Pilze sammeln macht Spaß, man ist an der frischen Luft und was in der Pfanne landet, ist frisch. Einsteiger sollten jedoch einiges beachten, sich nicht nur auf Pilz-Apps verlassen, zur Absicherung lieber eine Pilzberatung aufsuchen und immer die Telefon-Nr. 07 61 – 19 240 parat haben.
Die zahlreichen Niederschläge haben dieses Jahr in vielen Wäldern dafür gesorgt, dass sich Sammler auf eine reiche Beute verschiedenster Speisepilze freuen dürfen. Die Haupt-Pilzsaison geht vom Spätsommer bis in den Herbst hinein. Ob Steinpilze, Maronen, Waldchampignons, Birkenpilze, Rotkappen, oder verschiedene Pfifferlingsarten, sie alle haben vom Regen profitiert.
Verwechslungen mit ungenießbaren oder giftigen Arten können allerdings folgenschwer sein. Deshalb sollten nur die Pilze mit nach Hause genommen werden, die man wirklich kennt, heißt es auch vom Ministerium für Ernährung. Ob ein Pilz frisch ist, zeigt oftmals eine Geruchsprobe. In unserer Region geben Experten bei Pilzführungen und öffentlichen Pilzberatungen ihr Fachwissen weiter. Gerade Anfänger können bei den dort vorgenommenen Pilzbestimmungen viel lernen.
Nie nur auf die Pilz-App verlassen
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt: „Pilzapps können beim Erkennen zwar helfen, Pilzsucher sollten sich jedoch keinesfalls allein auf die Identifizierung per App verlassen“. So sieht es auch der Pilzexperte Dieter Heinzler aus Ravensburg. Er ist Vorsitzender der Pilzkundlichen Arbeitsgemeinschaft Friedrichshafen und kann über 600 Pilze bestimmen. Seit mittlerweile 20 Jahren bietet er bei der Freiwilligenagentur im Ravensburger Rathaus eine kostenlose Pilzberatung an.
„Die Benutzung von Pilz-Apps zur Bestimmung von Pilzen für Speisezwecke ist wie russisches Roulette. Die wichtigen Merkmale wie Geruch, Konsistenz… werden von den Apps nur unzureichend berücksichtigt“, so der Fachmann.
Knollenblätterpilz nie mit Wiesechampignon verwechseln
Einer der tödlichsten Pilze in unseren Wäldern ist der Grüne Knollenblätterpilz. Das darin enthaltende Gift Amanitin kann schon in geringen Mengen tödlich sein. Nach Schätzungen des BfR sind Knollenblätterpilze für mindestens 80 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen in Deutschland verantwortlich. Er wird gerne mit dem Wiesenchampignon verwechselt.
Giftig in unseren Wäldern sind auch der Spitzgebuckelter Raukopf, Gift-Häubling, kleine Schirmlinge, Fliegenpilz und Pantherpilz. Beim NABU gibt es ein anschauliches kleines 1 x 1 des Pilzesammelns (Pdf) mit vielen Infos und Farbbildern zu giftigen und essbaren Pilzen.
Pilze spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald. Deshalb sollten Waldbesucher nur so viele Pilze sammeln, wie sie auch selbst verbrauchen können. Gesammelt werden darf für den Eigenbedarf, das sind maximal rund zwei Kilogramm. Förster weisen immer wieder darauf hin, dass mal alte Fruchtkörper stehen lässt. Die Beste Zeit zum Sammeln ist übrigens vormittags.
Pilze sollten innerhalb 24 Stunden verzehrt werden
Tipps vom Pilzexperten des NABU: Die gesammelten Schwammerln sollten in luftdurchlässigen Körben wie Span- oder Weidenkörben transportiert werden. Plastiktüten seien ungeeignet, da Pilze darin schnell verderben. Er empfiehlt, zu Hause die Waldfrüchte bis zur Verarbeitung in offenen Plastik- oder Keramikschalen im Gemüsefach des Kühlschranks zu lagern. Pilze sollten grundsätzlich schnell verwertet und behandelt werden wie rohes Fleisch oder Fisch, denn sie sind genauso schnell verderblich. Sie sollten kühl und trocken aufbewahrt und innerhalb von 24 Stunden verzehrt werden.
Wie verhalte ich mich bei Pilzvergiftungen?
Treten nach einer Pilzmahlzeit Symptome wie etwa Schweißausbrüche, Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfall, Herz- Kreislaufbeschwerden und Benommenheit auf, besteht Verdacht auf eine Pilzvergiftung. Umgehend einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen. Wichtige Infos: Die Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg ist ein 24h Notfall- und Informations-Service für jeden, der Informationen im Zusammenhang mit Vergiftungen benötigt: Telefon: 0761 / 19240. Mehr dazu: www.giftberatung.de.
Wichtig ist, Ruhe zu bewahren und eventuelle Reste der Mahlzeit oder Putzreste zur Bestimmung aufzubewahren. Macht sich die Vergiftung erst nach acht oder mehr Stunden bemerkbar, sofort den Notarzt rufen, denn es besteht akute Lebensgefahr!
Pilzberatungen in der Region
Sigmaringen: 21. Oktober, 16.30 bis 17.30 Uhr, BUND Umweltzentrum, Burgstr. 4. Der Pilzsachverständige Siegfried Franz begutachtet kostenlos gesammelte Pilze und gibt Tipps.
Ravensburg: In der Regel gibt`s in der Freiwilligenagentur im Rathaus immer montags eine kostenlose Pilzberatung mit Dieter Heinzler, jeweils 16.30 bis 17.30 Uhr – ohne vorherige Anmeldung, bis Ende Oktober. Interessierte Pilzesammler sollten vormittags telefonisch unter Tel. 0751 / 82-1212 nachfragen, ob die Pilzberatung am Nachmittag stattfindet.
Wilhelmsdorf: 6. Oktober,Führung und Pilzberatung im Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf, Pfrunger-Burgweiler Ried mit Wolfgang Decrusch. Die Schwerpunkte der Führung liegen neben der Rolle der Pilze in den Naturkreisläufen auch auf der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen und ihrer kulinarischen Verwertbarkeit.
13 bis 15 Uhr: Pilzberatung mit Einführung in die Merkmale der Pilze
15.30 bis 18 Uhr: Pilzexkursion
Kosten: 10 EUR. Für die Führung ist eine Anmeldung erforderlich. Näheres gibt`s direkt beim Naturschutzzentrum.
(Quelle: NABU, BfR)