Hoffnungsschimmer für die Landwirte?

Hoffnungsschimmer für die Landwirte?
Die Schweinmäster und Ferkelerzeuger kämpfen um ihre Existenz. (Bild: Pixabay)

Die Landwirte der Republik sind in Nöten, vor allem die Schweinemäster stecken in einer existenzbedrohenden Krise. Hoffnungsvolle Signale kommen jetzt aber von den Handelsriesen ALDI und LIDL.

Die großen Discounter wollen künftig nur noch vollständig in Deutschland hergestelltes und mit einem höheren Tierwohlstandard verbundenes Fleischangebot im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Für die notleidenden Schweinemäster und Ferkelerzeuger bietet dies eine Perspektive, stellt sie aber auch vor Herausforderungen.

ALDI und LIDL wollen im Laufe des nächsten Jahres nur noch Schweinefleisch verkaufen, das komplett in Deutschland produziert wird. LIDL beabsichtigt schon im ersten Quartals 2022 nur noch 5D-Schweinefleisch anzubieten. 5D bedeutet, dass die Tiere in Deutschland geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und zerlegt werden. Damit sollen lange Tiertransporte von Ferkeln oder Mastschweinen zur Schlachtung vermieden werden. Nach eigenen Angaben wollen die Handelsriesen, die derzeit stark unter Druck stehenden deutschen Schweineproduzenten stärken. ALDI Nord und Süd starten mit der Umstellung auf 5D im vierten Quartal 2022.

Langfristige und faire Verträge gefordert

Ariane Amstutz, die Pressesprecherin des Landesbauernverbandes, freut sich über die Entscheidung der Marktgiganten: „In der aktuellen coronabedingten Krise in der Schweinehaltung, ist das ein gutes Signal. Vor allem die Ferkelzüchter leiden unter der aktuellen Situation. Die Tierhalter stehen mit dem Rücken zur Wand. Nun müssen aber schnellstmöglich die entsprechenden Rahmenbedingungen festgelegt werden, damit sich die Erzeuger und die Wertschöpfungskette auch darauf einstellen können.“ Doch es gibt lt. Amstutz auch noch weiteren Verbesserungsbedarf.

Als weiterer Schritt müsse aus Sicht des LBV auch eine Kennzeichnung von verarbeiteten Fleischwaren erfolgen, nicht wie bisher angekündigt, nur für Frischfleisch. Mittelfristig erwartet der LBV von den Discountern einen konkreten Plan, wie die Umstellung auf die Haltungsformen 3 und 4 umgesetzt und finanziert werden soll. Dazu hat Amstutz klare Vorstellungen: „Damit unsere Landwirte von 5D wirklich profitieren, brauchen wir langfristige und faire Verträge, die eine Abnahmegarantie und Mindestpreissicherung enthalten.“

Selbstversorgung bei Schweinefleisch dramatisch gesunken

Die Ankündigungen von ALDI und LIDL lösen bei Martina Magg-Riedesser (Schweinemast), Vorstandsmitglied des Kreisbauernverbandes Biberach-Sigmaringen, keine Euphorie aus. Verhalten fällt deshalb ihre Reaktion zu den Ankündigungen aus: „Ich hoffe, dass die Marktgiganten zu den Ankündigungen stehen. Abgesehen davon, sind die Ankündigungen immer noch keine Garantie für regionale Ware. Bei uns Landwirten geben derzeit immer mehr Schweinemäster und Ferkelerzeuger ihre Betriebe auf.“ Magg-Riedesser stellt sich die Frage, woher dann die „Regionalität“ kommen soll?

Diese Frage ist nicht unberechtigt, denn vor kurzer Zeit, zum Stichtag 3. November, war der Schweinebestand in Baden-Württemberg auf 1,46 Millionen gesunken. Dieser Wert wurde letztmals in den fünfziger Jahren ermittelt! Noch erschreckender sind die Zahlen bei den Ferkeln, deren Zahl ging um 113.000 (18,6 Prozent) zurück. Erschwerend für diesen Teil der Landwirtschaft kommt dazu, dass die Preise tief im Keller sind, die Landwirte müssen beim Verkauf sogar noch drauflegen.

Magg-Riedesser verweist deshalb auf die wirtschaftliche Not ihrer Branche: „Ständig werden neue Vorschriften für die Haltungsformen erlassen. Wir können doch nicht ständig unsere Ställe um- oder neu bauen, das ist selbst bei deutlich höheren Preisen finanziell nicht machbar.“ Sie hofft, dass bei LIDL und ALDI ein Umdenken eingesetzt hat: „Bei uns Schweinhaltern und Ferkelerzeugern muss finanziell etwas ankommen. Schon jetzt ist die deutsche Selbstversorgung bei Schweinfleisch auf etwa 45 Prozent gesunken. Die an uns angelegten Standards, sollten auch verpflichtend für die Import-Ware sein.“ Hier sieht sie die Politik gefordert, die nach ihrer Ansicht Sorge dafür tragen müsse, dass die Selbstversorgung im Land sichergestellt wird.

Für die Zukunft sieht Magg-Riedesser eine Lösungsmöglichkeit darin, die Betriebe auf Vertragsbasis umzustellen. Das allerdings, so Magg-Riedesser, bedinge faire und verlässliche Verträge, damit die Betriebe auch wirtschaftlich betrieben werden können.