Zerbrechliche Kunstwerke aus dem Kloster Reute

Zerbrechliche Kunstwerke aus dem Kloster Reute
(Bild: le)

Bad Waldsee/Reute (le) – Hostien nennt man das Brot, das die Kirchen in Eucharistiefeiern und beim Abendmahl verwenden. Schon der heilige Franziskus legte großen Wert darauf, dass alles, was zur Eucharistiefeier benötigt wird, von guter Qualität, wertvoll, schön und sauber sei. Mit viel Liebe und Stolz wird dieser Tradition noch heute im Kloster Reute bei Bad Waldsee nachgegangen. Für Ordensschwester Revokata ist das fast tägliche Backen der Hostien seit zehn Jahren eine besondere Ehre. Was man braucht ist eine große Portion Fingerspitzengefühl und Geduld. Wir durften hinter die Klostermauern schauen.

Seit 1873 werden bei den Franziskanerinnen in Reute in Handarbeit Hostien hergestellt. Bis vor ein paar Jahren wurden die zerbrechlichen Kunstwerke in katholische und evangelische Kirchen in ganz Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich verschickt.  Mittlerweile werden sie nur noch für den Eigenbedarf hergestellt.

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Die Zutaten sind seit jeher Weizenmehl und Wasser. „Je feiner das Mehl ausgemahlen ist, je schöner wird der Teig“, so Schwester Revokata. Gebacken wird mit alten und speziellen Hostieneisen in drei Größen. Auf der Oberseite der Eisen sind verschiedene religiöse Motive eines Kirchenjahres wie z.B das Jesuskind, das Osterlamm und der Auferstandene eingeprägt. Alle wurden mühevoll von Hand eingraviert. Nach dem zweiminütigen Backvorgang der zischenden Eisen werden die Motive auf den Hostien sichtbar. Die Hostien für die Priester sind am Größten.

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Seit 1928 wird in der Klosterbäckerei mit elektrischen Eisen gebacken. Davor war die Arbeit viel beschwerlicher, da die holzbeheizten Eisen ohne Thermostat ausgestattet waren.

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Wenn die großen Oblaten mit den vielen Motiven erkaltet sind, kommt das Stanzen. „Unser Stanzeisen ist schon Asbach Uralt“, erklärt Schwester Revokata mit einem liebevollen Augenzwinkern. Beim Ausstechen der größeren Hostien ist ein gutes Auge, ein kräftiger Druck und viel Geduld gefragt. Es bleibt nicht aus, dass diese Haltung ganz schön in den Nacken geht. Die kleineren Hostien werden maschinell gestanzt.

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Der letzte Vorgang ist das Verpacken. Das muss schnell gehen, damit die Hostien nicht feucht werden. Natürlich fällt beim Stanzen auch öfters mal Oblatenbruch an. Der wird nicht alt und findet bei den Mitschwestern regen Absatz.

Schwester Revokata, was „Wiedergerufene“ heißt, kam mit 17 Jahren zu den Franziskanerinnen nach Reute und hat diesen Schritt keinen Tag bereut. Der heute 84-Jährigen aus der Nähe von Biberach war schon bei ihrer Kommunion im Kindesalter klar, dass sie mal ins Kloster möchte.