Ein Löwe wurde hier noch nicht gesichtet. Aber es gibt viele beeindruckende Wildtiere, die direkt bei uns in der Region Bodensee-Oberschwaben leben. Doch sind Luchs, Goldschakal und Co. eine Gefahr für uns? Und wie verhält man sich bei einer Begegnung richtig?
Ein vermeintlicher Löwe in freier Wildbahn hat in Berlin vor einigen Wochen für große Aufregung gesorgt. Aber auch zwischen Ulm und Bodensee gibt es einige Wildtiere, die man hier nicht vermuten würde. Manche Tiere leben schon immer hier, andere haben sich erst in den letzten paar Jahren wieder angesiedelt.
Der Luchs – ein scheuer Riese
Bereits seit den 80er Jahren gibt es immer wieder Hinweise auf die Anwesenheit der schönen, großen Wildkatzen in Baden-Württemberg. Ein bekanntes Exemplar war der sogenannte „Donautal-Luchs“, der von 2005 bis 2006 bei Beuron lebte und von mehreren Fotofallen erfasst wurde. Auch im Kreis Konstanz hatte sich ein Luchs niedergelassen.
Laut der Luchs-Initiative Baden-Württemberg e.V. leben seit 2015 mehrere Luchse in Baden-Württemberg, hauptsächlich männliche Tiere. Die ausgedehnten Wälder und dichten Wildbestände bieten ideale Lebensräume.
Ab Herbst 2023 werden im Rahmen des Projekts „Luchs in Baden-Württemberg“ bis zu zehn, insbesondere weibliche, Luchse im Schwarzwald ausgewildert, um die baden-württembergische und mitteleuropäische Luchspopulation zu stützen.
Luchse gelten als außerordentlich scheu. Außerdem ist ihre Tarnung im Wald nahezu perfekt. Wenn ein Luchs bewegungslos irgendwo sitzt oder liegt und keine Geräusche macht, wird er fast immer von uns Menschen übersehen.
Der Goldschakal – Vierbeiner aus der Savanne
Ein Goldschakal ist etwa so groß wie ein Fuchs. Äußerlich ähnelt er einem Wolf im Kleinformat. Eigentlich lebt er in Savannen, Halbwüsten, felsigen Gegenden oder auch in dichten Wäldern in Südosteuropa. Aber auch im Schwarzwald-Baar-Kreis haben sich nun einige der Tiere angesiedelt.
Von 2021 bis 2022 hielt sich auch im Wurzacher Ried im Kreis Ravensburg ein Goldschakal auf. Das zeigten Wildtierkameras. Und auch im Kreis Sigmaringen war der ehemalige Steppenbewohner unterwegs: Im Februar dieses Jahres wurde in einem Wald bei Pfullendorf ein toter Goldschakal gefunden.
Die Tiere nutzen als Rückzugsräume dicht bewachsene Gebiete in Wäldern und sind vor allem in der Dämmerung und der Nacht aktiv. Daher werden sie von Menschen nur selten wahrgenommen.
Der Wolf – besser als sein Ruf
Seit 2015 wurden in Baden-Württemberg insgesamt 19 Wölfe nachgewiesen. Einer ist seit 2017 im Nordschwarzwald sesshaft und einer seit 2019 im Südschwarzwald. Seit Januar 2022 gibt es im Südschwarzwald noch einen dritten Rüden, der als sesshaft gilt.
Auch in unserer Region werden immer wieder Wölfe beobachtet. So wurden im letzten Jahr beispielsweise bei Altheim/Alb im Alb-Donau-Kreis und in Überlingen am Bodensee Wölfe beobachtet. Im Juni wurde bei Laichingen im Alb-Donau-Kreis ein toter Wolf gefunden.
Wölfe sind sehr anpassungsfähige Tiere, die auch in vergleichsweise dicht besiedelten Gebieten zurechtkommen. In Siedlungsbereichen halten sich Wölfe zwar nicht länger auf, es ist aber nicht ungewöhnlich, dass sie diese ab und an durchqueren.
Sie gelten nach nationalem und internationalem Recht als streng geschützte Art und stellen grundsätzlich keine Gefahr für Menschen dar. Gewöhnlich vermeiden sie eine direkte Begegnung mit Menschen.
Was tun, wenn man ein Wildtier trifft?
Sollten Sie unterwegs auf einen der seltenen Vierbeiner treffen, schätzen Sie sich glücklich. Denn die Chance, eines der scheuen Tiere zu sehen, geht gegen null.
Natürlich kann eine solche Begegnung dennoch Ängste bei uns auslösen. Halten Sie sich deshalb am besten an folgende Tipps:
- Begegnen Sie den Tieren mit Respekt, halten Sie Abstand, gehen Sie nie auf die Tiere zu und bedrängen Sie diese nicht.
- Füttern Sie die Tiere unter keinen Umständen! An Fütterung gewöhnte Tiere verlieren nach und nach die Scheu vor Menschen und können aufdringlicher werden.
- Auch eine indirekte Fütterung ist zu vermeiden. Verstauen Sie deshalb dort, wo Wölfe, Luchse und Co. leben, Speisereste, Schlachtabfälle und Tierfutter so, dass diese nicht zugänglich sind.
- Wer zu Fuß oder mit dem Fahrrad Tieren begegnet, die sich nicht zurückziehen, sollte auf sich aufmerksam machen und sich langsam entfernen.
- Folgen die Tiere Ihnen, entfernen Sie sich nicht hastig und laufen Sie nicht weg, sondern gehen beziehungsweise fahren Sie langsam und betont uninteressiert weiter und sprechen Sie dabei laut mit sich selbst.
- Wenn die Tiere nicht wieder im Wald verschwinden oder Sie sich unwohl fühlen, bleiben Sie stehen, machen Sie sich groß, rufen Sie laut und klatschen Sie in die Hände.
- Falls sich das Tier annähern möchte, werfen Sie mit Gegenständen nach ihm.
- Machen Sie, wenn möglich, Fotos und Videos mit dem Handy und leiten Sie diese an entsprechenden Stellen weiter. Wolfssichtungen können beispielsweise an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) gemeldet werden. Per E-Mail an: [email protected]
(Quelle: Land Baden-Württemberg, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Luchs-Initiative Baden-Württemberg e. V, Landtiere.de, SWR, NABU Baden-Württemberg,