Ball und Burger gehören für viele Fans ebenso zusammen wie Trillerpfeife und Schiedsrichter. Im Kreis Ravensburg werden während der EM Millionen Euro für Burger, Pommes, Pizza & Co. ausgegeben. Das Nachsehen haben die Servicekräfte.
Schnellrestaurants wie McDonald’s, Burger King & Co. haben jetzt Hochkonjunktur. „Zur Fußball-EM brummt das Fast-Food-Geschäft nicht nur im Kreis Ravensburg“, sagt Michael Gutmann von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). In seinen Augen verdienen Beschäftigte in der Systemgastronomie viel zu wenig. „Der ‚Fußballhunger‘ ist enorm – auf Tore genauso wie auf Burger, Pommes oder Pizza in der Halbzeit“.
107 Millionen bei uns für Essen in Systemgastronomie ausgegeben
Rein rechnerisch gaben die Menschen im Landkreis Ravensburg im vergangenen Jahr rund 107 Millionen Euro fürs Essen in der Systemgastronomie aus – von Jung bis Alt im Schnitt 375 Euro pro Kopf. Das geht aus einer NGG-Umsatzberechnung hervor. Durch die Fußball-EM werde der Fast-Food-Hunger aber noch einmal deutlich nach oben gehen, so die NGG Ulm-Aalen-Göppingen.
Es wird viel zu wenig verdient
Das Spiel auf dem Platz dauere 90 Minuten. Für ein Fast-Food-Menü dagegen brauche kein Fan länger als eine Halbzeitpause, um es zu essen. „In der Zeit verzehrt ein Fan fast den Stundenlohn einer Servicekraft“, sagt Michael Gutmann. Denn der liege in der Systemgastronomie bei lediglich 12,61 Euro – und damit nur 20 Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn. Die Branche habe jetzt – nach Corona, vor allem aber auch nach der Inflation – einen „enormen Nachholbedarf“ bei den Löhnen.
Die Gewerkschaft hat dabei auch das Catering in Center Parcs im Auge – und damit den Caterer der französischen Elior-Gruppe (ECP). „Ein ‚Big Mac‘-Menü kostet schon knapp 12 Euro. Wer also fürs Pizzabacken, Burgerbraten oder Geschirrabräumen in der Systemgastronomie an der untersten Lohnkante verdient, müsste fast eine Arbeitsstunde investieren, um selbst überhaupt satt zu werden, wenn er mal zu McDonald’s geht“, so Michael Gutmann.
Gehöriger Lohn-Nachschlag ist fällig
Der Geschäftsführer der NGG Ulm-Aalen-Göppingen kritisiert die Löhne der Systemgastronomie – von McDonald’s, Burger King und Kentucky Fried Chicken bis Pizza Hut, Starbucks und Nordsee. Die NGG will sich jetzt für einen „gehörigen Lohn-Nachschlag“ für die Branche stark machen. Davon sollen dann auch die Beschäftigten der Systemgastronomie im Landkreis Ravensburg profitieren.
„Konkret geht es um einen Einstiegslohn von 15 Euro pro Stunde. Und wer schon Erfahrungen im Job hat, soll im Monat mit 500 Euro zusätzlich nach Hause gehen. Um diese Fixsumme müssen die Löhne angehoben werden, um in der Systemgastronomie aus der Niedriglohnfalle herauszukommen“.
Erste Verhandlungsrunde steht an
Auch die Ausbildung bei McDonald’s, Burger King, KFC, L’Osteria, Vapiano & Co. soll attraktiver werden: Die Gewerkschaft fordert für den Ausbildungsstart eine Vergütung von 1.150 Euro. Im dritten Ausbildungsjahr sollen Azubis dann mit 1.350 Euro nach Hause gehen – gut 120 Euro mehr als bislang.
Genau zwei Tage nach dem Ende der Fußball-EM kommen die Gewerkschaft NGG und der Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) zu ihrer ersten Verhandlungsrunde über einen neuen Tarifvertrag zusammen.
(Quelle: Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG))