30 Unterzeichnungen gegen Atomwaffen 73. Lindauer Nobelpreisträgertagung ist zu Ende

73. Lindauer Nobelpreisträgertagung ist zu Ende
Gräfin Bettina Bernadotte entließ die Teilnehmer mit der Bitte, auch im wissenschaftlichen Alltag in der Heimat in ihrem Forscherdrang und ihrer Neugier nicht nachzulassen und die Botschaft dieser Tagung in die Welt hinauszutragen. (Bild: Lindau Nobel Laureate Meetings/ Flickr)

Mit einem deutlichen und unmissverständlichen Zeichen ging die 73. Lindauer Nobelpreisträgertagung in Lindau am Freitag auf der Insel Mainau zu Ende.

30 Laureaten aus zehn Ländern, verschiedenen Glaubens und politischer Ausrichtung, unterzeichneten eine Resolution gegen den Einsatz vom Atomwaffen. Darin warnen die Unterzeichner dringend vor der Gefahr, die der Einsatz von Atomwaffen weltweit in sich trügen. In der Resolution heißt es weiter: „Der Einsatz von Atomwaffen würde unweigerlich das Ende der menschlichen Zivilisation bedeuten“.

Noch am Abend zuvor hatten Preisträger und junge Wissenschaftler in der Lindauer Inselhalle einträchtig und fröhlich beim „Bayerischen Abend“ auf Einladung des Freistaates Bayern nach einer Woche voller Diskussion, Inspiration und Interaktion bei Bier und einer zünftigen Brotzeit zusammen gefeiert.

Traditionell stand am Freitag eine Schifffahrt mit der „Sonnenkönigin“ zur Insel Mainau auf Einladung des Landes Baden-Württemberg auf dem Programm. War es auf der Fahrt zuerst noch bewölkt und stürmisch, präsentierte sich die Insel Mainau nach der Ankunft bei herrlichem Sonnenschein.

(Bilder: Wilfried Vögel)

Chancen und Gefahren der Künstlichen Intelligenz

Nach einem kleinen Rundgang über die Insel stand eine Podiumsdiskussion im eigens errichteten Zeit auf dem Programm. Dabei ging es im engen Kreis auf der Bühne um die Nutzung der Künstlichen Intelligenz in der Wissenschaft. Ist die Wissenschaft überhaupt noch glaubwürdig, wenn bei der KI viele Lügen und Falschmeldungen verbreitet werden? Chancen und Nutzen stehen Lügen und Betrug gegenüber.

Klar wurde, dass die Risiken und Gefahren groß sind, am Ende aber wahrscheinlich doch Nutzen und Chancen überwiegen werden. Ja, wenn es der Menschheit gelingt, Auswüchse und Fehlentwicklungen gemeinsam in den Griff zu bekommen. Besonders Laureat David Gross hatte Bedenken, dass es insbesondere in den Sozialen Medien zu einem Missbrauch kommen könnte. Die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft stünde dann auf dem Spiel.

Eine Podiumsdiskussion über das Thema Künstliche Intelligenz auf der Nobelpreisträgertagung.
Eine Podiumsdiskussion über das Thema Künstliche Intelligenz auf der Nobelpreisträgertagung. (Bild: Wilfried Vögel)

Wir müssen diese Herausforderung meistern

Preisträger Brian P. Schmidt war allerdings überzeugt, dass es der Wissenschaft und der Menschheit gelingen werde, diese enorme Herausforderung gemeinsam zu meistern.

Ein bisschen emotional wurde es, als die junge Wissenschaftlerin Suraya Kazi aus Bangladesch stellvertretend den Dank an die Laureaten und Organisatoren aussprach. Sie erinnerte an die Anfänge ihrer Studienzeit und dass sie es sich damals sehnlichst gewünscht hatte, einmal in Lindau dabei sein zu dürfen. Dieser Wunsch ging heuer in Erfüllung.

Wissenschaftlerin Suraya Kazi aus Bangladesch auf der Bühne der Nobelpreisträgertagung in Lindau.
Wissenschaftlerin Suraya Kazi aus Bangladesch auf der Bühne der Nobelpreisträgertagung in Lindau. (Bild: Lindau Nobel Laureate Meetings/ Flickr)

Auch die Laureaten zeigten sich von den Begegnungen mit den jungen Wissenschaftlern aus aller Welt emotional berührt und über deren Wissbegierigkeit und Neugier hoch erfreut, auch wenn nicht jede Arbeit mit dem Nobelpreis belohnt werden würde.

Gräfin Bettina Bernadotte entließ die Teilnehmer mit der Bitte, auch im wissenschaftlichen Alltag in der Heimat in ihrem Forscherdrang und ihrer Neugier nicht nachzulassen und die Botschaft dieser Tagung in die Welt hinauszutragen: Wissenschaft und Forschung sind unabhängig und frei.  „Damit der „Spirit of Lindau“ auch künftig weiterleben wird“.

30 Nobelpreisträger unterzeichnen eine Resolution gegen die Nutzung von Atomwaffen

Danach wurde es nochmals ergreifend, als Preisträger David Gross sich als Initiator eines dringenden Aufrufes an die Menschen und politischen Führer der Welt zu Wort meldete. Er warnte, wie es schon die Laureaten 1955 getan hatten, in deutlichen und eindringlichen Worten vor dem Einsatz von Atomwaffen. Ein solcher Einsatz, egal ob leichtfertig, durch einen Unfall oder bewusst, würde das Ende der menschlichen Existenz bedeuten. Diese Erklärung unterzeichneten im Anschluss 30 Laureaten, darunter auch der deutsche Physiker Klaus von Klitzing, der wenige Tage zuvor im Lindauer Bodensee-Gymnasium Schüler begeistert hatte.

Die Teilnehmer belohnten diesen historischen Akt mit langanhaltendem, stehendem Applaus.

Die Unterschriften der Teilnehmer gegen Atomwaffen.
Die Unterschriften der Teilnehmer gegen Atomwaffen. (Bild: Christian_Flemming/Flickr)

Musik verbindet die Völker – ein Zeichen für Frieden und Verständigung

Die völkerverbindende Bedeutung von Musik unterstrich Gräfin Bettina zum Schluss der Veranstaltung, als das West-Eastern Divan Ensemble, das aus arabischen und israelischen Teilnehmer*innen besteht, die Bühne betrat.

Mit Musik von Ludwig van Beethoven ging diese feierliche Zeremonie zu Ende. Ein unüberhörbares Zeichen für Völkerverständigung und Weltfrieden.

Musikalische Unterhaltung auf der Nobelpreisträgertagung in Lindau.
Musikalische Unterhaltung auf der Nobelpreisträgertagung in Lindau. (Bild: Wilfried Vögel)

Nach einem gemeinsamen Picknick im Park hatten die Teilnehmer noch die Gelegenheit die Blumeninsel auf eigene Faust zu erkunden, ehe die „Sonnenkönigin“ alle wieder bestens gelaunt, aber auch ein bisschen wehmütig und traurig zurück nach Lindau brachte. Zurück im Lindauer Hafen applaudierten die Teilnehmer den Laureaten stürmisch.

Die 74. Lindauer Nobelpreisträgertagung vom 29. Juni bis zum 4. Juli 2025 ist der Chemie gewidmet, ehe sich dann noch vom 26. zum 30. August 2025 die Wirtschaftswissenschaftler in Lindau treffen.