Schonendere Behandlung dank neuer Operationswege

Patient Timur Ergün beim Nachgespräch mit Professor Christoph Michalski und PD Dr. Felix Hüttner von der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Ulm.
Patient Timur Ergün beim Nachgespräch mit Professor Christoph Michalski und PD Dr. Felix Hüttner von der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Ulm. (Bild: Universitätsklinikum Ulm)

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Am Universitätsklinikum Ulm wurde einem Patienten erstmals eine Hälfte der Leber mithilfe modernster Robotertechnik chirurgisch entfernt

Eingriffe an der Leber sind am Universitätsklinikum Ulm (UKU) Routine. Expert*innen der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie haben Ende 2020 erstmals an der Universitätsklinik einem Patienten einen kompletten Leberlappen mithilfe eines hochmodernen Operationssystems, dem daVinci, entfernt.  

„Nur wenn ich lache, tut es noch weh“, sagt Timur Ergün beim Nachgespräch in der UImer Universitätsklinik. Mit starken Schmerzen im Oberbauch kam der 39-Jährige Familienvater wenige Wochen zuvor in die Notaufnahme des UKU. Schnell stellte sich heraus, dass ein bösartiger Tumor der Leber die Schmerzen verursachte. Um diesen möglichst schonend und präzise zu entfernen, haben die Chirurg*innen der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie den Eingriff roboter-assistiert mit dem daVinci durchgeführt.

„Die chirurgische Entfernung eines Leberlappens ist eine besondere Herausforderung, da das Organ sehr stark durchblutet ist. Mit dem Operationssystem können wir dank der schmalen Instrumente und kleinen Schnitte sehr blutarm operieren. So verliert der Patient deutlich weniger Blut als bei der offenen Chirurgie“, erklärt der behandelnde Arzt und Ärztliche Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Professor Christoph Michalski. Operationen an der Leber sind für den Chirurgen Routine, dass dabei hochmoderne Robotertechnik zum Einsatz kommt, ist am UKU neu. „Eingriffe an der Leber haben wir bisher hauptsächlich offen-chirurgisch und minimal-invasiv vorgenommen. In Zukunft werden wir verstärkt die Vorteile der Robotertechnik nutzen und noch mehr Operationen roboter-assistiert durchführen“, erklärt Professor Michalski. 

Das Besondere an der Operation mit dem daVinci: Die Finger- und Handbewegungen des Operateurs werden sehr präzise in Echtzeit auf die vier Arme des Operationssystems übertragen. Für den Eingriff werden nur sechs Schnitte benötigt, die meisten davon sind nur circa einen Zentimeter groß. Einzige Ausnahme ist der sechs Zentimeter lange sogenannte „Bergeschnitt“ im Unterbauch auf Leistenhöhe, um den knapp 700 Gramm schweren rechten Leberlappen aus dem Bauchraum des Patienten zu entfernen. Bei der klassischen offenen Chirurgie sind bis zu 30 Zentimeter lange L-förmige Bauchschnitte notwendig. „Durch die geringere Belastung erholen sich die Patienten meist schneller von dem Eingriff. So konnten wir Herrn Ergün bereits nach einer Woche nach Hause entlassen“, erklärt Privatdozent Dr. Felix Hüttner, Oberarzt an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Vom großen Eingriff erholt sich Timur Ergün zuhause bei seiner Familie. Dank der hohen Regenerationsfähigkeit der Leber ist er nicht auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen. Der verbliebene Teil wird nachwachsen, auch wenn dieser nicht die vollständige Größe des ursprünglichen Organs erreichen wird.

Über die Roboterchirurgie am UKU:

Für roboter-assistierte Eingriffe stehen am UKU zwei daVinci-Operationssysteme der neuesten Generation zur Verfügung. Diese werden von mehreren Kliniken, darunter der Klinik für Urologie und Kinderurologie sowie der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, genutzt. Die Klinik für Urologie und Kinderurologie setzt bereits seit mehreren Jahren die Robotertechnik, beispielsweise zur Behandlung von Prostata- und Nierenkrebs, erfolgreich ein.

Im November 2020 wurde am Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) des UKU das Interdisziplinäre Robotikzentrum gegründet. Ziel ist es, die moderne roboter-assistierte und minimal-invasive laparoskopische Chirurgie zu stärken. So soll die Patientenversorgung optimiert und die Potentiale der Technik in Forschung, Lehre sowie Aus-und Weiterbildung genutzt werden.