Wie in Riedlingen (Juni 2020), wurde auch in Bad Saulgau (November 2022) das Krankenhaus geschlossen. Die Sorge der Bevölkerung um eine gute Gesundheitsversorgung war ganz sicher in beiden Städten gleich groß. Die Bestrebungen um eine gute Nachfolgestruktur für die wegfallende stationäre Versorgung entwickelte sich aber völlig gegensätzlich.
Bad Saulgau war zeitlich weit hinter Riedlingen her, da dort schon vor mehr als 10 Jahren klar war, dass spätestens nach dem Bezug der neuen Klinik in Biberach das Krankenhaus im Donaustädtchen geschlossen wird. In Bad Saulgau dagegen wurden vom Landkreis Sigmaringen erst 2021 die Weichen für eine Schließung gestellt.
Hat Riedlingen den enormen Zeitvorsprung genutzt? Diese Frage kann man getrost mit einem ganz lauten „Nein“ beantworten. Über 10 Jahre dauerte es, bis für das AMD (Ambulant-Medizinisches-Dienstleistungszentrum) vor einigen Monaten der Spatenstich erfolgen konnte.
In Bad Saulgau ging man dagegen andere und auch deutlich schnellere Wege. Die Stadt Bad Saulgau verkündete im September 2024, dass sie Eigentümerin des Krankenhausgebäudes ist. Der Erwerb war der Stadt 7 Millionen Euro wert. Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller verkündete damals, dass die Stadt mit Hochdruck daran arbeite, die leerstehenden Flächen an zusätzliche Ärzte, Fachärzte und weitere Anbieter aus dem Gesundheitsbereich zu verpachten.
Die Bemühungen waren erfolgreich, denn im ehemaligen Krankenhaus wird, wie eine Tageszeitung am 19. Oktober berichtete, das Gesundheitszentrum immer voller.
Demnach praktizieren dort nun:
- Schlaflabor mit Dr. Schwarz und Dr. Panis
- NRI-Atemzentrum
- VitalAire-Therapiecenter (AtemCenter)
- Suchtberatung AGJ Sigmaringen
- Praxis für Verkehrssicherheit
- internistische Praxis
- Berta-Hummel-Schule
- MVZ der SRH
- Familienpraxis Lipke
- Physiotherapie Tabbert.
Neu hinzugekommen ist nun eine Hautarztpraxis (Dr. Jenke) und im kommenden Jahr startet die Sana-Klinik ein MVZ. Hier wird also mit Vollgas und Erfolg daran gearbeitet, den Bürgern ein breites medizinisches Versorgungsangebot zur Verfügung zu stellen. Wochenblatt-Media wollte wissen, wie diese schnellen Erfolge möglich waren und wer dafür verantwortlich ist. Bei unserer Nachfrage in der Pressestelle der Stadt Bad Saulgau erfuhren wir von Birgit Ils-Knobel: „Das Liegenschaftsamt, die Wirtschaftsförderung und der Bürgermeister selbst!“
Spätestens da reibt man sich verwundert die Augen und stellt sich die Frage, ob dies in Riedlingen auch so ist. Auch dies kann und darf man mit einem lauten „Nein“ beantworten. Beim Spatenstich zum AMD lobte Bürgermeister Marcus Schafft ausdrücklich Dr. Sebastian Jung für dessen Engagement bei der Gewinnung neuer Ärzte und Fachärzte. Dieses Lob war verräterisch, denn Schafft hätte, wenn er sich selbst auch auf die Suche nach weiteren Ärzten gemacht hätte, sein Licht niemals unter den Scheffel gestellt. Bleibt die Frage nach der Wirtschaftsförderung. Betrachtet man die bisherigen Bemühungen und Erfolge dieser eigentlich wichtigen Stelle für die Stadt, darf dies bezweifelt werden. Ein großer Wurf ist von keiner der bisher in dieser Funktion tätigen Personen erzielt worden.
Es wäre wohl an der Zeit, dass Gemeinderat und Verwaltung ihre Schlüsse aus dem erfolgreichen Vorgehen der Saulgauer ziehen. Dr. Jung wäre bestimmt nicht böse, wenn er bei der Gewinnung weiterer (Fach)Ärzte tatkräftige Unterstützung erhalten würde, denn er muss neben seiner Praxisstätigkeit und Operationen auch noch diesen Part stemmen. Vergleicht man die Entwicklung der Gesundheitsversorgung zwischen Bad Saulgau und Riedlingen, kann jedermann leicht feststellen: Bad Saulgau zeigt dagegen, wo der Hammer hängt! Dort wurden durch ein geschlossenes und zielorientiertes Vorgehen von Bürgermeister, Verwaltung und Gemeinderat in kurzer Zeit großartige Ergebnisse erzielt.