„Tiefengeothermie könnte ein Faktor werden“ Klimaschutzmanagerin spricht über aktuellen Stand der kommunalen Wärmeplanung

Klimaschutzmanagerin spricht über aktuellen Stand der kommunalen Wärmeplanung
Die Energiezentrale in der Memelstraße ist zentraler Bestandteil des Wärmenetzes in der Biberacher Innenstadt. (Bild: Stadtverwaltung Biberach)

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Sie soll Grundlage für eine klimaneutrale Wärmeversorgung und ein wichtiges Werkzeug für eine nachhaltige Stadtentwicklung sein: die kommunale Wärmeplanung.

Die dafür notwendige Bestandsanalyse, die Wärmebedarf und -verbrauch des gesamten Stadtgebiets Biberachs ermittelt, liegt in der Zwischenzeit vor.

Lisa-Marie Schröder, Klimaschutzmanagerin der Stadt Biberach, berichtete am Montag im Bauausschuss über den aktuellen Stand und erklärt in folgendem Interview, wie die nächsten Schritte aussehen.  

Lisa-Marie Schröder ist die Klimaschutzmanagerin der Stadt Biberach.
Lisa-Marie Schröder ist die Klimaschutzmanagerin der Stadt Biberach. (Bild: Stadtverwaltung Biberach)

Frau Schröder, eine grundlegende Frage vorweg: Weshalb gibt es die kommunale Wärmeplanung?

Die großen Kreisstädte im Land müssen bis Ende 2023 eine Wärmeplanung vorlegen. Denn Baden-Württemberg will bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein. Die Wärmeplanung berücksichtigt die jeweilige Situation vor Ort und zeigt Potenziale für eine Versorgung aus unterschiedlichen erneuerbaren Energien und Abwärme auf. Die dafür notwendigen Grundlagen haben wir in den vergangenen Monaten erarbeitet.

Wie sah dieser Prozess aus?

Ein kommunaler Wärmeplan gliedert sich in vier Teile: eine Bestandsanalyse, eine Potenzialanalyse, die Aufstellung eines Zielszenarios sowie eine Wärmewendestrategie. Den Bestand haben wir nun in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie der e.wa riss und den Bezirksschonsteinfegern ermittelt.

Informationen wie Gebäudetypen, Baualtersklassen und bestehende Versorgungsstrukturen sind in die Analyse eingeflossen. Jetzt sind wir dabei, die Potenziale zu ermitteln, wo Energie eingespart und erneuerbare Energie ausgebaut werden können.

Richtig konkret wird es dann bei den anderen beiden Bestandteilen des Wärmeplans: dem Zielszenario und der Wärmewendestrategie.

Das Zielszenario wird die benötigten Versorgungsstrukturen im Jahr 2040 für eine klimaneutrale Wärmeversorgung berücksichtigen. Die entsprechenden Potenziale und Bedarfe werden aufgezeigt.

Dabei wird auch ermittelt, ob in einem Gebiet ein Wärmenetz oder eher eine Einzelversorgung sinnvoll ist. Konkrete Maßnahmen werden abschließend in der Wärmewendestrategie festgehalten.

Wie ist Biberach in Sachen Wärmenetze aufgestellt?

Für eine Stadt unserer Größe sehr gut. Nicht nur, dass das Netz in der Innenstadt derzeit ausgebaut wird. Es gibt auch kleinere Netze, die für die Versorgung einzelner Gebiete wichtig sind, wie im Baugebiet „Rißegger Steige“.

Wo sind noch neue Wärmenetz denkbar?

Die Teilorte können wir aufgrund ihrer Struktur mehr oder weniger ausklammern. Infrage kommen noch stadtnahe Wohngebiete mit einer hohen Wärmedichte. Dazu muss man wissen, dass die Wärmenetze selbst auch nach und nach klimaneutral werden müssen: Bis 2030 muss der Anteil erneuerbarer Energien bei mindestens 30 Prozent liegen, bis 2040 bei mindestens 80 Prozent.

Welche Potenziale gibt es in Biberach?

Diese liegen vor allem im Bereich der Umgebungswärme. Wärmepumpen können verschiedene Potenziale der Umgebung aus Luft, Wasser oder Boden nutzen. Dies ist vor allem für die Einzelversorgung oder kleinere Netze relevant.

Auch Biomasse ist eine Option für eine erneuerbare Wärmeversorgung, hier sollten jedoch ausschließlich „Abfälle“ genutzt werden, zum Beispiel aus Landschaftspflegeholz, wie es in der neuen Energiezentrale in der Breslaustraße der Fall sein wird.

Wie sieht es mit Abwärme aus?

Die Nutzung von Abwärme ist in der Industrie zwar Thema, wird in größerem Maßstab aber eher keine Rolle spielen. Tiefengeothermie könnte hingegen ein Faktor werden. Sie ist zumindest in der Theorie eines der größten Potenziale in Biberach.

Die Hochschule macht hierzu gerade Voruntersuchungen, im kommenden Jahr folgt dann gegebenenfalls eine Machbarkeitsstudie. Sollte dies alles positiv beschieden werden, wird es aber trotzdem noch Jahre dauern, ehe diese Energie genutzt werden kann. Die Genehmigungsverfahren sind sehr zeitintensiv.

Die neue Energiezentrale, die auf dem Behördenparkplatz in der Breslaustraße entsteht, wird so geplant, dass Tiefengeothermie zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden könnte.

Richtig. Biomasse ist für den Moment die richtige Wahl, aber nicht auf lange Sicht. Ob es Tiefengeothermie sein wird, wird sich zeigen. Vielleicht gibt es in zehn Jahren noch weitere Alternativen, die in Betracht kommen.

Wie geht es nun weiter?

Im nächsten Schritt laden wir am 8. November, 18 Uhr, zu einer Bürgerbeteiligung ins Heinz-H.-Engler-Forum ein. Anfang kommenden Jahres soll dann der Gemeinderat die kommunale Wärmeplanung verabschieden und den Startschuss für die Umsetzung erster Maßnahmen geben. Aktuell wird häufig anlässlich der im Januar in Kraft tretenden Novelle des Gebäudeenergiegesetzes von der kommunalen Wärmeplanung gesprochen.

Je nachdem, ob die Möglichkeit für einen Anschluss an ein Wärmenetz besteht, sollen auf Basis der Wärmeplanung dann andere Regeln für den Heizungstausch gelten. Diese Regelungen werden in Biberach aber voraussichtlich erst in einigen Jahren greifen, denn dafür müssen die Gebiete für Einzelversorgung beziehungsweise für Wärmenetze gesondert vom Gemeinderat beschlossen werden.

(Pressemitteilung: Stadt Biberach)