Köln (dpi) – Ein Kamerateam und eine Reporterin stehen in einer völlig zerstörten Straße, in der sie einen Bericht über die schwere Hochwasserkatastrophen im Westen Deutschlands drehen. RTL-Reporterin Susanna Ohlen schmierte sich vor dem Dreh mit Schlamm ein, ein Anwohner filmte die Aktion.
Im vom Hochwasser schwer betroffenen Bad Münstereifel wurde die 39-jährige RTL-Reporterin Susanna Ohlen für einen Bericht entsandt. Auf Instagram veröffentlichte sie kurz nach ihrem Eintreffen: „Mich trifft das auch noch einmal eine Spur intensiver, weil wir haben ein Ferienhaus hier, zwei Kilometer entfernt, da ist Gott sei Dank nichts, aber natürlich, hier stehen die Menschen zusammen, man hilft sich gegenseitig“ so Ohlen auf Instagram.
RTL beurlaubt Reporterin
Beworben wurde der Artikel mit der Überschrift „RTL-Moderatorin Susanna Ohlen packt bei den Aufräumarbeiten in Bad Münstereifel tatkräftig mit an und teilt im Netz schockierende Aufnahmen“. Ohlen inszenierte ihren Auftritt lediglich und wurde unbemerkt von einem Anwohner der Straße gefilmt, während sie sich eigenständig mit Schlamm bedeckte.
Der Nachrichtensender RTL reagierte auf die Kritik und entfernte den Artikel sowie Videobeitrag von ihrer Seite. Reporterin Susanna Ohlen ist seit Montag beurlaubt. Gegenüber dem „Express“ gab RTL ein Statement ab: „Das Vorgehen unserer Reporterin widerspricht eindeutig journalistischen Grundsätzen und unseren eigenen Standards. Wir haben sie daher direkt am Montag, nachdem wir davon erfahren haben, beurlaubt“.
Mehr als 170 Menschen starben bisher bei der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. In zahlreichen Gemeinden und Städten werden die Aufräumarbeiten noch Tage oder gar Wochen dauern.
Susanna Ohlen versucht sich mit Entschuldigung
Am späten Donnerstagabend (22.07.2021) reagierte auch die betroffene RTL-Reporterin Susanna Ohlen auf die Kritik. Das ganze Statement:
„Ich habe am Montag im Flutgebiet vor der Schalte für ‚Guten Morgen, Deutschland‘ einen schwerwiegenden Fehler gemacht. Nachdem ich an den vorherigen Tagen bereits privat in der Region geholfen hatte, habe ich mich vor den anderen Hilfskräften an diesem Morgen geschämt, in sauberem Oberteil vor der Kamera zu stehen. Daraufhin habe ich mir, ohne zu überlegen, Schlamm auf meine Kleidung geschmiert. Mir als Journalistin hätte das niemals passieren dürfen. Als Mensch, dem das Leid aller Betroffenen zu Herzen geht, ist es mir passiert. Ich bitte um Verzeihung.“
Quelle: Instagram/susannaohlen
Doch auch bei ihrem Statement hagelte es zahlreiche Kritik. Viele warfen ihr vor, dass das keine Entschuldigung, sondern lediglich eine Ausrede gewesen sei. Jedenfalls sorgte diese Schlamm-Inszenierung für Aufsehen und Unmut bei den Bürgern der vom Hochwasser betroffenen Regionen. Viele Einsatzkräfte, Landwirte und Zivilisten sind bereits seit Tagen durchgehend mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.