Zwei grundverschiedene Monatshälften WETTERSTATISTIK der WETTERWARTE SÜD – September 2022 –

WETTERSTATISTIK der WETTERWARTE SÜD – September 2022 –
Vom sonnig-warmen Spätsommer in den feucht-kühlen Frühherbst. (Bild: Pixabay)

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Der September gilt nicht zu Unrecht als „Mai des Herbstes“. Die große Hitze ist vorüber und mit dem Spätsommer, der allmählich in den Altweibersommer übergeht, herrscht häufig angenehm temperiertes Wohlfühlwetter. Dieses Jahr allerdings nur bis zur Monatsmitte.

Bei ordentlich Sonnenschein und öfters mal mit Föhnunterstützung stieg das Quecksilber regelmäßig über 20 Grad, an vier Tagen sogar nochmals über die Sommermarke von 25 Grad. Am 13. (Dienstag) schaufelte der Ex-Hurrikan „Danielle“ auf seiner Vorderseite einen Schwall subtropischer Luft mit Saharastaub aus Nordafrika nach Süddeutschland, wobei die Temperaturen besonders im föhnigen Allgäu örtlich nahe an die 30-Grad-Marke kletterten. So etwas erlebt man Mitte September selten, wenn überhaupt. Bei nach wie vor badetauglichen Werten von 20 bis 23 Grad luden die Naturseen noch lange Zeit zu einem Sprung ins kühlende Nass ein.

Doch ab dem 16. wehte ein anderer Wind. Kam die Luft davor zumeist aus südlichen Gefilden, gelangte nun mit Drehung der Höhenströmung auf Nordwest frische Polarluft von Grönland auf direktem Wege zu den Alpen. Über Nacht zog der Herbst ins Land und in den Bergen sank die Schneefallgrenze vorübergehend bis gegen 1500 Meter herab, sodass sich die Höhenzüge der Nagelfluhkette um den Hochgrat und das Säntismassiv im weißen Winterkleid präsentierten.

Auch auf dem Feldberg fielen Schneeflocken, was für die fortgeschrittene Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. Zwischen dem 20. und 23. kam die eingeflossene Kaltluft unter Hochdruckeinfluss, weshalb sich in den sternklaren Nächten Bodenfrost, mancherorts sogar die ersten Luftfröste, gemessen in zwei Meter Höhe, einstellten. So unter anderem in Merklingen, Winterlingen, Hüfingen, Oberstadion, Hochdorf-Appendorf, Gutenzell-Hürbel und Bad Saulgau.

Tiefste Temperatur am 23.: + 1,5°C (+ 5,0°C)
Höchste Temperatur am 13.: + 27,8°C (+ 27,2°C)
Durchschnittliche Monatstemperatur: + 13,1°C (+ 15,1°C)
Monatssumme des Niederschlags: 67,1 mm (22,0 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 142,3 Stunden (214,0 Stunden)  

(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)

Die erste Monatshälfte mehr als drei Grad zu warm, die zweite beinahe vier Grad zu kalt, unterm Strich und bezogen auf die letzten dreißig, bereits deutlich vom Klimawandel geprägten Jahre, ein leicht unterkühlter September. Im Vergleich zur Standardreferenzperiode 1961 bis 1990, also dem Bezugszeitraum zur Betrachtung langfristiger Klimaveränderungen, liegt er auf das Zehntel Grad genau in der statistischen Norm.

Von der sommerlichen Trockenheit ist mittlerweile kaum mehr etwas zu sehen oder zu spüren, wenn auch nur oberflächlich. Zum einen fehlt nach wie vor das Wasser in tieferen Bodenschichten und zum anderen hat es in diesem September zwar häufig geregnet, doch die Wolken haben ihr Nass wieder einmal sehr ungleichmäßig übers Land verteilt.

Während im Allgäu, im südlichen und östlichen Oberschwaben sowie am Bodensee verbreitet über 100 Liter/m² fielen, Spitzenreiter war Isny mit 188,8 Liter/m², vor Albbruck mit 186,3 Liter/m², waren es in den anderen Regionen kaum mehr als 60 bis 80 Liter/m². Rüdiger Klan und Helmut Gaggermeier verbuchten in Dürnau bzw. in Langenenslingen lediglich 59,4 Liter/m², Werner und Anneliese Mack in Langenau 57,0 Liter/m², Andrea und Wolfgang Berwarth in Wald-Hohenzollern 56,5 Liter/m² und Herbert Beiter in Rangendingen gar nur 53,5 Liter/m², viel zu wenig, um das im Sommer aufgelaufene Niederschlagsdefizit einigermaßen auszugleichen.

Nach dem Sonnenscheinfestival der vergangenen Monate kamen die Sonnenliebhaber, aber auch die Photovoltaik- und Solaranlagenbesitzer nicht ganz auf ihre Kosten, denn im Vergleich zum langjährigen Mittel fehlten rund zehn Prozent der Sonnenscheinstunden und an zehn Tagen hielt sich der Himmel sogar vollständig bedeckt.

                                                                                                                                WWS-roro