Angesichts der Nachfrage und dem voranschreitenden Frühjahr blicken wir auf die aktuelle Sommerprognose. Da der Frühling insgesamt bisher zu trocken ausfiel und einige Gewässer bereits Niedrigwasser führen, steigt bei vielen die Sorge: Könnte uns in diesem Jahr ein neuer Hitzesommer mit großer Dürre wie 2003 oder 2018 blühen?
Ausgangslage: Frühling bisher viel zu trocken
Nachdem der Winter 2021/2022 ausreichend Niederschläge brachte, begann sich im März die Großwetterlage zu verändern. Die Tiefdruckgebiete machten weitgehend einen großen Bogen um uns herum. Statt Regen und Schnee gab es dagegen reichlich Sonnenschein: Es war der sonnigste März-Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen!
Daher fielen im deutschlandweiten Flächenmittel bis einschließlich dem 21. April aufsummiert 57,5 Liter pro Quadratmeter. Das entspricht gerade einmal 31,3 % der üblichen Niederschlagsmengen des aktuell-geltenden Klimamittels 1961 bis 1990. Innerhalb des Landes verzeichnen wir aber Unterschiede: Den wenigsten Niederschlag (in Prozent) hatten wir bisher im Osten, im äußersten Westen und am Alpenrand. Dort fielen vielfach nur 10 bis 20 %. Im Saarland und im Nordwesten gab es bisher die größten Niederschlagssummen.
Am Bodensee haben in dieser Zeit erst um die 20 % erreicht.
Dürremonitor: Vielerorts zu trockene Böden
Die aktuelle Lage der Gesamtböden zeigt uns der Dürremonitor. Gemessen und berechnet wurden die Daten aus einer Tiefe von ca. 1,8 m.
Besonders im Osten und am Alpenrand erleben wir derzeit die größte Trockenheit. Vielerorts herrscht in der Tiefe eine extreme Dürre. Im Bereich der östlichen Mittelgebirge sowie im Nord- und Ostseeumfeld gibt es momentan keine nennenswerte Trockenheit.
Pflanzenverfügbares Wasser
Durch die Trockenheit leiden teilweise auch Pflanzen an Wassermangel. Die Karte zeigt uns, wo die Natur wie viel Wasser zur Verfügung hat.
Das meiste pflanzenverfügbare Wasser haben wir im Nordwesten. Auch im äußersten Osten haben die Pflanzen ausreichend Wasser. Angespannter sieht die Lage im Westen und Süden aus: Dort hat die Natur deutlich weniger Wasser im Tank. Am wenigsten ist der Wasserspeicher im südlichen Sachsen-Anhalt gefüllt.
In einigen Landesteilen – einschließlich den Bodenseeregionen – erleben wir aufgrund der vergangenen Wochen einen beginnenden Trockenstress beim pflanzenverfügbaren Wasser.
Sommer 2003 und 2018: Rekord-Sommer bei Hitze und Trockenheit
Ob uns der kommende Sommer ähnlich viel Dauerhitze und Dürre wie in den historischen Sommern 2003 und 2018 bringt, ist angesichts der Vorgeschichte unwahrscheinlich(er).
Der Sommer 2003 war der wärmste und heißeste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1880. Auf Platz zwei liegt der Sommer 2018, der als trockenster Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Rekorde einging. Es waren zwei Sommer der Superlative, auf die wir gerne verzichten hätten können.
Amerikanische Wettermodell “NOAA” – Erklärung
Das Wettermodell “NOAA” der amerikanischen Wetterbehörden ist ein Klima-Langfristmodell, das in jeweiligen Abschnitten Monatsprognosen für einige Monate im Voraus berechnet und erstellt. Auf den Wetterkarten wird dann gezeigt, ob ein ganzer Monat im Mittel eher zu warm, zu kalt, zu trocken oder zu nass ausfallen könnte. Abgewichen wird vom Klimamittel 1991 bis 2020. Das war ja ohnehin ein recht warmer Zeitraum. Einzelne seriöse Tagesprognosen bietet die “NOAA” allerdings nicht. Den Urlaub oder sonstige Termine sollte man auf Basis dieser Prognosen also nicht planen.
Sommer 2022: Zu warm, aber ausreichend Niederschläge
Die Berechnungen des amerikanischen Wettermodells “NOAA” prognostizieren den kommenden Sommer leicht zu warm. Da alle drei meteorologischen Sommermonate Juni, Juli und August ähnliche Temperaturabweichungen bringen sollen, mitteln wir alles nochmal und kommen zu folgendem Ergebnis: In der Fläche könnte der Sommer 2022 fast in ganz Europa 0,5 bis 1,0 Grad wärmer ausfallen. Über dem nördlichen Mitteleuropa und über Nordafrika sind Temperaturabweichungen von 1,0 bis 2,0 Grad möglich.
Die Abweichungen betragen also fast überall marginale Werte. Große Unterschiede werden da nicht vorgesehen. Das spricht für einen ruhigeren Sommer mit weniger und “harmloseren” Hitzewellen.
Was die Niederschläge anbelangt, erwartet uns ein sehr ausgeglichener Sommer.
Vielfach sind weiße Farbflächen zu sehen, die für durchschnittliche Niederschlagsmengen stehen. Nur über dem südlichen Norwegen und über Südosteuropa könnten die Sommermonate gemittelt merklich zu trocken ausfallen. Tendenziös haben wir östlich von Deutschland auch mehr Tiefdruckeinfluss als im Westen. Zwischen den Zeilen können wir hierbei heraus interpretieren, dass ein Ableger-Hoch vom Azoren-Hoch immer wieder bis nach Mitteleuropa vorankommt. Grätscht das Tief über dem Kontinent zu uns ein, hätten wir es mit mehr Niederschlägen (auch mit Landregen) zu tun.
Wir fassen rundum zusammen: Der kommende Sommer 2022 könnte insgesamt leicht zu warm ausfallen. Zudem hätten wir durchschnittliche Niederschläge. Damit könnte die Trockenheit zwar nicht beendet werden. Ein Hitze- oder Dürresommer – gar vergleichbar mit 2003 oder 2018 – lässt sich daraus nicht ableiten und nahezu ausschließen.
Nach den aktuellen Langzeitprognosen erwarten uns in diesem Jahr weniger Hitzewellen und somit auch weniger Wetterumschwünge mit Unwetterlagen.
Ein Update zur Sommerprognose machen wir in den nächsten Wochen.
Was erwarten Sie für einen Sommer 2022? Was wünschen Sie sich? Lassen Sie es mich gerne wissen! Schreiben Sie mir gerne eine E-Mail: [email protected]