Verregneter Frühling 2024 war ein schwieriges Jahr für Weißstörche

2024 war ein schwieriges Jahr für Weißstörche
Das Jahr 2024 war ein schwieriges Jahr für die Störche. Trotz Gefahren wächst die Weißstorchpopulation im Südwesten erfreulich und stetig an, so der NABU. (Bild: iStock / Getty Images Plus)

Rund 2.500 Storchenpaare haben im nasskalten Frühjahr nur etwa 2.300 Jungvögel durchgebracht. Aufgrund des vielen Regens überlebte im Schnitt nur ein Junges je Horst. Dennoch nimmt die Zahl der Störche leicht zu. Beim NABU können Störche, die bei uns überwintern, gemeldet werden.

Viele Störche sind abgeflogen, bis auf die zunehmende Zahl, die sich den weiten Flug in den Süden spart. Zeit, eine vorläufige Bilanz zu ziehen. „2024 war ein Katastrophenjahr für den Weißstorchnachwuchs. Doch weil sich die Population in Baden-Württemberg erfreulicherweise seit vielen Jahren erholt, stieg die Zahl der Brutpaare trotzdem seit letztem Jahr leicht um elf Prozent. Wir hoffen, dass der Sommer 2025 nicht so verregnet wird“, so Judith Opitz, Weißstorchbeauftragte des Landes. Sie erstellt die jährliche Storchenbilanz im Auftrag der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Die finalen Zahlen liegen erst im Februar vor.

Jungstörche sind nicht im Nest ertrunken

Während andere Bundesländer hohe Zuwachszahlen verkündeten, hinterlässt das Jahr in Baden-Württemberg regional eine deutliche Delle im langjährigen Storchen-Aufwärtstrend. Stefan Eisenbarth, NABU-Fachbeauftragter für Weißstörche: „Das Weißstorchjahr im Südwesten war ungewöhnlich. In manchen Regionen starben durch Unwetter und Starkregen bis zu 90 Prozent der Jungtiere, meist an Unterkühlung.

Für die ehrenamtlich Aktiven war es sehr belastend, die vielen toten Tiere zu bergen. Betroffen waren vor allem Winterstörche, die ganzjährig hierbleiben und früher brüten. Ihre Jungen waren Mitte Mai schon zu groß, um von den Eltern bei nasskalten zehn Grad geschützt zu werden. Spätere Bruten waren erfolgreicher.“ Judith Opitz ergänzt: „Die Jungstörche sind nicht in ihren Nestern ertrunken, wie ein Teil der Bevölkerung annimmt. Die Horste sind so konstruiert, dass dies nur passiert, wenn Plastikmüll, etwa große Plastiktüten, ins Nest eingetragen und verbaut werden. Dadurch kann kein Wasser mehr abfließen.“

Um den Affenberg herum starben rund 80 Prozent der Jungtiere

Besonders schlimm verlief das Storchenjahr im Ostalbkreis: Aus sechs Nestern haben nur zwei Küken überlebt. Im Umfeld des Affenbergs Salem starben 70 bis 80 Prozent der Jungtiere, im Nördlichen Landkreis Karlsruhe 60 Prozent. „In Rastatt, Landkreis Pforzheim und Stadtkreis Baden-Baden flogen aus 84 Horsten nur 47 Jungstörche aus“, berichtet Eisenbarth aus seinem Betreuungsbereich. Mehr Glück hatten die Storcheneltern im Kreis Schwäbisch Hall: Im Raum Crailsheim flogen 14 Jungstörche aus sechs Horsten aus, eine sehr gute Quote von 2,2 Jungstörchen. Im Mittelfeld liegt der Landkreis Schwarzwald-Baar, mit rund 200 Jungstörchen und 1,1 Jungtieren je Horst.

Plastikmüll: Storcheneltern verwechseln Gummibänder mit Regenwürmern

Trotz Gefahren wächst die Weißstorchpopulation im Südwesten seit Jahren erfreulich und stetig. „Für den Arten- und Naturschutz ist das ein toller Erfolg. Denn wir kommen aus einem tiefen Tal mit nur noch 15 Brutpaaren in ganz Baden-Württemberg anno 1975. Da war der Weißstorch hier kurz vorm Aussterben“, sagt Eisenbarth. Dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen und verändertem Zugverhalten ist der Bestand heute stabil.

Allerdings sorgt sich der NABU-Experte, weil immer wieder Jungstörche an Plastikmüll verenden. „Storcheneltern verwechseln Gummibänder und Kunststoffmüll mit Regenwürmern und füttern damit ihre Jungen, die daran verenden.“ Die Gummis sammeln die Störche meist auf Äckern, Deponien oder Bioabfall-Sammelanlagen.

Immer mehr Winterstörche sparen sich die Reise

Das NABU-Wappentier ist eigentlich ein Langstreckenzieher und überwintert in Afrika. Doch viele Vögel, die auf ihrer Reise das Mittelmeer westlich umfliegen, bleiben auf der Iberischen Halbinsel und sparen sich die anstrengende und gefährliche Weiterreise. Und immer mehr Störche bleiben ganzjährig in Baden-Württemberg. Damit sichern sie sich einen Horst als Familienstammsitz, so wie Storch Pius, der seit Jahren erfolgreich den Winter in Oberschwaben verbringt. „Störche sind nicht hilfsbedürftig und müssen nicht zugefüttert werden“, klärt Judith Opitz auf. Falls doch ein Kälteeinbruch kommt, reiche es oft, nach Spanien weiterzufliegen und dort die offenen Deponien abzusammeln.

Winterstörche beim NABU melden

Der NABU dokumentiert, welche Störche in Deutschland überwintern und ruft zum Melden von Winterstörchen auf. Beobachtungen können auf NABU | Naturgucker.de gemeldet werden.

Rund 2.500 Storchenpaare und 2.300 Jungvögel haben Ehrenamtliche 2024 in Baden-Württemberg gezählt.

(Quelle: NABU)