Wetter-Spezial: Eiswinter 2021/2022 mit Schneemassen? Polarwirbel stellt die Weichen!

Wetter-Spezial: Eiswinter 2021/2022 mit Schneemassen? Polarwirbel stellt die Weichen!
Winterprognose 2021/2022: Mildwinter oder Eiswinter? (Bild: Pixabay)

Winterprognose 2021/2022

Angesichts der ruhigen Novemberzeiten, die uns ab dem Wochenende mit viel „Inversion“ (Hochnebel, Nebel, teils Sonne) bevorstehen, blicken wir heute mal wieder in die mittel- und langfristigen Aussichten. Dazu stellen wir uns die Frage: Droht uns nach einem Jahrzehnt voller milder Winter diesmal ein Kalt- und Eiswinter?

Das vergangene Jahrzehnt brachte uns im Vergleich zum langjährigen Klimamittel aus den Jahren reihenweise zu warme Winterverläufe.

Wie es die Aufzeichnungen seit 1880 für die Winterjahre eindeutig unter Beweis stellt, wurden die Winter seit etlichen Jahren im Vergleich zum neuen Klimamittel aus dem Zeitraum 1991 bis 2020 immer wärmer.

Die vergangenen Winter wurden im Mittel immer wärmer.
Die vergangenen Winter wurden im Mittel immer wärmer.(Grafik: Mtwetter.de)

Auch der letzte Winter 2020/2021 war trotz unserem Empfinden deutschlandweit 1,6 Grad zu mild.

Obwohl die Adventszeit vor einem Jahr öfter Kälte und Schnee brachte, der Januar am Alpenrand extreme Schneemassen erzeugte und eine scharfe Luftmassengrenze im Februar teilweise historische Schnee- und Frostereignisse brachte, fiel der Winter 2020/2021 im Endeffekt zu warm aus.

Winter 2021/2022: Was prognostizieren die seriösen Wettermodelle?

Um herauszufinden, in welche Richtung der bevorstehende Winter sich entwickeln könnte, blicken wir auf die seriösen Wettermodelle.

Dabei handelt es sich bei Mittel- und Langzeitprognosen um keine klassischen Wettervorhersagen, wie man sie sonst aus den Nachrichten oder von uns kennt. Wir betrachten genauer, was die Monatsprognosen für die meteorologischen Wintermonate Dezember, Januar und Februar für Abweichungen von Temperatur und Niederschlag berechnen.

Nach dem sogenannten Wettermodell „NOAA“ gibt es im Jahr Winter 2021/2022 keinen Eis- oder Kaltwinter. Das ist in Zeiten des Klimawandels durchaus nicht überraschend.

Wie die Monatskarte mit der Temperaturanomalie (Abweichung) zum Klimamittel anschaulich zeigt, soll der Dezember über Europa vielfach zu warm ausfallen. Vor allem über Mittel- und Osteuropa sind rote Farbflächen zu erkennen, die für einen zu warmen Verlauf des Dezembers sprechen.

Der Dezember soll bei uns im Mittel deutlich zu warm enden.
Der Dezember soll bei uns im Mittel deutlich zu warm enden. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Der Januar hingegen zeigt über Mitteleuropa und Deutschland nur leichte Abweichungen. Demnach könnte der „Hochwintermonat“ Januar über Deutschland nur leicht zu mild ausfallen. Im Nordosten und Osten, wo die Kälte oftmals zu uns nach Mitteleuropa gelangt, werden ausgerechnet dort viel zu warme Abweichungen berechnet.

Der Januar könnte über Deutschland leicht zu mild ausfallen.
Der Januar könnte über Deutschland leicht zu mild ausfallen. (Graifk: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Für den dritten und letzten meteorologischen Wintermonat Februar erwartet das „NOAA“-Modell deutlich zu warme Abweichungen über Mittel- und Nordeuropa. In den südlichen Teilen Europas sind dagegen kaum Abweichungen zu besichtigen.

Der Februar würde in Sachen „Winterwetter“ nach dieser gemittelten Monatsprognose nicht mehr viel auf die Kette bringen.

Der letzte meteorologische Wintermonat könnte deutlich zu warm enden.
Der letzte meteorologische Wintermonat könnte deutlich zu warm enden. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Der darauffolgende März, der zwar bereits zum meteorologischen Frühling zählt, hat uns beispielsweise im vergangenen Jahr wiederholte Wintereinbrüche mit Frost und Schnee gebracht. Nach der gemittelten „NOAA“-Prognose sind späte Wintereinbrüche im März sehr unwahrscheinlich. Das „NOAA“-Wettermodell ist eines der zwei führenden und seriösen Langzeitmodellen, die im Grunde genommen die besten Daten auffassen.

