Zielbild für Produktionsbereiche am ZF-Standort Friedrichshafen vereinbart

Zielbild für Produktionsbereiche am ZF-Standort Friedrichshafen vereinbart
Am ZF-Standort Friedrichshafen werden Getriebe gefertigt. (Bild: ZF)

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ZF hat sich für die Produktionsbereiche des Standorts Friedrichshafen („Betrieb N“) mit der Arbeitnehmervertretung auf ein Zielbild für deren zukünftige Entwicklung geeinigt.

Es umfasst die am Standort vertretenen Bereiche der Divisionen Commercial Vehicle Solutions, Industrietechnik und ZF Aftermarket. Ausgangspunkt war die Rahmenvereinbarung, auf die sich beide Betriebsparteien bereits im Juli dieses Jahres verständigt hatten.

Die im Zielbild vereinbarten Maßnahmen tragen dazu bei, den ZF-Produktionsstandort Friedrichshafen, an dem neben der Division Commercial Vehicle Solutions auch die Divisionen Industrietechnik (Geschäftsfelder Marine- und Sonderantriebstechnik) und ZF Aftermarket vertreten sind, mit Blick auf zukünftige Herausforderungen passend aufzustellen und ihn noch wettbewerbsfähiger zu machen.

Hierzu zählt unter anderem eine konsequente Digitalisierung der Produktion, um deren Abläufe weiter zu optimieren. Neu gestaltete Arbeitszeitregelungen und Schichtmodelle erlauben eine effizientere Nutzung der Produktionsanlagen und sowie Einsparungen durch bessere Kostenstrukturen.

Im Rahmen der Zielbildgespräche haben sich Standortleitung und Betriebsrat auch darauf geeinigt, eine zweite Montagelinie für das Nutzfahrzeuggetriebe TraXon in Friedrichshafen zu installieren. Die Kapazitätserweiterung war notwendig geworden, da die Nachfrage der europäischen Kunden nach dem Getriebe auch in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau bleiben wird.

Das neue Montageband wird im Werk 2 in unmittelbarer Nachbarschaft zur bestehenden TraXon-Montagelinie aufgebaut, um bestmöglich Synergien zu schaffen. Eine weitere Investition erfolgt in die Kapazitätserweiterung für das ebenfalls stark nachgefragte PowerLine-Automatgetriebe für mittelschwere Lkw, schwere Pick-ups und Busse. Im Gegenzug wird das manuelle EcoSplit-Getriebe an einen anderen ZF-Standort verlagert.

„Die Zielbildvereinbarung für den Betrieb N ist ein wichtiger Meilenstein für unseren Standort Friedrichshafen. Damit ist es uns gelungen, zum einen eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort für unsere Produktion zu schaffen und zum anderen unseren in Friedrichshafen beschäftigten Mitarbeitern eine planbare Zukunft aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang war die TraXon-Entscheidung für Friedrichshafen kein Selbstläufer“, sagt Prof. Dr. Peter Laier, Mitglied des Vorstands und unter anderem verantwortlich für die Divisionen Commercial Vehicle Solutions und Industrietechnik sowie das Ressort Produktion.

„Der Standort hat eine enorme Getriebekompetenz. Gleichzeitig sollten mit dem Zielbild die Rahmenbedingungen am Standort so gestaltet werden, dass wir flexibel und international konkurrenzfähig produzieren können. Standortleitung, Projektteam und Arbeitnehmervertretung haben mit großem Engagement die Voraussetzungen dafür geschaffen. Die Entscheidung zeigt, dass ZF nach wie vor in seine deutschen Produktionsstandorte investiert, wenn die Voraussetzungen und die Wettbewerbsfähigkeit stimmen.“

Achim Dietrich, Vorsitzender des N-Betriebsrats, sagt zu der Zielbildvereinbarung: „Der Abschluss der Zielbildvereinbarung ist ein ermutigendes Signal für die Belegschaft, denn mit ihr sichern wir über die nächsten Jahre viele Jobs ab. Vor allem in der Neuinvestition in ein zweites TraXon-Band erkenne ich ein klares Bekenntnis gegenüber den Beschäftigten und dem Standort Friedrichshafen, der damit der Leitstandort für konventionelle und elektrifizierte Antriebe für Nutzfahrzeuge bleibt.

