Die Wetterwarte Süd (Bad Schussenried), hielt am Freitag, 31. Oktober, ihre achte Herbstversammlung ab. In die gewohnt launigen Worte von Roland Roth mischten sich auch ernste Zwischentöne, als er sich zur finanziellen Situation der Wetterwarte und zum Klimawandel äußerte. Mit musikalischen Leckerbissen verwöhnten u.a. Fribbe Reuter und Georg Stankalla ihre Zuhörer.
Der Bierkrugstadel der Schussenrieder Brauerei (Bad Schussenried) war voll besetzt, als Roland Roth die Verhaltensregel für den Abend ausgab: „In den Bergen sind über 1000 Meter alle per Du, darunter diejenigen bei der Wetterwarte Süd.“ Mit einem Bonmot verwies Roth auf die Aufgabenverteilung des Abends: „Für die Banalität bin ich zuständig, für die Genialität die beiden Musiker Fribbe und Georg!“ Interessant war Roths Erläuterung zur Musik, die am Beginn der Veranstaltung über eine Präsentation eingespielt wurde: „Eigentlich wollte ich selbst einen Song komponieren. Dr. Scherer, mein Arzt, hat mir mit der KI geholfen und nach einer halben Stunde war der Song fertig.“
In einem Grußwort ging Schussenrieds Bürgermeister Achim Deinet auf die Bedeutung der Wetterwarte Süd ein. Er betonte deren Marketingwert für die Stadt und dankte dem Netzwerk der Stationsbetreiber, das sich über große Teile Baden-Württembergs erstreckt, und auch in Teilen Bayerns, Österreichs und der Schweiz betrieben wird. „Wir tun für die Wetterwarte, was für die Stadt möglich ist,“ so Deinet.
Zum Anstich des von der Brauerei gespendeten Bierfasses witzelte Roth: „Wasser ist gesund, doch noch besser ist es, wenn es von der Brauerei veredelt wurde!“ Völlig baff war der Wetterexperte, als sein Sohn Hannes das Fass mit nur einem Schlag anzapfte.
Die Wetterstation knackt die Millionengrenze
Mittlerweile hat die Wetterstation über 300 Mitarbeiter, zum Messnetz gehören 131 Betreiber von Niederschlagsstationen und 153 Betreiber von Wetterstationen. Am Donnerstag, 30. Oktober, wurde von der Homepage der Wetterwarte eine Schallmauer durchbrochen. „Wir haben um 23.30 Uhr erstmals über eine Million Zugriffe in einem Monat gezählt,“ konnte Roth stolz berichten. Er verwies darauf, dass die Wetterwarte dringend neue Werbepartner nötig hat. Er berichtete, dass nach wie vor ein großer Teil der Finanzierung für die Wetterwarte durch seine Vorträge finanziert werde. „Trotzdem gibt es bei der Wetterwarte eine angespannte Finanzlage,“ so Roth, der aber die Hoffnung ausdrückte, dass die hohe Zugriffszahl auf die Homepage eine Motivation für Firmen sein könnte, ja müsste, mit Werbebannern zusätzliches und dringend benötigtes Geld in die Kasse zu spülen. Roth bat zudem um Unterstützung bei der Suche nach Verkaufsstellen für den Wetterkalender 2026, der mit großartigen Bildern wieder ein echtes Schmuckstück für jeden Haushalt darstellt. Verkaufsstellen fehlen demnach u.a. in Bad Buchau und Riedlingen.
Mit Genugtuung konnte der Wetterexperte berichten, dass nach dem Abschied des langjährigen Mitarbeiters Jürgen Hieber aus dem Wetter-Vorhersageteam wertvolle Verstärkung an Bord geholt werden konnte. Mit Karin Cieslikowski, Achim Dempel und Florian Glückler ist die Mannschaft deutlich verstärkt worden. Gesucht wird, so Roth, allerdings noch eine Wetterfachkraft für den Tagesdienst.
