Wetterstatistik der Wetterwarte Süd für Juli 2023

Wetterstatistik der Wetterwarte Süd für Juli 2023
Am Ende geht dem Hitze-Juli die Puste aus. (Bild: Pixabay)

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Bis zum 23. Juli herrschte mit kurzen Unterbrechungen warmes bis brütend heißes Sommerwetter. Nordafrikanische Luft trieb die Temperaturen zeitweilig über 35 Grad. Doch ausgerechnet zum Beginn der Hundstage und damit auch der Haupturlaubs- und Ferienzeit ging der Sommer auf Tauchstation.

19 Sommertage mit 25 Grad und mehr (30-jähriger Mittelwert: 15,4 Tage) und 6 Hitzetage mit mindestens 30 Grad (4,6 Tage), wahrlich keine schlechte Ausbeute für einen Juli, aber ein ganzes Stück weit entfernt von den Spitzenwerten der Jahre 2022, 2018, 2015, 2006 und erst recht vom Jahrhundert-Juli 1983. Das lag ausschließlich daran, dass sich zum Monatsende hin zunehmend kühle Nordseeluft breitmachte.

Bis dahin bestimmte häufig Mittelmeerluft unsere Witterung. Am 9. (Dienstag) befand sich das Zentrum der Hitzeglocke genau über dem Verbreitungsgebiet der Wetterwarte Süd. In deren Messnetz wurde an 50 der 137 Wetterstationen die 35 Grad-Marke erreicht oder deutlich überschritten, In Lindau, Kressbronn und Ravensburg-Torkenweiler waren es knapp 37 Grad und in Bad Krozingen im Breisgau sogar 38,9°C. Am späten Abend und in den frühen Nachtstunden beendete eine markante Gewitterfront mit einer vorauslaufenden Böenwalze die fünftägige Hitzewelle.

Dabei wurden vielerorts schwere Sturmböen von 10 Beaufort registriert, an zehn Stationen, besonders im Landkreis Tuttlingen, in Oberschwaben und im Allgäu auch orkanartige Böen von 11 Beaufort. Spitzenreiter waren Hochdorf-Busenberg mit 115,9 km/h sowie Ebersbach-Menzenweiler und Isny mit jeweils 109,4 km/h, dicht gefolgt von Erolzheim, Kirchdorf an der Iller und Bad-Schussenried-Reichenbach. Noch höhere Windgeschwindigkeiten wurden auf dem Dreifaltigkeitsberg beobachtet.

Tiefste Temperatur am 27.: + 8,0°C (+ 9,0°C)
Höchste Temperatur am 11. und 15.: + 35,1°C (+ 36,2°C)
Durchschnittliche Monatstemperatur: + 19,9°C (+ 20,7°C)
Monatssumme des Niederschlags: 87,6 mm (71,9 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 272,1 Stunden (366,1 Stunden)
 
(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried,
die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)

Die Folgen in dem vom Sturm am meisten betroffenen Gebieten waren enorme Schäden in den Wäldern, erhebliche Behinderungen im Verkehrswesen mit zahlreichen Sperrungen von Straßen und Bahnlinien, Blitzeinschläge, Überschwemmungen und Stromausfälle. Bei Aichstetten kam ein Rollerfahrer durch einen umgestürzten Baum und zwischen Oggelshausen und Schienenhof ein Waldarbeiter bei Aufräumarbeiten ums Leben. Die Feuerwehren verbuchten vom Neckar bis zum Bodensee mehr als 1000 Einsätze.

Nach einer vorübergehenden Entspannung mit angenehmen Temperaturen kam am 15. (Samstag) nochmals ein Schwall heißer Mittelmeerluft über die Alpen, wobei die höchsten Werte weiter im Osten gemessen wurden (Reichenbach an der Fils: 37,5°C).  Danach pendelten sich die Temperaturen auf ein erträgliches Sommerniveau ein, bevor es dann mit dem Beginn der Hundstage sukzessive bergab ging. Die frische Nordseeluft, die schon seit  einigen Tagen über dem Norden Deutschlands lauerte, kam nun bis zu den Alpen voran und sorgte bis zum Monatsende, verstärkt jedoch in den ersten Augusttagen für sehr wechselhaftes und kühleres Wetter. Erhöhte Waldbrandgefahr, ein auffallend niedriger Bodenseepegel und das Wasserentnahmeverbot aus Flüssen, Bächen und Seen waren bald kein Thema mehr.

Die spannungsgeladene Wetterlage hatte es in sich. Selten wurden in einem Monat so viele Gewitter gezählt. In der schwül-heißen, energiegeladenen und labilen Luft bildeten sich gebietsweise heftige Platzregen mit Aquaplaning- und kleinräumiger Überflutungsgefahr nieder, örtlich begleitet von Hagel. Die Gewitterwolken verteilten ihr Nass, wie gewohnt, sehr ungleichmäßig übers Land.

Doch selten waren die Gegensätze so groß. Während Hubert Blank in Wolfegg-Veesers, Ulrich Muhr in Illerkirchberg und Robert Baur in Schemmerberg um die 180 Liter/m² verzeichneten, Beate Kiesel in Oberdischingen gar 185,7 Liter/m² und damit beinahe das Doppelte des Niederschlagsolls, waren es in Winterlingen, Pfullendorf, Neresheim, Scheer, Bad Saulgau und Langenau nur 65 bis 75 Liter/m² und bei Petra Klaiber in Ostrach lediglich 59,6 Liter/m² und damit weit weniger als in einem durchschnittlichen Juli. Was die Sonnenscheindauer anbelangt, gab es allerdings keine nennenswerten Unterschiede: überall biederes Mittelmaß.

                                                                                                                                                WWS-roro