Boxer Timo Schwarzkopf: „WM-Kampf in Wangen ist mein Traum“

Boxer Timo Schwarzkopf: „WM-Kampf in Wangen ist mein Traum“
Der Wangener Timo Schwarzkopf hofft, im kommenden Jahr um die WM im Superleichtgewicht boxen zu können. (Bild: PR)

Deutschlands bester Boxer in der Klasse Superleichtgewicht kommt aus Wangen im Allgäu: Timo Schwarzkopf wollte in diesem Herbst um die WM kämpfen, doch eine Verletzung des Gegners durchkreuzte seine Pläne. Mit WOCHENBLATT-Redakteur David Balzer sprach der 29-Jährige über seine Liebe zum Boxsport, die Herausforderungen für einen Profi während der Corona-Pandemie sowie seine Pläne für die kommenden Monate.

Timo, über drei Monate hartes Training liegen hinter dir, da du im Oktober eigentlich um die Qualifikation für die WM geboxt hättest. Dein Gegner hat allerdings verletzungsbedingt eine Woche vor dem Kampf abgesagt. Wie gehst du damit um?

Ich war in meiner Karriere noch nie so heiß auf einen Kampf, vier Wochen je 90 Runden Sparring standen mit meinem Trainer Conny Mittermeier unter anderem auf dem Programm. Nach der kurzfristigen Absage war ich im ersten Moment sehr wütend, weil die monatelange Vorbereitung umsonst war. Das war schließlich bereits das zweite Mal in diesem Jahr der Fall, da ich mich zwischen Januar und März schon auf einen Kampf vorbereitet hatte, ehe Corona alles zunichte machte.

(Bild: PR)

Jetzt wäre der Kampf sogar live im TV vom ZDF übertragen worden.

Das ist natürlich sehr schade. Ich bin mir sicher: Die Zuschauer hätten einen Top-Kampf zu sehen bekommen. Hadern bringt aber nichts, ich schaue nach vorne.

Wie realistisch ist es, in absehbarer Zeit einen WM-Kampf bestreiten zu können?

Ich hoffe, zunächst Ende Januar meinen WM-Quali-Kampf zu gewinnen, dann könnte es im Frühjahr soweit sein. Mein Traum als stolzer Wangener ist es, dass der WM-Kampf 2021 hier stattfindet. Dafür nehme ich sehr viel in Kauf.

Wie hast du dich fit gehalten, als der Lockdown im Frühjahr kam?  

Vernünftiges Training war quasi nicht möglich. Ich habe versucht, mit der Unterstützung von Conny so gut es ohne Trainingspartner eben geht meine Fitness beizubehalten. In den vergangenen Jahren habe ich beispielsweise oft mit Jürgen Brähmer, meiner Meinung nach Deutschlands bester Boxer, trainiert. Ein absolutes Highlight war auch ein Kampf in den USA, in dessen Rahmen ich die Gelegenheit hatte, mit Evander Holyfield zu trainieren.

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Wie würdest du deinen Box-Stil bezeichnen?  

Ich bin ein K.o.-Spezialist, aber mittlerweile treffe ich auf Weltklasse-Boxer und die sind nur schwer auszuknocken. Ich bin immer noch aggressiv im Ring, agiere aber nun cleverer und habe über die Jahre aber viel dazugelernt – in den USA wird zum Beispiel viel härter geboxt.

Mit 29 Jahren blickst du bereits auf 22 Jahre Erfahrung im Boxsport zurück, davon elf als Profi. Wie kam es dazu, dass du als Kind nicht lieber zu einem Fußball- oder Handballverein gegangen bist?

Meine beiden Brüder (sechs bzw. acht Jahre älter; Anm. d. Red.) haben mich zu Kämpfen des BC Wangen mitgenommen, das war faszinierend und ich dachte mir: Das ist mein Sport! Fortan war Mike Tyson mein Idol und ich wollte unbedingt auch Boxer werden. Es ist zwar ein harter Sport, macht aber nach wie vor unglaublich viel Spaß.

Was schätzt du beim Boxen am meisten?

Das direkte Duell gegen den Kontrahenten im Ring: Eins-gegen-eins, dazu die Rufe des Publikums – man spürt das Adrenalin im ganzen Körper und powert sich voll aus. Und wenn man erst einmal an den Bereich des Profiboxens herankommt, gibt man noch mehr Gas.

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Du wohnst nach wie vor in Wangen. Findest du hier optimale Trainingsbedingungen vor?

Das ist ein Thema, an dem ich arbeite: Aktuell trainiert der BC Wangen in der alten Sporthalle, ein professionelles Gym gibt es im Umkreis leider nicht. Daher möchte ich eine Kooperation realisieren, zu deren Gelingen allerdings noch einige Auflagen erfüllt werden müssen. Mein Ziel ist es, weiterhin hier zu trainieren und nach Möglichkeit in der voll besetzten Argensporthalle Kämpfe zu bestreiten.