Bahnprojekte in Lindau Lösungen für die Erschließung von Gleisdreieck und Giebelbachviertel in Sicht

Lösungen für die Erschließung von Gleisdreieck und Giebelbachviertel in Sicht
Eine Simulation der fertigen Bahnstrecke im Holdereggenpark. Bild: Stadt Lindau

Wie geht es voran in Sachen Ausbau des Bahnverkehrs? In den kommenden Wochen, Monaten, Jahren steht einiges auf dem Programm. Wie genau die Umsetzung WANN vonstatten gehen soll, das erklärt Wochenblatt Redakteur Wilfried Vögel.

Dass sich in Lindau bahntechnisch in den letzten Jahren viel getan hat, kann man an vielen verschiedenen Stellen sehen. So ist die Lindauer Insel jetzt ohne die lästigen Schrankenschließungen vom Festland aus durch eine Unterführung am Langenweg problemlos erreichbar. Nun zeichnet sich für die heftig umstrittene verkehrliche Anbindung des sogenannten „Gleisdreieckes“ und des Giebelbachviertels jeweils eine Lösung ab. Bis zur ihrer tatsächlichen Umsetzung wird es aber noch einige Jahre dauern. Zu groß sind die damit verbundenen Unwägbarkeiten. Vorher kann der Bahnverkehr aber nicht ausgeweitet werden.

Zwei-Bahnhofslösung als Auslöser

Ausgangspunkt bzw. Auslöser ist die sogenannte „Zwei-Bahnhofs-Lösung“, die einen entsprechenden Bürgerentscheid als Grundlage hatte. Neben dem Inselbahnhof wird längst auch der neue Reutiner Haltepunkt angefahren. Letzterer dient in erster Linie bislang überwiegend dem Fern- bzw. Durchgangsverkehr (z.B. EC München – Zürich). Bestandteil dieser Lösung ist aber auch eine künftig noch leistungsfähigere Nahverkehrs-Verbindung zwischen dem Inselbahnhof und dem Haltepunkt Reutin  – ggf. auch als fester Bestandteil einer Bodensee-S-Bahn.

Die Grafik zeigt den Blick von der Brücke auf die Gleise.Bild: Stadt Lindau
Die Grafik zeigt den Blick von der Brücke auf die Gleise.
Bild: Stadt Lindau

Ohne Problemlösung kein Mehrverkehr auf der Schiene

Just diese Verbindung, die künftig noch intensiver bedient werden soll, sorgt seit Jahren für Probleme und Ärger bei allen Beteiligten, insbesondere den Anwohnern. Das sogenannte „Gleisdreieck“, zwischen Lotzbeck-Bahnübergang, Hasenweidweg und Holdereggen gelegen, würde durch spürbar vermehrte Schrankenschlusszeiten quasi von der Außenwelt abgeschnitten. Gleiches gilt für das Giebelbachviertel. Problematisch wäre dies insbesondere bei Rettungseinsätzen. Bevor aber diese kniffligen Anbindungen nicht befriedigend gelöst werden, kann der Bahnverkehr nicht weiter ausgedehnt werden.

Bahnübergang an der Holdereggenstraße wird aufgelassen

Im Zuge der aktuellen Planungen ist nach den Vorgaben des Eisenbahnbundesamtes vorgesehen, den derzeit noch viel benutzten Bahnübergang an der Holdereggenstraße aufzulassen. Das hätte aber zur Folge, dass das Giebelbachviertel überhaupt nicht mehr mit dem PKW erreichbar wäre.

In den letzten Jahren wurden immer wieder verschiedene Lösungsansätze, zum Teil hitzig in der Öffentlichkeit und auch im Lindauer Stadtrat diskutiert.

Jetzt zeichnet sich für beide Problemfälle nach jahrelangem, zähen Ringen um die beste Lösung, eine Einigung ab.

Bei einem Pressetermin präsentierten der zuständige Projektleiter der DB, Thomas Hausruckinger sowie Stadtbaumeister Kay Koschka und der Werkleiter der Garten- und Tiefbaubetriebe Lindau (GTL), Pius Hummler, die beiden, zwischen DB und Stadt abgestimmten Lösungsvorschläge.

