Bundestagswahl Die AfD wird im Wahlkreis Biberach zweitstärkste Kraft

Die AfD wird im Wahlkreis Biberach zweitstärkste Kraft
Dr. Anja Reinalter (Bündnis 90/die Grünen) und Martin Gerster (SPD) sind stimmenmäßig abgerutscht und haben es nur noch über die Landesliste in den Bundestag geschafft. Wolfgang Dahler holte zwar über 40 Prozent im Wahlkreis, seine CDU schnitt aber trotz Regierungsauftrag eher schwach ab. (Bild: picture alliance / Eibner-Pressefoto | EIBNER/DROFITSCH/picture alliance / Geisler-Fotopress | Frederic Kern/Geisler-Fotopress/Wolfang Dahler CDU)

Einen denkwürdigen Ausgang nahm die Bundestagswahl im Wahlkreis Biberach. Zwar machte mit Wolfgang Dahler (CDU) der Favorit das Rennen um die Wählergunst, aber dahinter gab es eine faustdicke Überraschung. Weder die bisherigen Parlamentarier Dr. Anja Reinalter (Bündnis 90/Die Grünen), noch Martin Gerster (SPD) schafften es auf Platz zwei. Den eroberte mit einem deutlichen Vorsprung von nahezu 10 Prozentpunkten die AfD-Kandidatin Paula Gulde (Riedlingen).

Das Wahlergebnis entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Gulde, die über 22,35 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Biberach für ihre Partei einfuhr, ist trotzdem nicht im Bundestag vertreten. Dagen haben Gerster (12,7 Prozent) und Reinalter (10,33 Prozent) erneut ein Mandat erhalten, weil sie über die Landeslisten entsprechend abgesichert waren. Das Ergebnis von Newcomer Dahler liegt mit 40,87 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt seiner Partei.

Neu im Bundestag: Wahlsieger Dahler äußert sich

Dahler äußerte sich entsprechend erfreut: „Das Wahlergebnis auf Bundesebene ist für die CDU insgesamt nicht zufriedenstellend, da wir unter 30 Prozent geblieben sind. Dennoch sind wir als Union klar die stärkste politische Kraft und haben den Auftrag zur Regierungsbildung. Eine Koalition mit der SPD scheint die realistische Option für eine stabile Zweierkoalition. Im Wahlkreis Biberach haben wir ein starkes Ergebnis erzielt. Sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen konnten wir Zugewinne verzeichnen. Für mich persönlich ist das gute Erststimmenergebnis ein großer Ansporn und ein Vertrauensvorschuss, für den ich mich herzlich bedanke. Dieses Vertrauen werde ich mit ganzer Kraft in meiner Arbeit für unsere Region zurückgeben.“

Der neu gewählte Abgeordnete sieht aber auch, dass Deutschland vor großen Herausforderungen steht: „Die nächste Regierung wird mit einem christdemokratischen Kanzler diese Probleme entschlossen anpacken und Lösungen finden müssen. Unser Ziel ist es, die politische Polarisierung zu überwinden, den Menschen eine verlässliche, zukunftsorientierte Politik zu bieten und die extremistischen Ränder wieder deutlich zu schwächen.“

Reinalter: „Enttäuschendes Ergebnis für die Grünen“

Gerade so hat die aus Laupheim stammende Reinalter den Weg über die Landesliste in den Bundestag geschafft: „Ich möchte mich bei allen Wählerinnen und Wählern bedanken, die uns Grüne und mir hier in Biberach ihr Vertrauen geschenkt haben. Es ist mir eine große Ehre und ich freue mich darauf auch in den kommenden vier Jahren eine starke grüne Stimme für Biberach in Berlin zu sein.“

Reinalter spricht von einem enttäuschenden Ergebnis, das zeige, dass in Deutschland etwas ins Rutschen gekommen sei: „Das sehen wir auch ganz deutlich im Landkreis Biberach und das bereitet mir Sorgen und ist gleichermaßen ein Auftrag nicht aufzugeben für unsere Demokratie und unsere grünen Themen zu kämpfen. Ich gratuliere Wolfgang Dahler zum Direktmandat und Martin Gerster zum Wiedereinzug in den Bundestag. Bei Josef Rief möchte ich mich für die kollegiale Zusammenarbeit der vergangenen Jahre bedanken.“

Die Grüne wirft auch schon einen Blick auf die kommende Legislatur: „Darüber hinaus würde ich mich über konstruktive Rückmeldungen zu meinen Positionen freuen. Diese habe ich Ihnen in den vergangenen Wochen im Rahmen des Themenkatalogs von Wochenblatt News dargelegt. Für Rückmeldungen können Sie mich gerne unter [email protected] kontaktieren.“

Gerster: „SPD muss sich personell anders aufstellen“

Eine eher nachdenklich gehaltene Reaktion auf den Wahlausgang übermittelte Gerster: „Persönlich freue ich mich über den Wiedereinzug in den Deutschen Bundestag und die Möglichkeit, mich weiter für die SPD und Biberach engagieren zu dürfen. Die Stimmung ist allerdings stark getrübt durch die herbe Niederlage der SPD und dem weiteren Erstarken der Rechtsaußen-Partei AfD. Wir benötigen dazu eine Aufarbeitung innerhalb der Partei und müssen uns auch personell anders aufstellen. „

Überraschende Zahlen

In Riedlingen hatte die CDU bei den Zweitstimmen mit 32,9 Prozent nur einen hauchdünnen Vorsprung vor der AfD, die auf 32,22 Prozent kam. Im Wahlbezirk Klinge schnitt die AfD sogar mit über 60 Prozent bei den Erststimmen ab. Auch in Ertingen lag der Zweitstimmenanteil der AfD bei über 33 Prozent und selbst in Uttenweiler, der Gemeinde, aus der ja der Kandidat Dahler stammt, konnte die AfD immerhin rund ein Viertel der Zweitstimmen für sich verbuchen, in Berkheim sogar etwas über 30 Prozent. Vor allem in den ländlichen Gemeinden holte sich Dahler mit bis zu 46 Prozent der Stimmen seinen Vorsprung auf die zweitplatzierte AfD-Kandidatin.