Stimmungstief Wie entkommen wir dem Herbstblues?

Wie entkommen wir dem Herbstblues?
Der erste Kaffee am Morgen, in Gesellschaft der Tageslichtlampe: Diese Routine kann dem Herbstblues entgegenwirken. (Bild: Christin Klose/dpa-tmn)

Deutsche Presse-Agentur

Draußen vor dem Fenster ist es trüb – und im eigenen Gemüt auch. Das fehlende Licht im Herbst schlägt auf die Stimmung. Hier erfahren Sie, was Sie dem Herbstblues entgegensetzen können.

Durch raschelnde Blätter spazieren, die erste Kürbissuppe löffeln, wieder in den kuscheligsten Pullovern leben. Das sind die romantischen Seiten des Herbstes.

Doch nicht alle Menschen können die nass-graue Zeit so genießen. Bei einigen nisten sich Antriebslosigkeit, Müdigkeit und trübe Gedanken im Alltag ein – kurz: der Herbstblues.

Der hat laut der Psychiaterin Sabine Barry viel mit den kürzeren Tagen und dem fehlenden Sonnenlicht zu tun. Denn das ist unter anderem wichtig für unseren Tagesrhythmus und für die Produktion von Vitamin D, das Einfluss auf unsere Stimmung nimmt.

Im Interview verrät sie, mit welchen Routinen wir dem Herbstblues entkommen können – und woran wir erkennen können, dass wir möglicherweise bereits eine Depression entwickelt haben.

Was können wir tun, damit uns der Herbstblues nicht erwischt?

Sabine Barry: Ich empfehle, viel in die Sonne gehen und das Tageslicht nutzen. Etwa in der Mittagspause einen Spaziergang zu machen oder einen Ausflug in die Natur – und vielleicht mal Waldbaden ausprobieren.

Auch Bewegung und Sport sind wichtig, sie wirken präventiv, also vorbeugend, gegen eine Depression. Das fängt schon bei kleinen Gewohnheiten an. Zum Beispiel, auf den Aufzug zu verzichten und die Treppe zu nutzen.

Wir können außerdem darauf achten, Tryptophane in die Ernährung einzubauen. Das ist eine hormonelle Vorstufe des Serotonins, das als Glückshormon bekannt ist. Tryptophan steckt in Käse, Fisch, Fleisch, Nüssen und Hülsenfrüchten – und auch in Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil. Ohnehin sollte man gerade im Herbst und Winter auch auf die Ernährung achten und viel frisches Obst und Gemüse einbauen.

Und auch Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D können eine Option sein. Die meisten Menschen in unseren Breitengraden haben im Herbst und Winter einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel. Wer den Verdacht hat, einen Mangel zu haben, für den ist eine Messung des Vitamin-D-Spiegels beim Arzt durchaus sinnvoll. So lässt sich bestimmen, mit welcher Dosis man gegensteuern kann.

Auch Tageslichtlampen können helfen. Was muss ich beim Kauf und bei der Nutzung beachten?

Barry: Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Lampe ein zertifiziertes Medizinprodukt ist und sie eine Beleuchtungsstärke von mindestens 10 000 Lux hat.

Um den natürlichen Tagesrhythmus zu unterstützen, setzt man sich am besten morgens vor die Lampe, mindestens eine halbe Stunde. Man kann das aber auch zu einer anderen Tageszeit machen – nur vor dem Schlafengehen ist ungünstig.

Dabei sollte man hin und wieder in das Licht hineinblinzeln. Man sollte aber nicht die ganze Zeit in die Lampe hineinschauen, das kann den Augen auf Dauer schaden.

Woran merke ich denn, ob sich mein Herbstblues bereits zur saisonal abhängigen Depression entwickelt hat, die behandelt werden sollte?

Barry: Man kann sich einen Überblick über die Symptome verschaffen. Ist man lustlos, motivationslos, reizbar, hat Stimmungsschwankungen, ist eher müde und hat Heißhunger-Attacken, vor allem auf Kohlenhydrate und Süßigkeiten? Das alles können Hinweise auf eine saisonal abhängige Depression sein.

Ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe sollte man sich suchen, wenn sich diese Symptome immer stärker ausprägen. Also zum Beispiel, wenn man keine Lust mehr hat, aus dem Haus zu gehen. Oder: Wenn man seiner Arbeit nicht mehr nachgehen kann, der Haushalt liegen bleibt oder man die Post nicht mehr öffnet.

Zur Person: Dr. Sabine Barry ist Chefärztin der Johannesbad Fachklinik Furth im Wald für Suchterkrankungen. Sie ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.