Das Riedlinger Jufo-Jubiläum: Von den „Gammlern“ bis heute

Das Riedlinger Jufo-Jubiläum: Von den „Gammlern“ bis heute
Die Heavy Metal Band „Last Kind Words“ wird den Besuchern beim Jufo-Jubiläum ordentlich einheizen (Bild: Lastkindsdwords)

Das Riedlinger Jugendforum feiert ab Freitag, 30. September, bis Sonntag, 2. Oktober, sein 50-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum haben die Organisatoren ein spannendes Programm für tagsüber vorbereitet, am Abend lassen es verschiedene DJs und Bands bei Motto-Partys ordentlich krachen. Die Macher haben dem Event den Namen Ziggy Stardust verpasst, eine Hommage an David Bowie, der unter diesem Namen vor 50 Jahren große Erfolge feierte.

Spannende Zeiten durchlebte das Jugendforum Riedlingen. Gabi Huber, damals 1. Vorsitzende, erinnert sich: „Wir waren schon 1971 mit der Situation für Jugendliche im Donaustädtle unzufrieden. Wir wollten nicht nur in Wirtshäusern sein, sondern in eigenen Räumlichkeiten unsere Ideen und Neigungen ungestört entfalten. Uns ging es darum, die Interessen der Jugendlichen durchzusetzen.“ Die damals Jugendlichen hatten einen bewundernswerten Durchsetzungswillen und arbeiteten ein Jahr an der Verwirklichung ihres Traumes. Bei Teilen der älteren Gesellschaft wurden sie wegen ihrer langen Haare, den Bärten, den Miniröcken und Parkas als Gammler beschimpft, galten gar als „Outsider“. Beim Power-Play Revival 2014 schilderten einige Jugendliche in einem Film, wie es damals war: „Wir wurden als Gammler bezeichnet. Also gingen wir an der Fasnet in die Stadthalle, legten uns auf den Boden und gammelten halt!“

Entgegen dieser Meinung nur zu „gammeln“, beschäftigten sich die Mitglieder u. a. in Musik- und Foto-Arbeitsgemeinschaften, lokale Bands probten in den Räumlichkeiten und auch größere Konzerte wurden veranstaltet.

Lehrgang beim WKD

Um Bier in den Jufo-Räumlichkeiten ausschenken zu dürfen, mussten Huber und Gullo Schlegel (2. Vorsitzender), sogar einen Lehrgang beim Wirtschaftskontrolldienst (WKD) in Ulm absolvieren. Was sie dort an Verfehlungen in der Gastronomie zu hören bekamen, sprengte die Vorstellungskraft von Huber und Schlegel komplett.

Wechselhafte Geschichte und Räumlichkeiten

In den 50 Jahren mussten die Jufo-Mitglieder mehrmals die Räumlichkeiten wechseln. Zu Beginn diente das alte Gefängnis als Begegnungsstätte mit Kultcharakter. Dieses kultige Zuhause musste allerdings 1991 geräumt werden, die Jugendlichen wurden in die Stadtwirtschaft (Steinbruch) einquartiert. 2001 wurde das Gebäude bei einem Brandanschlag abgefackelt. Es dauerte drei Jahre, bis das Jufo in renovierten Räumen im alten Bullenstall (direkt an der Donau) eine neue Bleibe in Besitz nehmen konnten. Doch ein Ende ist auch dort absehbar, denn durch die Planungen für das Stadthallenareal droht auch den Jufo-Mitgliedern der dritten Generation ein Umzug. Viele Flohmarktbesucher hoffen, dass das alljährliche Musik-Festival auf der Donau-Insel von den Machern und dem Jufo weiterhin gestemmt werden kann.

Dass das Jufo in den späten 90 er Jahren finanziell überleben konnte, ist der damals überaus engagierten Vorstandschaft zu verdanken. Mit viel Energie und Einfallsreichtum trugen sie ihren Teil dazu bei, um den fünfstelligen Fehlbetrag aus zwei großen Konzertereignissen (1996 und 1997) auszugleichen. Legendär war z. B. die Guildo Horn Party während des Eurovision Song Contests 1998. Viele Mütter strapazierten ihre Backöfen, um Nussecken für die Party zu produzieren. Deren Verkauf am Abend des Song Contests war nur ein Baustein der Schuldenrückführung.

Coole Party-Abende

Musikalisch legt „rainbowhead“ (Ulm) am Freitag ab 20 Uhr mit Psychedelic Rock los. Mit „Last Kind Words“ folgt ab 21.15 Uhr eine weitere Band aus Ulm, die mit einem Mix aus Heavy Metal und Melancholie an den Start geht. Die Punkrockband „Knarre“ aus Ravensburg lässt es ab 22.30 Uhr krachen, zum Abschluss der Rock & Punk Party legt DJ Chriss Roxx auf.

Am Samstag geht es musikalisch mit einer HipHop & Techno Party weiter. „L-Sura“, eine junge Rapperin aus Leipzig haut dabei ordentlich auf die Kacke. Ab 22:30 Uhr sorgt DJ Tenero (Leipzig) mit Ghetto House/Trance für eine andere Klangwelt. Zum Abschluss sorgt „carlito666“ mit Hardgroove und Techno für ordentlich Bewegung beim Party-Volk.

Am Sonntag wird beim Endspurt das Stadthallenareal nochmals ordentlich zum Beben gebracht. Ab 20 Uhr nehmen Ingo und Zeljko die Besucher in der Stadthalle auf eine musikalische Zeitreise auf Vinyl durch die letzten 50 Jahre mit. Mit DJ Adrian Flux (Wien), seit 1991 mit regelmäßigen Sets auf Fm4 La Boum de Luxe präsent, startet die Party ins Finale.

Zu hoffen ist, dass das Engagement der Macher mit einem großen Besucherzuspruch belohnt wird.

Mehr Infos zum Programm gibt es hier.