Wenn diese Monatsprognosen so eintreffen, würde der Winter im Mittel landesweit zu warm ausfallen.

Das europäische ECMWF-Modell berechnet ebenfalls einen (leicht) zu milden Winter 2021/2022. Die besten Chancen für winterliche Wetterlagen hätte dem zu Folge der Januar.

Polarwirbel stellt die Weichen

Bevor Kälte und Schneefälle Mitteleuropa und Deutschland erreichen können, muss die Kälte auf der Nordhalbkugel zuerst hergestellt werden. Dafür verantwortlich ist der sogenannte „Polarwirbel.“

Die Kälte wird über der Nordhemisphäre hergestellt.
Die Kälte wird über der Nordhemisphäre hergestellt. (Bild: Pixabay)

Der „Polarwirbel“ ist ein großes Kaltluftwindband in rund 36 km Höhe über der Nordhemisphäre. Jährlich baut sich der Polarwirbel kontinuierlich auf, sobald die Sonne die nördlichen Gebiete nicht mehr erreicht. Dann findet bereits Ende August/ Anfang September die Kaltluftproduktion über der Nordhemisphäre statt.

Die Kaltluft kann dann durch den sogenannten „Jetstream“ nach Mitteleuropa transportiert werden. Ob und mit welcher Konstellation (Nordlage, Ostlage) die Kälte unsre Breitengrade erreicht, hängt wiederum vom Jetstream ab.

Der Polarwirbel formiert sich über der Nordhemisphäre.
Der Polarwirbel formiert sich über der Nordhemisphäre. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Beim Jetstream handelt es sich um ein Starkwindband in etwa 10 km Höhe. Dieses Starkwindband steuert quasi die Hoch- und Tiefdruckgebiete und bestimmt daher unser Wetter.

Wenn sich der große Polarwirbel splittet und sich in zwei große „Kältepole“ teilt, kann es zu einem „Arctic Outbreak“ kommen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass uns sehr kalte Luftschichten über mehrere Tage und Wochen folglich über Mitteleuropa etablieren, ist kurze Zeit später (10-14 Tage) nach solch einem „Polarwirbel-Splitt“ deutlich erhöht.

Ein möglicher Arctic Outbreak könnte solch eine Nordlage entstehen lassen.
Ein möglicher Arctic Outbreak könnte solch eine Nordlage entstehen lassen. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Das Gegenteil von einem „Arctic Outbreak“ ist allerdings auch möglich. Dabei handelt es sich um das sogenannte „Major Warming“. Dieses Szenario würde nachhaltiges Winterwetter bei uns frühzeitig beenden.

Meine persönliche Wintereinschätzung

Meine persönliche Einschätzung für den Winter 2021/2022 unterscheidet sich teilweise von den Erwartungen der „NOAA.“

Ich persönlich rechne mit einem Winter, der uns besonders in der zweiten Dezemberhälfte und im Januar mitunter sehr kalte Winterabschnitte mit Dauerfrost und Schneefällen bringt. Dazwischen wird es – wie in jedem Winter – auch mildere Witterungsphasen mit Tauwetter bis ins höhere Bergland geben.

Nach meiner Auffassung erwarten uns viele „Inversionslagen“ mit kalter (Frost- )Luft und jede Menge Grau (Hochnebel, Nebel). Im Bergland wiederum spricht das dann für einen sonnigen und kalten, oftmals auch schneereichen Winter bis weit ins Frühjahr hinein.

(Bild: Pixabay)

Insgesamt gehe ich davon aus, dass die Wintersaison 2021/2022 seinem Namen über weite Strecken alle Ehre machen wird. Einen Eis- oder Kaltwinter, der hier und da prophezeit wird, halte ich genauso wie einen durchgängigen Mildwinter für äußerst unwahrscheinlich. Am Ende wird es ein durchschnittlicher, aufgrund von zwischenzeitlichen Südwestlagen möglicherweise auch leicht zu milder Winter werden.

Was denkt ihr über den kommenden Winter 2021/2022? Erhofft ihr Euch eher einen kalten und schneereichen oder eher milderen Verlauf des Winters? Lasst es uns und mich gerne wissen: [email protected]