Massive Krise bedroht Schweinehaltung in Baden-Württemberg

Massive Krise bedroht Schweinehaltung in Baden-Württemberg
Massive Krise bedroht Schweinehaltung in Baden-Württemberg / Symbolbild (Bild: picture alliance / Rupert Oberhäuser | Rupert Oberhäuser)

Der Vorstand des Landesbauernverbandes (LBV) sieht die Lage der baden-württembergischen Schweinehaltung als existenzbedrohend an.

Der Vorstand richtete nun einen deutlichen Appell an Politik und alle Marktbeteiligten: „Unsere Schweinehalter brauchen jetzt dringend Unterstützung, um die Krise zu überstehen. Hierzu ist auch ein klares Bekenntnis aller Marktpartner zur hiesigen Schweinehaltung notwendig. Jetzt muss gehandelt werden, ansonsten stirbt die einst starke Veredelung im Land.“ Nach Angaben des LBV liegt bei Schweinefleisch aus Baden-Württemberg der Grad der Selbstversorgungsgrad nur noch bei knapp 50 Prozent. Die Anzahl der Betriebe ist innerhalb eines Jahres um weitere fünf Prozent gesunken.

Mit Beginn der Corona-Pandemie ist der Preis für Schweine eingebrochen und hat sich seitdem nicht mehr erholt. Als Gründe gelten die fehlende Nachfrage der Gastronomie und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die bis heute den Schweinefleischmarkt belasten. Laut LBV ist die Situation für die Schweinehalter katastrophal und existenzbedrohend. Seit über einem Jahr können die Betriebe nicht mehr kostendeckend arbeiten. Die Lage könnte dramatischer nicht sein, denn Schweinezüchter oder Mäster legen mittlerweile zwischen 50 und 60 Euro je Schwein drauf. Die explodierenden Energie- und Futterpreise verschärfen die Situation zusätzlich. Lt. LBV sehen die Betriebe sehen aktuell keine Perspektive und Baden-Württemberg, es drohe der Verlust der Schweinehaltung.

Der LBV fordert finanzielle Hilfen

Im Rahmen einer Sondersitzung fordert der LBV-Vorstand Politik und Handel auf, für schnelle finanzielle Unterstützung zu sorgen. Die Corona-Hilfen müssten schnell und unbürokratisch bei den Betrieben ankommen. Der Handel wird zudem aufgefordert, die Vermarktung von Schweinefleisch erheblich zu intensivieren und Marktüberhänge dringend abgebaut werden, um einen deutlichen Preisanstieg zu erzielen. Der LBV fordert auch von Abschlägen abzusehen, wenn beispielsweise leichtere Tiere als üblich an den Schlachthof geliefert werden.

Bauernpräsident Joachim Rukwied
Bauernpräsident Joachim Rukwied (Foto: Breloer DBV)

Zudem fordert der Verband deutlich verlässlichere Rahmenbedingungen und Verträge für die Schweinehalter. Dazu müssten u. a. die Qualitätsprogramme für Schweinefleisch aus Baden-Württemberg ausgebaut werden. Lt. LVV kommt hier dem Lebensmitteleinzelhandel eine Schlüsselrolle zu. Dieser müsse die Weiterentwicklung der Haltungsformen hin zu noch mehr Tierwohl mit der notwendigen finanziellen Planungssicherheit versehen. Die Politik forderte der LBV auf, Hürden im Baurecht abbauen und endlich auf eine weitere Verschärfung rechtlicher Vorgaben zu verzichten.

Noch nie gesehener Struktureinbruch

Im Ländle gibt es mittlerweile nur noch 1.900 schweinehaltende Betriebe, darunter 800 Ferkelzüchter in Baden-Württemberg. In den vergangenen Jahren hat diese Sparte einen regelrechten Strukturbruch erlebt, die Anzahl der Betriebe hat innerhalb eines Jahres um fast fünf Prozent abgenommen. Viele Betriebe wirtschaften bereits seit über einem Jahr nicht mehr kostendeckend.

Die Preise für Ferkel und Mastschweine sind viel zu niedrig: Momentan erhält der Schweinemäster 1,20 je Euro/kg Schlachtgewicht, der Ferkelzüchter nur 20 Euro pro Ferkel. Erst ab einem Preis von ca. 1,80 Euro/kg Schlachtgewicht wird ein kostendeckender Preis für Mäster erreicht, für Züchter rechnet sich die Arbeit erst ab ca. 70 Euro/Ferkel.

Ferkel im Stall
Ferkel im Stall (Bild: DBV)