Aus der Raumschaft Riedlingen kann man nur bewundernd Richtung Bad Waldsee schauen. Dort wurde das altehrwürdige Krankenhaus erst vor wenigen Tagen endgültig geschlossen.
Doch die Oberschwabenklinik gGmbH (OSK) machte ratzfatz Nägel mit Köpfen, um die verpflichtenden Maßgaben und Beschlüsse des Kreistages umzusetzen. Schon am 3. Juli konnte das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) an den Start gehen, noch bevor beim Krankenhaus der Schlüssel letztmals rumgedreht wurde. Es macht den Anschein, als sich für Bad Waldsee die Uhren der OSK, des Kreistages und der Stadtverwaltung schneller drehen, als es in Riedlingen der Fall ist.
Die privaten Anstöße aus der Bürgerinitiative zum Erhalt des Riedlinger Krankenhauses (BI) ist es zu verdanken, dass auf der Klinge endlich ein medizinisches Versorgungszentrum bezogen wird und noch im Herbst vollumfänglich die Tätigkeit aufnimmt.
Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat haben sich in den letzten 10 Jahren bei der Gestaltung von Nachfolgestrukturen für das Krankenhaus alles andere als mit Ruhm bekleckert. Endlose Diskussionen wurden geführt, zu einem Befreiungsschlag hat dies bis heute nicht geführt. Leidtragende sind die Bürger der Raumschaft, denen eine funktionierende ambulante Nachfolgeregelung für das geschlossene Krankenhaus bis heute vorenthalten wird.
Wer als Patient auf das AMD (Ambulant Medizinische Dienstleistungszentrum) hofft, muss sich gedulden. Zwar sind mittlerweile 7 Monate vergangen, seit Investoren für das Vorhaben ihr Angebot abgeben mussten, aber noch immer ist nichts bekannt. Die Mühlen für diesen Entscheidungsprozess scheinen sich äußerst langsam zu drehen. Mit diesen Verzögerungen wurde bisher nur erreicht, dass seit Ausschreibungsbeginn die Bauzinsen für den möglichen Investor in mehreren Schritten deutlich gestiegen sind.
Es wird allerhöchste Zeit, dass die Stadtverwaltung und der Riedlinger Gemeinderat sich an anderen Städten, die in einer vergleichbaren Lage sind, orientieren. Die Bevölkerung wartet schon zu lange auf eine finale Entscheidung für eine gute Gesundheitsversorgung.
Geschieht dies nicht bald, wäre Landrat Mario Glaser gefordert. Auch er könnte/dürfte sich am Tempo seines Amtskollegen Harald Sievers (Ravensburg), der OSK und den Beschlüssen des dortigen Kreistages orientieren. Sie zeigten am Beispiel Bad Waldsee gemeinsam, wie es geht, wenn man nur will.
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