Der Klimawandel
Auf Wunsch der Anwesenden referierte Roth kurz zum Klimawandel und lief in kürzester Zeit zur Hochform auf. Seine Aussagen hatten es dabei in sich: „Wir reißen in diesem Jahr das gesteckte Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens zum dritten Male in Folge.“ Der Wetterexperte wies darauf hin, wie stark sich die Temperaturen in den letzten 40 Jahren erhöht haben: „Den stärksten Anstieg gibt es Allgäu, hier messen wir bis zu drei Grad höhere Durchschnittstemperaturen.“ Die Folge seien mehr Wasserdampf und damit mehr Energie in der Atmosphäre. Mit einem plastischen Beispiel erläuterte er die Folgen: „Vor 20 Jahren belegte Bad Schussenried mit einer Niederschlagsmenge von 120 Liter in der Stunde Platz drei in der Liste der heftigsten Starkregenereignisse. Heutzutage werden deutlich höhere Niederschlagsmengen gemessen!“ Roth machte deutlich, dass die Wetterextreme stark zunehmen werden: „Wir haben den Kipp-Punkt überschritten und erleben einen Domino-Effekt. Ausschlaggebend sind die Veränderungen beim Golfstrom und der auftauende Permafrost.“ Noch könne der Klimawandel begrenzt werden, aber das Verhalten von China und USA, die größten Emittenten von Treibhausgasen, lösen beim Chef der Wetterwarte eher Befürchtungen als Zuversicht aus.
Da war Musikke drin
Reuter und Stankalla setzten u.a. mit dem Song „Kamelofant“, der auf der Suche nach einer Oase durch die heiße Wüste trottete, musikalische Highlights. Beim Song „The Luck of the Irish“ (John Lennon) trat sogar Roth an das Mikrophon. Gesangliche Unterstützung erhielt er dabei durch seine Tochter Alexandra. Bärenstark war auch hier die musikalische Begleitung durch Fribbe und Georg. Als oberschwäbischer Elvis ging auch diesmal Robert Pfeifer auf die Bühne. „In the Ghetto“ wurde von ihm derart verblüffend interpretiert, dass die Zuhörer hin und weg waren.

Der Chef der Wetterwarte erinnerte an die Schussenrieder Musikgeschichte seit den 70er Jahren. Zuerst rockten Grachmusikoff die Feste, später gründete Alexander Köberlein die Band Schwoißfuaß, die Band Easy Livin´ wurde von Roth sogar gemanagt. Nur wenige Insider wissen, dass der Weltstar Eric Burdon in den 70ern eine Woche in Schussenried weilte. Roth dazu: „Er nahm Songs in Eges Tonstudio (Kohlplatte) auf, diese wurden aber nie veröffentlicht.“ Bei seinen erinnernden Worten an die verstorbenen Schussenrieder Musiklegenden Hansi Fink, Mäxe Roth und Fuzzi (Ralf Besserer), merkte man ihm die Betroffenheit über deren Tod an.
Höchststrafe für den Eintracht Fan
Zum Abschluss des offiziellen Teils, durfte sich Roth als Kenner seiner Stationsbetreiber beweisen. 13 Fragen galt es zu beantworten, um ein Lösungswort zu finden. Dazu wurde ihm mit jeder richtigen Antwort jeweils ein Buchstabe für die Lösung zugeteilt. Die Antworten fielen dem Wetterexperten meist leicht, mit dem sich ansammelnden „Buchstabensalat“ war er jedoch überfordert. Die Kinnlade des eingefleischten Eintracht Frankfurt Fans fiel umgehend nach unten, als sich die Lösung offenbarte: Bayern München! Dass auch noch deren Hymne eingespielt wurde, überforderte ihn komplett, es war die Höchststrafe für den sonst so redegewandten Wetterexperten. Wortlos schlich er von der Bühne.