Eine gute medizinische Versorgung wird immer schwieriger

Ob es Zukunft noch ambulante Operationen in Riedlingen gibt, scheint mehr als ungewiss
Ob es Zukunft noch ambulante Operationen in Riedlingen gibt, scheint mehr als ungewiss. (Bild: Anna Shvets von Pexels/Symbolbild)

In Bad Saulgau wird das SRH-Krankenhaus geschlossen, dem Haus der Oberschwabenklinik (OSK) in Bad Waldsee droht dasselbe Schicksal. Als wäre dies nicht schlimm genug, fehlen mittlerweile in beiden Städten auch noch Hausärzte. Die entstandenen Lücken bei der Patientenversorgung können derzeit nicht geschlossen werden, die noch vorhandenen Hausarztpraxen sind so überlastet, dass sie keine weiteren Patienten mehr aufnehmen können. Der Aufbau von Strukturen, die diese Verluste auffangen können und sollen, ist langwierig. Dies zeigt sich am Beispiel Riedlingen.

Mögliche Investorenlösung sorgt für Ärger

Im Jahre 2012 wurde vom Kreistag die Schließung der Riedlinger Kreisklinik beschlossen. Seither kämpft die BI (Bürgerinitiative für den Erhalt des Riedlinger Krankenhauses) um eine gute ambulant medizinische Versorgung, die teilstationäre Leistungen (inkl. OP) beinhaltet. Der erste Bauabschnitt für das AMD (Ambulant Medizinisches Dienstleistungszentrum) ist derzeit im Gange, der zweite Bauabschnitt (AMD 2), in dem u. a. OP-Säle vorgesehen sind, sorgt nach wir vor für Unruhe. Im Gemeinderat ist umstritten, ob die Stadt diesen Bauabschnitt in eigener Regie ausführt, oder ob ein Investor dies realisieren soll. Die Verwaltung scheint mittlerweile das Investorenmodell zu bevorzugen. Die am Bauabschnitt 2 Interessierten, sind jedoch bei einer Investorenregelung nicht bereit, ihre dafür vorgesehenen Zukunftsplanungen (OP etc.) weiter zu verfolgen. Ob, wie und bis wann, dieser zweite Bauabschnitt realisiert werden kann, scheint damit in weite Ferne gerückt. Auf der Stecke bliebe im Zweifel, die aus heutiger Sicht bestmögliche ärztliche Versorgung für die Raumschaft Riedlingen.

Die Reaktionen von CDU, Mtg! und WiR

Wir fragten deshalb bei den Gemeinderatsfraktionen nach, warum die Verwaltung so auf die Investorenlösung setzt und welche weitreichenden Folgen nun zu befürchten sind. Nur die Bürgerliste (BüL) äußerte sich nicht.

Jörg Bossler (CDU) wird in seinem Statement sehr deutlich: „Der CDU-Fraktion liegt sehr viel daran, das AMD umzusetzen, wie es der GR Beschluss vom 28. März vorgesehen hat. Wir sehen die große Gefahr, dass bei einer erneuten Privatisierung der medizinischen Versorgung, bestehende ärztliche Strukturen wegbrechen und wir keine ausreichende medizinische Grundversorgung mehr haben werden. Wir werden alles daransetzen, eine Realisierung auf kommunaler Ebene möglich zu machen und damit ein ganz klares Signal an alle beteiligten Ärzte zu senden.“

Die Kehrtwendung der Ratsmehrheit am 28. März bereitet Manfred Schlegel, Fraktionssprecher von Mut tut gut! (Mtg!), wohl einiges an Kopfzerbrechen „Die Mehrheit des Gemeinderats wollte den ‚großen‘, richtigen Schritt machen. Leider wurde dieser mehrheitlich gefasste (erste) Beschluss vom Bürgermeister ‚einkassiert‘. Die Folgen sind bekannt…“

In einer Gesamtbetrachtung der ärztlichen Versorgung in Riedlingen, stellt Dorothea Kraus-Kieferle (Fraktionssprecherin von Wir in Riedlingen) fest: „Die hausärztliche Versorgung ist in Riedlingen jetzt schon an ihre Grenzen gekommen. Aktuell suchen viele BürgerInnen in und um Riedlingen verzweifelt nach einem Hausarzt. Warum Bürgermeister Schafft den ersten, bereits am 21. Juni 2021 mehrheitlich gefassten Beschluss nicht umsetzt – obwohl die dafür notwendigen Gelder schon seit Jahren im Riedlinger Haushalt eingesetzt sind – kann die Mehrheit der WiR und bis vor kurzem – mehrheitlich auch der Gemeinderat – nicht nachvollziehen. Schafft hat Einspruch erhoben und hofft, dass ein Investor die medizinische Versorgung in Riedlingen richten soll. Schlussendlich spielt der Bürgermeister mit unser aller Gesundheit, denn ein Investor baut auch erst, wenn er Ärzte inclusive der notwendigen KV-Sitze gewinnen kann.“

Klare Ansage durch Dr. Jung und die Bauherrengemeinschaft

Reichlich frustriert vom Zickzack-Kurs der Verwaltung und der Ratsmehrheit, scheint Dr. Sebastian Jung (SI Klinik) zu sein. Er verweist auf seine Stellungnahme gegenüber Verwaltung und Gemeinderat: „Nach hunderten Stunden ehrenamtlichen Engagements, hatte ich mich gegenüber der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat klar positioniert. Sollte der eingeschlagene Weg einer Investorenlösung beibehalten werden, werde ich mich als Privatmann aus jeglichem persönlichen Engagement zurückziehen und habe dies bereits getan.

Die Bauherrengemeinschaft (AMD 1) hat sich gegenüber dem Bürgermeister schriftlich ebenfalls klar dargelegt, wie wir mit der Verfahrensänderung (Investorenlösung) umgehen werden. Auch dieses Schreiben liegt den Räten vor. Die Bauherren stehen für eine Ausschreibung für Investoren und eine Kooperation mit unbekannten Dritten nicht zur Verfügung und werden in diesem Falle Entscheidungen unabhängig vom Standort Riedlingen nach ihren eigenen betrieblichen Interessen treffen.“