Kreistag beschließt Zweitgutachten für die Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH

Kreistag beschließt Zweitgutachten für die Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH
Vor der Kreistagssitzung protestierte der Krankenhausförderverein Bad Saulgau (Bild: Privat)

Bad Saulgau – Mit der Schließung der Bad Saulgauer Geburtsklinik und dem vorgelegten medizinischen Konzept der Unternehmensberatung Curacon, das die Schließung der Klinikstandorte Bad Saulgau und Pfullendorf beinhaltet, haben die Geschäftsleitung der SRH Kliniken Sigmaringen GmbH und Landrätin Stefanie Bürkle sprichwörtlich in ein Wespennest gestochen.

Seit Mitte Juni gehen die Wogen bei der betroffenen Bevölkerung des Landkreises und darüber hinaus hoch, die Proteste gegen die Schließung der Klinikstandorte Bad Saulgau und Pfullendorf ebben nicht ab. Dies bestätigte die Landrätin in einem Interview mit einem regionalen TV-Sender. Sie berichtete dabei, dass sie deswegen teils sachliche, aber auch hochemotionale Post erhalte. Ein Ende der Diskussionen ist vorläufig nicht absehbar, auch wenn der Kreistag mittlerweile ein zweites Gutachten bei der WMC Healthcare GmbH (WMC) in Auftrag gegeben hat. Das Ergebnis dürfte Ende Februar vorliegen.

Widerstand vom Sozialverband VDK

Der VDK Ortsverband Pfullendorf hat sich deutlich gegen die bisherigen Planungen positioniert. Dem Vernehmen nach, betrachtet der VDK die geplante Krankenhausschließung im Landkreis Sigmaringen als Verrat durch die SRH. In einem Gespräch mit Landrätin Stefanie Bürkle und einem Positionspapier, stellte der VDK Ortsverband klar, dass er mit einer Komplettschließung des Krankenhauses nicht einverstanden ist. Der VDK möchte, dass der Staat seinem staatlichen Versorgungsauftrag nachkommt und fordert nicht nur eine neue Krankenhausfinanzierung, sondern lehnt auch den Zwang ab, dass Krankenhäuser Gewinn erzielen müssen. Bitter fällt das vom VDK gezogene Fazit aus. Demzufolge kann der VDK seit dem Einstieg der SRH bei den Kreiskliniken keinerlei Fortschritte erkennen. Zudem bemängelt er die zu geringen Investitionen, beklagt den Abzug von Personal und stellt fest, dass zukunftsgerichtete Planungen nicht umgesetzt wurden.

Deutliche Kritik äußerte der VDK Vorsitzende Fahlbusch an den Landtagsabgeordneten des Landkreises. Diese seien bei diesem für die Bevölkerung so wichtigen Thema „regelrecht abgetaucht“.

Die Saulgauer geben den Kampf um ihr Krankenhaus nicht auf
Die Saulgauer geben den Kampf um ihr Krankenhaus nicht auf (Bild: Privat)

Bogner-Unden wehrt sich

Gegen diesen Vorwurf wehrt sich MdL Andrea Bogner-Unden (Grüne). Sie verwahrt sich gegen die durch Fahlbusch erhobenen Beschuldigung: „Ich habe Verständnis, dass sich viele unserer Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Sorgen um die wohnortnahe Gesundheitsversorgung machen, wenn es schon lokal schwierig ist, einen Hausarzt zu finden.“

Bogner-Unden sieht es als richtig und notwendig an, dass ein weiteres Gutachten eingeholt wird und alternative Nutzungen der Klinikstandorte geprüft werden. Erst wenn Klarheit darüber herrscht, sieht sie eine tragfähige Entscheidungsgrundlage für weitere unterstützende Maßnahmen von der Landesebene als gegeben an. Nach eigenen Angaben kümmert sie sich intensiv um zukünftige Nutzungsmöglichkeiten der Kliniken. In ihrer Pressemitteilung führte Bogner-Unden an, dass sie vor kurzem Gespräche mit Landrätin Stefanie Bürkle, der Bürgermeisterin von Bad Saulgau, mit Dr. Fechner von der KVA (Kassenärztlichen Vereinigung), mit dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Kreistag, Johannes Kretschmann und mit Sozialminister Manne Lucha geführt habe. „Von in der Versenkung verschwinden, kann daher keine Rede sein,“ stellt Bogner-Unden fest.

MDL Andrea Bogner-Unden
MDL Andrea Bogner-Unden (Bild: Dennis Williamson)

Die Entscheidungen des Kreistages zur Weiterentwicklung einer guten wohnortnahen Krankenhaus- und Ärzteversorgung im Landkreis Sigmaringen will sie ausdrücklich unterstützen, stellt aber auch fest: „Ich möchte die Verantwortung nicht von mir weisen, der Ball liegt aber derzeit beim Landkreis Sigmaringen, der in der Verantwortung steht, bedarfsgerechte Krankenhäuser zu betreiben.“ Bogner-Unden ist überzeugt, dass nur eine gemeinsame und solidarische Lösung Erfolg bringe. Die Vorwürfe, wie sie vom VDK Ortverband Pfullendorf erhoben wurden, sieht sie dabei als nicht zielführend an.

Zweitgutachten vom Kreistag beschlossen

Im Vorfeld der Kreistagssitzung waren Aktivisten des Fördervereins Krankenhaus Bad Saulgau e. V. vor Ort. Mit Plakaten machten Sie das Kreistagsgremium auf Ihr Anliegen, Wiedereröffnung der Geburtsklinik und Erhalt des Krankenhauses in Bad Saulgau, aufmerksam.

Der Kreistag beauftragte bei der sich anschließenden Sitzung die WMC Healthcare GmbH (www.wmc-healthcare.de), eine auf das Krankenhaus- und Gesundheitswesen spezialisierte Unternehmensberatung (München), mit der Erstellung eines zusätzlichen Gutachtens. Mit dem einstimmig gefassten Beschluss erhofft sich der Kreistag, dass WMC kreative und positive Lösungsansätze präsentiert.

SRH beteiligt sich nicht an den Kosten

Das zusätzliche Gutachten löst Kosten von ca. 130.000 Euro aus. Dies wurde am Rande einer Pfullendorfer Gemeinderatssitzung bekannt. Bekanntlich ist der Spitalfonds Pfullendorf Beteiligungspartner an den SRH Kliniken Kreis Sigmaringen GmbH. Die Stadt Pfullendorf und der Landkreis Sigmaringen schultern die Kosten für das Gutachten von WMC gemeinsam. Die SRH als Mehrheitsgesellschafter der Kliniken stellt kein Geld für das zweite Gutachten zur Verfügung. Der Spitalfonds Pfullendorf muss demnach rund 33.000 Euro stemmen.