangen mit 115,6 Liter/m², am wenigsten fiel an den beiden Ehinger Niederschlagsstationen von Walter Schaupp und Erich Merz (52,0 Liter/m² bzw. 53,8 Liter/m²) und in Scheer bei Christof Käppeler (52,0 Liter/m²). Auch in Hüttisheim bei Reinhold Fuger waren es unterdurchschnittliche 53,8 Liter/m². Ziemlich einheitlich dagegen die erfassten Sonnenscheinstunden, im Allgemeinen 20 bis 30 Prozent über der Oktobernorm.
Mit dem Regen kam kühlere Luft. Erste Nachtfröste, Reifglätte und sich ausbreitende Nebelfelder machten bewusst, dass wir uns längst im Herbst befanden. Doch so richtig kalt wurde es dennoch nicht. Zumal auch der Föhn am Alpenrand öfters Einfluss auf unser Wettergeschehen nahm.
Mit einer Durchschnittstemperatur von 11,3°C (Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020: 8,9°C) ordnet sich der vergangene Oktober hinter 2022 (12,7°C), 2001 (12,0°C), 2006 (11,7°C) und 1995 (11,6°C) auf Platz fünf in der 56-jährigen Beobachtungsreihe der Wetterzentrale in Bad Schussenried ein. Besonders in den föhnangehauchten Gebieten und auf der Westalb war es mancherorts sogar der drittwärmste Oktober seit Messbeginn.
Tiefste Temperatur am 17.: + 0,0°C (+ 4,1°C) Höchste Temperatur am 13.: + 26,3°C (+ 24,2°C) Durchschnittliche Monatstemperatur: + 11,3°C (+ 12,7°C) Monatssumme des Niederschlags: 77,3mm (56,0 mm) Gesamtsonnenscheindauer: 127,5 Stunden (125,7 Stunden) (Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!) |
Abgesehen vom feucht-kühlen und trüben April waren in diesem Jahr bislang alle Monate teils erheblich zu warm, allen voran der Juni und der September. Damit ist 2023 auf dem besten Weg den Rekordwert aus dem Vorjahr noch zu überbieten, vorausgesetzt es stellt sich in den nächsten Wochen keine länger anhaltende deutlich zu kalte Witterungsperiode ein.
WWS-roro