Der Bahnübergang in der Holdereggenstraße soll ausgelassen werden.
Der Bahnübergang in der Holdereggenstraße soll ausgelassen werden. (Bild: Wilfried Vögel)

Gleisdreieck soll künftig über die Holdereggenstraße und mittels eines Brückenbauwerks angebunden werden

So soll das Gleisdreieck künftig über die Holdereggenstraße mit einem Brückenbauwerk als Stichstraße angebunden werden. Parallel dazu erhalten Fußgänger und Radfahrer mit einer weiteren Brücke über die Gleise Richtung Insel und einer Rampe einen direkten Anschluss zum Lotzbeckweg und weiter zum See. Mit dieser Lösung können umfangreiche Eingriffe im Bereich Alpengarten vermieden werden. Auch der alte, historische Baumbestand im Holdereggenpark wird nur minimal tangiert und bleibt weitgehend in vollem Umfang erhalten.

Die südlich gelegene Grünfläche der Holdereggenstraße die im Landschaftsschutzgebiet liegt soll aufgelassen werden.
Die südlich gelegene Grünfläche der Holdereggenstraße die im Landschaftsschutzgebiet liegt soll aufgelassen werden. (Bild: Wilfried Vögel)

Giebelbachviertel von der Wackerstraße aus anbinden

Das Giebelbachviertel soll künftig von der Wackerstraße aus von Norden her über Teile des Parkplatzes an der Tennisanlage und weiter zum Bürgermeister-Thomann-Weg erfolgen. Dabei müssen zwei Tennisplätze in der Anlage entfallen. Das ist mit dem TC Lindau so abgestimmt. Auch ein Eingriff in die Kleingartenanlage der Stadt ist notwendig. Hier konnte allerdings bereits eine Lösung für alle Betroffenen gefunden werden.

Die Frage der Anbindung gestaltet sich nicht ganz unkompliziert.Bild: Stadt Lindau
Die Frage der Anbindung gestaltet sich nicht ganz unkompliziert.
Bild: Stadt Lindau

Problematisch ist noch die direkte Anbindung zum Bürgermeister-Thomann-Weg, weil genau hier die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt, die GWG, den Abriss von zwei bestehenden, alten Gebäuden und entsprechende Neubauten plant. Eine südliche Umgehung Richtung Bodenseeufer wäre aus Landschaftsschutzgründen kaum realisierbar.

Mit entsprechenden Zeitverzögerungen muss man rechnen – Übergangslösungen können nerven

Beide Projekte befinden sich noch in der üblicherweise zeitaufwendigen Planungs- bzw. Genehmigungsphase. Letztendlich entscheidet das zuständige Eisenbahnbundesamt. Einsprüche könnten die Umsetzung unter Umständen noch weiter verzögern.

Mit einer reinen Bauzeit von jeweils mindestens zwei Jahren muss man rechnen, so Pius Hummler. Während der Bauzeit werden wohl für die Anwohner lästige und nervige Umleitungs- bzw. Zwischenlösungen notwendig. Dass das mit allerlei Einschränkungen für die Betroffenen einher gehen wird, sind sich die Planer bei Stadt und Bahn bewusst.

Andere Bahnprojekte in Lindau als Vorbild – exakte Zeitvorgaben sind derzeit unmöglich

Thomas Hausruckinger von der DB verweist allerdings darauf, dass man bei allen anderen Bahnprojekten, die in Lindau bisher in den letzten Jahren erfolgreich umgesetzt wurden, mit ebensolchen Einschränkungen leben musste und konnte. Heute würde niemand mehr von den langen Schrankenschlusszeiten am Langenweg und an der Bregenzer Straße sprechen, die längst durch Unterführungen ersetzt worden seien, so der Bahn-Planer.

Auch wenn es noch mehrere Jahre dauern wird, bis die jetzt vorgelegten Pläne in die Realität umgesetzt werden können (weder Stadt noch Bahn konnten wegen der bekannten Unwägbarkeiten genaue Zeitvorgaben nennen), darf man darauf hoffen, dass sich die genannten Lösungsvorschläge auch umsetzten lassen und bewähren werden.

Dann sollte bei den Anwohnern wieder Ruhe einkehren. Und in und um Lindau könnten noch mehr Züge fahren. Vielleicht kommen ja dann auch noch mehr Gäste und Besucher umweltfreundlich mit dem Zug nach Lindau.