Zum Internationalen Tag der Milch am 1. Juni weist der Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) auf die landesweite Bedeutung der Milchviehhaltung hin.
39 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Baden-Württemberg ist Dauergrünland, damit steht das Ländle mit an der Spitze der Bundesländer mit dem höchsten Grünlandanteil. Grünland spielt als äußerst effizienter CO2-Speicher ökologisch eine sehr wichtige Rolle. Doch Grünland lässt sich nur über den Tiermagen verwerten. Die Kuh ist dafür geradezu prädestiniert. Sie schützt und erhält dadurch die Kulturlandschaft des Landes und liefert obendrein mit der Milch noch einen Rohstoff für ernährungsphysiologisch hoch- wertige Lebensmittel.
„Trinkmilch, Butter, Käse, Joghurt, Quark und viele andere hochwertige Milchprodukte sind für eine gute und vollwertige Ernährung unverzichtbar. Wenn sie dann auch noch klimaschonend und regional direkt vor der Haustüre erzeugt, verarbeitet und gekauft werden können, ist es umso besser“, findet Roswitha Geyer-Fäßler, Vizepräsidentin des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg.
Bis die Milch allerdings zu Hause im Kühlschrank des Verbrauchers steht, investieren die heimischen Bauernfamilien viel Zeit und Arbeit in ihre Tiere und die Pflege der Kulturlandschaft. Darauf macht der Landesbauernverband in Kooperation mit dem Bauernverband Allgäu-Oberschwaben in Form einer Veranstaltung aufmerksam.
Tag der Milch auf der Landesgartenschau
Am 1. Juni 2024 laden die Veranstalter ab 10.00 Uhr zum Tag der Milch auf das Gelände der Landesgartenschau nach Wangen im Allgäu ein. Im Bereich der „Argenwiese“, genauer gesagt im Landwirtschafts-Pavillon, der im Heu Mahd Land stationiert ist, warten den ganzen Tag über spannende Ausstellungen sowie interessante Vorträge zum Thema Milchviehhaltung in Baden-Württemberg.
So gibt es beispielsweise um 12.00 Uhr und um17.00 Uhr eine gemeinsame Wanderung zur Viehweide (Treffpunkt Landwirtschafts-Pavillon) und um 14.00 Uhr referiert Prof. Dr. Wilhelm Windisch zum Titel „Ohne Kühe kein Allgäu“.
Keine Artenvielfalt ohne Landschaftspflege
In Baden-Württemberg liegen 44 Prozent der besonders wertvollen Flora-Fauna-Habitat Mähwiesen (FFH-Mähwiesen) Deutschlands. Diese werden vor allem von den rinderhaltenden Betrieben naturnah bewirtschaftet. Ohne eine Nutzung, insbesondere von Kühen, würde das Gras auf dem Grünland nutzlos verrotten. Stattdessen trägt es so als hochwertiges regionales Futter maßgeblich zum Tierwohl und der Tiergesundheit der Rinder bei. Das hiesige Grünland sorgt auch dafür, dass der Bedarf an Importfuttermitteln möglichst gering bleibt, so werden in anderen Teilen der Welt Flächen, wie z.B. Regenwälder, geschont.
Heimische Milchwirtschaft stützt Versorgungssicherheit
Roswitha Geyer-Fäßler macht klar: „Die Kuh ist in der Tat ein Wunder: Wer sonst kann in so großem Stil Grünland in hochwertige Milch umwandeln?“ Die Milchviehhaltung spiele eine entscheidende Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen tierischen Proteinen und trage zur Sicherstellung einer ausgewogenen Ernährung bei, stellt die LBV-Vizepräsidentin fest. „100 Gramm Emmentaler decken den Tagesbedarf an Kalzium,“ führt Geyer-Fäßler als Beispiel an.
Der regionalen Erzeugung kommt gerade zu Zeiten einer unsicheren Weltlage mit unbeständigen Lieferketten eine große Bedeutung zu. „Regionale Erzeugung funktioniert aber nur, wenn die Verbraucher vor Ort auch regionale Produkte kaufen,“ appelliert Geyer-Fäßler an die Bevölkerung.
„Die Versorgung mit heimischen Milchprodukten ist jedoch durch mangelhafte politische Entscheidungen, Gesetze und Preiskämpfe im Lebensmitteleinzelhandel gefährdet,“ mahnt sie. Schon heute liege der Selbstversorgungsgrad bei Milch- und Molkereiprodukten in Baden-Württemberg bei nur noch 56 Prozent, bei Kalb- und Rindfleisch bei 58 Prozent, Tendenz sinkend.
Strukturwandel besorgniserregend
Der Landesbauernverband blickt mit Sorge auf den anhaltenden Strukturwandel in der Branche. Von 2020 bis heute haben rund 20 Prozent der Milchviehbetriebe im Land auf- gehört. Es werden immer weniger Kühe gehalten. „Einer der Hauptgründe dafür sind die herausfordernden Rahmenbedingungen und die immer höheren Anforderungen an die Tierhalter,“ ist sich Roswitha Geyer-Fäßler sicher.
Mit der Veranstaltung zum Tag der Milch auf der Landesgartenschau möchten die Verantwortlichen auf die ernstzunehmende Problematik hinweisen. „Wir möchten Verbraucherinnen und Verbrauchern zeigen, warum die Milchviehhaltung so wertvoll für unsere Region ist,“ so Geyer-Fäßler weiter.
Hintergrund:
Rinderhaltung im Land: In Baden-Württemberg gibt es rund 38.000 landwirtschaftliche Betriebe. 2023 gab es im Land laut Statistischem Landesamt 12.280 landwirtschaftliche Betriebe, in denen insgesamt 898.700 Rinder gehalten wurden. Der wichtigste Zweig in der Rinderhaltung sind die Milchkühe. 4.950 Betriebe bewirtschaftenden einen Milchviehbetrieb mit 309.700 Milchkühen, 2010 waren es noch 10.771 Milchviehbetriebe mit 353.715 Milchkühen.
Milchpreis: Im April erhielten die Milchbauern in Baden-Württemberg je nach Molkerei zwischen 43 und 47 Cent je Kilogramm Milch. Im Schnitt waren es 46 Cent/kg.
(Pressemitteilung: Landesgartenschau Wangen)