Ein Kommentar Lebendige Donaustadt oder: Riedlinger Beschäftigungstherapie

Lebendige Donaustadt oder: Riedlinger Beschäftigungstherapie
Der Schein trügt: Die schöne Altstadtsilhouette kann die Probleme der Innenstadt nicht mehr verdecken. (Bild: Maximilian Kohler)

Die Stadt Riedlingen ist für manche Überraschung gut. Nun soll für teures Geld das Projekt „lebendige Donaustadt“ befördert werden. Zu den Planungen gehört, dass das alte Feuerwehrgerätehaus (Wochenmarkt) zur Markt- und Manufakturhalle umgenutzt werden soll.

Hier wird der Bevölkerung alter Wein in neuen Schläuchen verkauft. Schon 1987 machte Ernst Walz (ehemals Sparmarkt Grüninger Siedlung) als Vorstandsmitglied des Handels- und Gewerbevereins den Vorschlag, in die ehemalige Spitalscheuer eine Markthalle einzubauen. Der damaligen Bürgermeister und auch der Gemeinderat hielten davon genau so wenig, wie von den Vorschlägen zweier junger Riedlinger (Irmler und Reck), dort ein Kulturzentrum zu schaffen. Ergo: Seit über 35 Jahren wartet die Liegenschaft auf eine nachhaltige und neue Nutzung.

Jetzt soll die Bevölkerung in die Planungen eingebunden werden

Eigentlich keine schlechte Idee, die auch auf anderen Feldern sinnvoll wäre. Warum das Gesamtvorhaben „Lebendige Altstadt“ mal wieder mit sechsstelligen Beträgen von Beratungsfirmen begleitet werden muss, ist – angesichts der sonst so klammen Stadtkasse – kaum nachvollziehbar. Es darf an dieser Stelle durchaus erwähnt werden, dass dies nicht der erste Anlauf für eine Verbesserung der Innenstadt (Lebendige Donaustadt) ist. Seit 1997 wurden zwei Stadtmarketings durchgeführt (Pfeiffer und Imakomm), die Studenten der Hochschulen Albstadt-Sigmaringen und Biberach waren vor Ort, dazu gab es die Diplomarbeit einer Studentin zum Leerstandsmanagement für die Stadt. Mittlerweile ist die Stelle als Wirtschaftsförderer zum dritten Male vergeben, das Pragma Institut ist seit einiger Zeit ebenfalls tätig. Die Frage, ob all diese Bemühungen eine spürbare Wirkung entfalteten, kann man wohlwollend als marginal bezeichnen. Viele der ehemals eingebundenen Freiwilligen, die viel Herzblut und Zeit in diese Aktionen steckten, sind ob der nicht umgesetzten Ideen frustriert und verbittert. Für die bisher (weitestgehend) folgenlosen Erkenntnisse kann man getrost das Wort „Beschäftigungstherapie“ verwenden.

Fragebogen für die Bürger

Zu dem Projekt sollen jetzt die Bürger ihre Ideen und Vorstellungen durch die Beantwortung eines Fragebogens einbringen. Schön wäre es, wenn viele Mitbürgern dies auch nutzen würden. Die Stadtverwaltung und Gemeinderäte sollten dann aber auch diese Meinungen respektieren und die Vorgaben tatsächlich umsetzen.

Versprechen gebrochen

Diesen Mut der Bürgerbeteiligung wäre der Stadtverwaltung auch beim AMD (Ambulant Medizinisches Versorgungszentrum) zu wünschen. Hier aber „regiert“ die Verwaltung und Teile des Gemeinderates am Bürgerwillen vorbei. Beispielhaft sei auf die Zusage der Beteiligten an der Podiumsdiskussion in Ertingen (25. Juli 2017) erinnert. Damals versprachen u. a. Ex-Landrat Dr. Heiko Schmid und Bürgermeister Marcus Schafft, die Bürger in einem Jahr wieder zu informieren. Daraus wurde nichts, bis heute warten die Bürger darauf, zur Sache gehört und ernst genommen zu werden.