Die Fertigung und Montage von TraXon ist natürlich die tragende Säule des Standorts, Friedrichshafen hat aber den Vorteil mehrere Standbeine zu haben. Neben den Nutzfahrzeugprodukten EcoLife und PowerLine sind wir führend im Bereich Industrietechnik, Marineantriebe, Bahntechnik, Kundendienst, in der Entwicklung oder auch im Versuch.“

Ein zentrales Element der Zielbildvereinbarung ist eine vorausschauende und langfristig orientierte Personalpolitik: Um auf Verschiebungen bei der Nachfrage nach einzelnen Produkten noch flexibler reagieren zu können, prüft ZF, inwieweit Beschäftigte in anderen Bereichen am Standort Friedrichshafen eingesetzt werden können. Dazu sollen Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote geschaffen werden, die interne Stellenwechsel begleiten und unterstützen.

Auch der Einsatz von befristet Beschäftigten und Zeitarbeitern soll in diesem Kontext neu geregelt werden; hierzu befinden sich die Betriebsparteien und die Gewerkschaft bereits in konstruktiven Gesprächen.

Ein weiterer Aspekt der Zielbildvereinbarung sind Investitionen in die Infrastruktur des Standorts, die bedarfsorientiert in die entsprechenden Bereiche fließen werden. Für den Bau eines neuen Logistikzentrums im Werk 1 laufen die Vorplanungen, geprüft wird zudem die Modernisierung des Ausbildungszentrums.

Ein Gremium aus Vertretern von Standortleitung und Betriebsrat wird die Umsetzung des Zielbilds kontinuierlich begleiten. Dieses Gremium wird aktuelle Markt- und wirtschaftliche Entwicklungen verfolgen und auf Basis der im Zielbild verankerten Leitlinien Ableitungen für den Standort treffen. Das bezieht die mögliche Ansiedlung neuer Produkte unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit ebenso mit ein wie die langfristige Entwicklung des Personalbedarfs.

„Dieses Vorgehen hilft uns, immer nah am Markt und den Kunden zu sein, um angesichts der vielen und raschen Veränderungen in unserer Branche Entscheidungen dann zu treffen, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Und es stellt sicher, dass wir Transparenz schaffen und alle Beteiligten dauerhaft in diesen Prozess eingebunden sind“, sagt Vorstandsmitglied Peter Laier.

Über die Verhandlungen

Die Zielbildverhandlungen erfolgten im Rahmen des Tarifvertrags Transformation, den ZF im Juli 2020 mit dem Gesamtbetriebsrat und Gewerkschaften geschlossen hatte. Seine Grundidee: Statt kurzfristige Strukturmaßnahmen einzuleiten, sollten Zielbilder auf Standortebene erarbeitet werden, um sie wettbewerbsfähiger zu machen und sie auf die Herausforderungen in Folge der Transformation der Automobilindustrie und des beschleunigten Wandels zur Elektromobilität auszurichten.

Ebenso galt es, erweiterte kurzfristige Reaktionsmöglichkeiten auf die seinerzeit durch den Ausbruch der Corona-Pandemie ausgelösten wirtschaftlichen Verwerfungen zu eröffnen.

Die Zielbildgespräche für den Betrieb Z, der im Wesentlichen die Konzernzentrale mit den Zentralfunktionen sowie die Forschungs- und Entwicklungsbereiche am Standort Friedrichshafen umfasst, laufen unterdessen weiter; die Betriebsparteien befinden sich hierzu im konstruktiven Austausch.

Am ZF-Standort Friedrichshafen waren per 31. Dezember 2022 rund 10.000 Mitarbeiter beschäftigt. Davon zählen rund 5.500 zum Betrieb N, der die Divisionen Commercial Vehicle Solutions, Industrietechnik und Aftermarket umfasst. Rund 4.500 Beschäftigte gehören zum Betrieb Z, zu dem die Zentralbereiche des Konzerns sowie die Forschung und Entwicklung und der Bereich autonome Transportsysteme zählen.

(Pressemitteilung: ZF)